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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Bukowina

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Mahlzeit ein. Stets heiteren Gemüthes, schwärmt er für Musik und Tanz. Diese dürfen 
weder an hohen Feiertagen noch bei Familienfesten fehlen. 
An ersteren, auch Weihnachten nicht ausgeschlossen, ziehen die Bursche mit Musik von 
Haus zu Haus. Insbesondere besuchen sie jene Häuser, wo heiratsfähige Mädchen sind. 
Überall wird eine Weile gesungen und getanzt. Hiesür spendet jedes Mädchen einen Kuchen 
und eine Flasche Schnaps. Das auf diese Weise Gesammelte wird am folgenden Tage bei 
Musik und Tanz gemeinschaftlich verzehrt. 
Unter den Familienfesten sind es besonders die Taufen und Hochzeiten, wobei der 
heitere Sinn dieser Ungarn sich offenbart. Zu den Taufen wird die ganze benachbarte 
Jugend, oft 15 bis 20 Paare, eingeladen. Selbstverständlich fehlen auch die Musikanten 
nicht. Noch fröhlicher geht es bei den Hochzeiten zu. Sie dauern zwei bis drei Tage. Die 
Gäste versammeln sich theils bei der Braut, theils beim Bräutigam und beide Parteien 
gehen gesondert unter Musik und Pistolenschüssen in die Kirche. Nach der Trauung werden 
vor der Kirche einige Tänze aufgeführt, woran sich außer den Hochzeitsgästen auch die tanz 
lustigen Zuschauer betheiligen können. Dann kehren beide Parteien, also auch die Neu 
vermählten, an ihren Ausgangspunkt zurück, um sich den Freuden des Hochzeitsmahles 
hinzugeben. Erst nach Beendigung dieses Mahles wird die Braut vom Bräutigam abgeholt. 
Er reitet auf tüchergeschmücktem Pferde; die Bursche und übrigen Gäste, erstere gleichfalls 
hoch zu Pferde, letztere zu Wagen, folgen ihm. Bei dem Hause der Braut angelangt, finden 
sie das Thor versperrt. Es entspinnt sich ein harter Kampf, in welchem schließlich der 
Bräutigam siegt; die Braut wird ihm aber erst ausgefolgt, nachdem er den geforderten 
Kaufpreis zu geben versprochen und den ^läoiuüs (Kauftrunk) bezahlt hat. Darauf geht 
es unter Musik und Pistolengeknall durch das ganze Dorf und schließlich zum Hause des 
Bräutigams, wo abermals geschmaust und dann getanzt wird. Am folgenden Tage 
erscheinen die verheirateten weiblichen Gäste und setzen der Braut unter verschiedenen 
Ceremonien die Haube, das Zeichen der Hausfrau, auf. Bald darauf finden sich auch die 
übrigen Hochzeitsgäste ein, und das Festgelage beginnt von neuem. 
Trotz seiner bisweilen sogar ausgelassenen Heiterkeit ist der Bukowiner Ungar sehr 
religiös. Jede Arbeit wird mit einem Helfgott angefangen, und es gilt für eine schwere 
Sünde, ohne Grund den sonntägigen Gottesdienst zu versäumen. Dem tiefen religiösen 
Drange mag es auch zuzuschreiben sein, daß bei ihnen jeder Verstorbene unter geistlicher 
Assistenz in den Sarg gelegt wird. Schließlich sei noch erwähnt, daß sie weniger 
abergläubisch als ihre rumänischen, ja selbst als ihre deutschen Nachbarn sind. 
Die ersten Slovaken sind in der Bukowina am Ende des vorigen Jahrhunderts 
als Holzhauer bei der Krasnaer Glashütte, und zwar in dem heute Althütte genannten 
Orte, angesiedelt worden. Um das Jahr 1820 ließen sich 30 andere Familien in Hliboka
	        
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