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Zur Zeit der Vereinigung der Bukowina mit Österreich gab es im ganzen Lande
nur zwei öffentliche, unter die Oberaufsicht des Bischofs gestellte Schulen, die eine
am bischöflichen Sitze in Radautz, die andere im Kloster Putna. Beide wurden durch
eine eigene Steuer, die von den Priestern und Diaconen im Betrage von je einem Ducaten
jährlich entrichtet wurde, erhalten. Die erstere war auf Grund des Schulerlasses des
moldauischen Fürsten Grigori Ghika vom 25. December 1747 neu dotirt, die letztere
ans Bitten des Jassyer Metropoliten Jakob von dem Fürsten Jon Toader Kalimach mit
einem im Jahre 1759 gegen die überhandnehmenden Privatschulen gerichteten Erlasse in
ihrem Bestände und ihrer Wirksamkeit anerkannt und belassen worden. Diese letztere hatte
sich bald durch ihren ausgezeichneten, auch literarisch thätigen Lehrer, den späteren
Archimandriten Bartolomei Mazareanul, zu einer Art höheren Schule nicht bloß für
Priester, sondern auch für Laien emporgeschwungen. Während in den übrigen Schulen
jener Zeit, mit Ausnahme der Jassyer Akademie, der Unterricht für die Laien sich zumeist
nur auf Lesen und Schreiben, das Horologium, Psalterium und das neue Testament
beschränkte und für die Priestercandidaten noch auf Katechismus, Kirchengesang und
Kirchenrituale ausgedehnt wurde, wurden in der Klosterschule zu Putna überdies
folgende Gegenstände behandelt: die dogmatische Theologie und die Differenzpunkte
zwischen der orientalischen und occidentalischen Kirche (Ulatra soanäelsi), die Kirchen
geschichte bis zum Florentiner Concil, die Geographie von Bouffier, ins Rumänische vom
Bischof Amfilochiu übersetzt, die Rhetorik, die Grammatik und die Aufsatzlehre. Doch
stellte diese Schule, die einzige im Lande, aus der möglicherweise Schriftsteller hervorgehen
konnten, gleich nach der Auswanderung ihres berühmten Lehrers in die Moldau um das
Jahr 1780 ihre segensreiche Thätigkeit gänzlich ein.
Außer diesen zwei Schulen gab es im Lande zur Zeit der Einverleibung der
Bukowina, neben wenigen Privatschulen in den größeren Städten und Marktflecken, wie in
Suczawa, Sereth, Czernowitz und Kimpolung, sowie in einigen der zahlreichen Klöster des
Landes auch noch Wanderlehrer, welche hie und da in den Dörfern die Kinder wohl
habenderer Leute gegen sehr mäßiges Honorar unterrichteten, und die sich auch späterhin,
trotz vorhandener systematischer Schulen, bis in die Fünfziger-Jahre erhielten.
Unter solchen Verhältnissen konnte zu jener Zeit bei den Rumänen der Bukowina
von einem regeren geistigen Schaffen und von dem Aufblühen einer Literatur keine Rede
sein. Hat ja doch jede geistige Thätigkeit ihre Vorbedingungen, die erst vorhanden sein
müssen, wenn jene sich entwickeln und gedeihen soll. Und eben diese Vorbedingungen
fehlten dainals fast gänzlich. Erst die neue Verwaltung des Landes unter der glorreichen
Regierung Maria Theresias und ihres Sohnes Josef U. zeigte sich ernstlich bestrebt, den
neuen Unterthanen jene Bedingungen zu schaffen, deren diese bedurften, um zu intensiverem