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die Kühe, schlägt Butter, reinigt, putzt, webt und versieht überhaupt alle Arbeiten, die
ihr zugehören. Beim Schlagen der Butter spricht das ruthenische Weib Folgendes:
„Bettler prügelten einander, Butter habe ich geschlagen,
Erbsen haben sie verschüttet, j Zusammen Butter, zusammen Butter,
Ich N. N. ging und las sie auf; Zusammen, zusammen, zusammen Butter."
Wenn beim Brotbacken der Sauerbrei (iro-ol^cm) angemacht wird, so spricht das
Bauernweib:
„Es ging ein Greis über's Eis, ! In Euere Sauersuppe (krvusru),
Verlor den Wein und den Meth j In unfern Sauerbrei."
Schiebt sie sodann das Brot in den Backofen, so macht sie über dem ersten Laib mit
der Hand, sowie nachher vor dem Anschneiden des schon gebackenen Brotes mit der Messer
spitze über dem letzteren das Kreuzzeichen.
Das Vermögen wird in der Regel vom Manne und vom Weibe gemeinschaftlich
verwaltet, doch hat meist nur der Mann das Verfügungsrecht über dasselbe. Nur Kleider
und Wäsche, welche das ruthenische Weib als Mitgift bekommen hat, sind ihr unangreif
bares Eigenthum. Stirbt die Frau nach kurzer Zeit kinderlos, so fällt ihr unbewegliches
Eigenthum wieder an ihre Eltern zurück.
Haus und Hof (ellutu, poärvirjo, ob^tse). Will der junge Ehemann seine selb
ständige Wirtschaft gründen, so geht er vorerst an den Bau des Hauses und veranstaltet
zu diesem Zwecke eine „irluira." oder „toloicg.", das ist er ladet Nachbarn und Verwandte
zur unentgeltlichen Hilfeleistung ein, wofür er sie dann mit Speise und Trank bewirthet.
Das Baumaterial, woraus die Wände verfertigt werden, besteht je nach der Gegend aus
Stein, Holz oder Ruthengeflecht, das Dach wird aus Stroh, Schilf oder Schindeln her
gestellt. Hat die Aufführung der Hütte begonnen, so legt der Meister in eine Ecke derselben
zwischen zwei Balken Salz, Ladanum und einige Brocken geweihten Osterbrotes und
besprengt den Ort mit Weihwasser. Ist der Bau vollendet, so findet nicht selten auch eine
kirchliche Hausweihe statt. Doch häufiger, als die kirchliche Weihe ist folgender Brauch:
Der Wirth wirft einen oder zwei Tage vor seinem Einzuge in das neue Haus einen
schwarzen Hund oder Hahn in die Stube; auf dieses Thier werden alle Übel und Krank
heiten übertragen, welche die künftigen Bewohner der Hütte hätten treffen sollen.
Die durchschnittliche Länge einer ruthenischen Bauernhütte beträgt 8 bis 10 Meter,
ihre Breite etwa 5 Meter. Sie ist mit der Längsseite, in welcher die Eingangsthür
sich befindet, meist gegen Süden gewendet. Durch die Eingangsthür gelangt man in
ein Vorhaus oder elloröinzfi, aus welchem eine Thür zur rechten Hand in
die große Stube (elluta), zur linken Hand in die kleine Stube (oirutL^sna) führt.
Treten wir zunächst in die erste ein. An der Süd- und Ostwand finden wir daselbst lange