MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Bosnien und Hercegovina

204 
Tvrtkos gestanden haben), siegreich gewesen sei. Er hat über diesen seinen Sieg auch einen 
Brief an die florentinische Republik geschrieben. Es ist möglich, daß Tvrtko ein Streifcorps 
zurückschlug, gewiß ist es, daß er nach dem Siege der Türken zur Sicherung seines 
Besitzstandes mit ihnen Frieden und sogar ein Bündniß schloß. Der Sieg der Türken 
brachte ihm sogar Vortheile, die er sogleich benützte; denn er trat als Schutzherr der 
serbischen Bergstümme ans und occupirte anderseits, mit Ausnahme der treuen Stadt Zara, 
das ganze dalmatinische Küstengebiet; so erfüllte sich ihm der Traum seines Lebens, denn 
es gelang ihm, ganz Bosnien sammt der Drinagegend, Novibazar, die Hercegovina, 
einen Theil Montenegros von Antivari bis zum Drin unter seinem Scepter zu vereinigen; 
Alles huldigte ihm, er war der mächtigste Mann im adriatischen Dreiecke. Die den Ungarn 
abgcnommenen Gebiete organisirte er nach ungarischem Muster; er ließ alle Privilegien 
der Könige von Ungarn gelten; er respectirte die katholische Religion und richtete die 
Umgebung seiner Person nach dem Muster des Anjon'schen Hofes ein. 
Sein Tod (1391) verhinderte die Vollendung und" Consolidirung seiner 
Eroberungen. Es vergingen keine zwei Jahre, und all dieser ephemere dalmatinische Besitz 
ging verloren, und zwar nicht durch das Los der Waffen, sondern durch freiwillige 
Übergabe, in der Einsicht, daß die Knstenstüdte mit ihrer romanischen Bevölkerung durch 
das schwache Königthum nicht beschirmt werden könnten. 
Jndeß hatte das neue Königreich dennoch zwei große Errungenschaften aufzuweisen. 
Trotz aller auscinanderstrebenden oligarchischen Elemente consolidirte sich das vereinigte 
Bosnien und Hum (Hercegovina) als territorialer Sonderorganismus, und die von den 
christlichen Mächten anerkannte bosnische Königswürde wurde ein sicherer Hort des 
Weiterbestehens dieses Bergvolkes. Die königliche Macht konnte der großen sozialen 
Umwälzung, die der Islam brachte, wenigstens eine Zeit lang siegreich Widerstand leisten. 
In der bosnischen Geschichte spielt nach dem Tode Tvrtkos die Frage der Erbfolge 
während der ganzen Dauer des Königreiches die wichtigste Rolle. Zwei grundlegende 
Momente sind es, welche die bosnische Succession beeinflussen: theils das Seniorat, daß 
nämlich nicht der erstgeborene Sohn, sondern der älteste Bruder oder Brndersohn dem 
Könige folgt, und theils das Wahlrecht der Großen des Landes. 
Ein kurzer Blick auf die genealogischen Verhältnisse der bosnischen Könige läßt dies 
deutlich erkennen. Nach dem Ban Stefan KotromanU kam seines Bruders Sohn Tvrtko an 
die Reihe; nach Tvrtko sein Bruder, manche behaupten sein Vetter, Stefan Dabisa; nach 
diesem wieder Tvrtkos I. Sohn Stefan Tvrtko II., mit dem der legitime Mannesstamm der 
Kotromane ausstarb. Sein Gegenkönig war der illegitime Sohn oder Neffe Tvrtkos I., 
Stefan Ostoja (gestorben 1418), dem auf sehr kurze Zeit (bis circa 1421) sein Sohn 
Stefan Ostojic folgte. Auf Tvrtko II. folgte als legitimer König wieder sein natürlicher
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.