316
Mahlzeit ein. Stets heiteren Gemüthes, schwärmt er für Musik und Tanz. Diese dürfen
weder an hohen Feiertagen noch bei Familienfesten fehlen.
An ersteren, auch Weihnachten nicht ausgeschlossen, ziehen die Bursche mit Musik von
Haus zu Haus. Insbesondere besuchen sie jene Häuser, wo heiratsfähige Mädchen sind.
Überall wird eine Weile gesungen und getanzt. Hiesür spendet jedes Mädchen einen Kuchen
und eine Flasche Schnaps. Das auf diese Weise Gesammelte wird am folgenden Tage bei
Musik und Tanz gemeinschaftlich verzehrt.
Unter den Familienfesten sind es besonders die Taufen und Hochzeiten, wobei der
heitere Sinn dieser Ungarn sich offenbart. Zu den Taufen wird die ganze benachbarte
Jugend, oft 15 bis 20 Paare, eingeladen. Selbstverständlich fehlen auch die Musikanten
nicht. Noch fröhlicher geht es bei den Hochzeiten zu. Sie dauern zwei bis drei Tage. Die
Gäste versammeln sich theils bei der Braut, theils beim Bräutigam und beide Parteien
gehen gesondert unter Musik und Pistolenschüssen in die Kirche. Nach der Trauung werden
vor der Kirche einige Tänze aufgeführt, woran sich außer den Hochzeitsgästen auch die tanz
lustigen Zuschauer betheiligen können. Dann kehren beide Parteien, also auch die Neu
vermählten, an ihren Ausgangspunkt zurück, um sich den Freuden des Hochzeitsmahles
hinzugeben. Erst nach Beendigung dieses Mahles wird die Braut vom Bräutigam abgeholt.
Er reitet auf tüchergeschmücktem Pferde; die Bursche und übrigen Gäste, erstere gleichfalls
hoch zu Pferde, letztere zu Wagen, folgen ihm. Bei dem Hause der Braut angelangt, finden
sie das Thor versperrt. Es entspinnt sich ein harter Kampf, in welchem schließlich der
Bräutigam siegt; die Braut wird ihm aber erst ausgefolgt, nachdem er den geforderten
Kaufpreis zu geben versprochen und den ^läoiuüs (Kauftrunk) bezahlt hat. Darauf geht
es unter Musik und Pistolengeknall durch das ganze Dorf und schließlich zum Hause des
Bräutigams, wo abermals geschmaust und dann getanzt wird. Am folgenden Tage
erscheinen die verheirateten weiblichen Gäste und setzen der Braut unter verschiedenen
Ceremonien die Haube, das Zeichen der Hausfrau, auf. Bald darauf finden sich auch die
übrigen Hochzeitsgäste ein, und das Festgelage beginnt von neuem.
Trotz seiner bisweilen sogar ausgelassenen Heiterkeit ist der Bukowiner Ungar sehr
religiös. Jede Arbeit wird mit einem Helfgott angefangen, und es gilt für eine schwere
Sünde, ohne Grund den sonntägigen Gottesdienst zu versäumen. Dem tiefen religiösen
Drange mag es auch zuzuschreiben sein, daß bei ihnen jeder Verstorbene unter geistlicher
Assistenz in den Sarg gelegt wird. Schließlich sei noch erwähnt, daß sie weniger
abergläubisch als ihre rumänischen, ja selbst als ihre deutschen Nachbarn sind.
Die ersten Slovaken sind in der Bukowina am Ende des vorigen Jahrhunderts
als Holzhauer bei der Krasnaer Glashütte, und zwar in dem heute Althütte genannten
Orte, angesiedelt worden. Um das Jahr 1820 ließen sich 30 andere Familien in Hliboka