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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Bosnien und Hercegovina

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Das Mauerwerk dieser Bauten ist wohl dürftig; aber um so reicher ist der architekto 
nische Schmuck jener Abtheilungswand zwischen der Kirche und dem Sanctuarium, welche 
auch sonst in frühromanischen Kirchen des Abendlandes anzutreffen ist und die Urform des 
für die morgenländische Kirche typisch gewordenen Eikonostasions repräsentirt. 
In Zenica und Dabravina finden wir als Glieder dieser Zwischenwand abgedrehtc, 
gewundene oder auch mit Weinranken verzierte, auf reich ornamentirten Pfeilern stehende 
Säulenschäfte mit schönen reich gegliederten Capitälen. Romanisirende Palmetten, 
Acanthusse, Tauben, Stier- und Widderkvpfe beleben diese Capitäle, bei welchen der 
Übergang von der Rundform zur Plinthe in abwechselnder sinnvoller Weise bewirkt 
wird. Sämmtliche Balken, Träger und Stützen sind gleichfalls reich mit geometrischen 
oder stilisirten Pflanzenornamenten verziert, während die Füllungen abwechselnd mit 
ornamentalen auch fignrale Darstellungen enthalten. Die Motive der letzteren sind 
symbolisch-religiösen Inhalts, aber auch abenteuerliche Thiergestaltcn und selbst Turnier- 
scenen kommen da vor. Dem Stile nach gehören diese Denkmäler als Ausläufer jener Kunst 
richtung an, welche als die romanisch-longobardische bezeichnet wird und im Gefolge der 
Frankenherrschaft zuerst die dalmatinischen Küstenstädte (Zara, Sebenico, Trau), sodann die 
Centren des kroatischen Reiches (Salona, Knin) ergriff, um sich von hier aus auch über 
das bosnische Binnenland zu erstrecken. Zeitlich gehören sic der Periode vom IX. bis zum 
XII. Jahrhundert an. 
Andere, allerdings nur fragmentarische Funde, die auch andernorts in Bosnien 
entdeckt wurden (Grahovo, Grkovci, Visuc) und derselben Kunstrichtung angehören, 
beweisen, daß dieser Stil im Lande eine gewisse Verbreitung gefunden hat. Wir dürfen 
aber noch auf zwei andere Denkmäler Hinweisen, welche diese Annahme stützen, da sie als 
von einheimischen Künstlern unternommene Versuche, sich dieser Stilrichtnng anzupassen, 
betrachtet werden können. Diese beiden Denkmäler sind der Jnschriftstein des Banns 
Knlin von Visoko und das Grabmal von Zgosca dolnja. 
Das elftere Denkmal ist eine Mergelplatte von mäßigen Dimensionen, welche 
schachbrettartig in sechs Felder eingetheilt ist und in jedem Felde innerhalb einer erhabenen 
Kreislinie je ein Kreuz enthält. Die Kreuze find in Form und Größe verschiedenartig. 
Obwohl die Ausführung eine primitive ist, kann doch eine Beziehung zu der reicheren 
Ornamentik von Zenica darin erblickt werden, daß man auch dort das Kreuz in verschieden 
artiger Ausgestaltung als Füllornament für größere Flächen antrifft. Über den Kreuzen 
befindet sich eine vierzeilige Inschrift in alten bosnischen Charakteren, deren Sinn 
folgender ist: „Diese Kirche baute Banns Knlin (und das) Bergland von 
Kueevo, und es fiel darauf der Blitz (als er war) im Gelände von Sljepicic. 
Und er stellte sein Bildniß über der Schwelle auf. Gott gebe Gesundheit
	        
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