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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Bosnien und Hercegovina

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gemeinsamen, wenn auch auf verschiedene Ergebnisse hin geplanten Bemühungen war das 
Bnndesverhältniß, welches bis zur neuesten Entwicklungsphase der orientalischen Frage, 
theils in schwächerem, theils in stärkerem Maße zum Ausdrucke kam. Unter Karl VI. 
kam das Büudniß zustande, welches die gemeinsame russisch-österreichische Action von 
1736 bis 1739 zur Folge hatte. Zu dieser Zeit verfolgt die habsburgische Politik 
klare Ziele. Sie nimmt die Huldigungen und das Unterwerfungsanerbietcn der Balkan 
länder direct an und man dachte damals in Wien an die Eroberung Bosniens, Albaniens 
bis zur Drinmündung, der Walachei bis Braila und der Moldau bis an den Pruth. 
Die russische Politik hingegen folgte einem natürlichen Drange nordischer Völker nach 
dem Süden. 
Das Waffenglück war den Kaiserlichen nicht hold, und im Frieden von Belgrad (1739) 
verloren sie die kaum erworbenen kleinen serbisch-bosnisch-walachischen Gebietstheile. 
Das führende mohammedanische Element war noch immer das Kräftigste im Lande. 
Ein Beweis dafür, daß einzelne Bosniaken sich in diesem Kriege sehr hervorthaten. 
Bezeichnend für den Thatendrang dieser beute- und kampflustigen Elemente ist es, daß 
manche in polnische, dann in preußische Dienste traten und in der alten Friedericianischen 
Armee vom Jahre 1742 bald als Anhängsel der Zietenschen Husaren, bald als 
selbständiges Regiment eine Art von leichtem Lanzendienst versahen. Es waren 
zwar nur einige (Osman, Ali, Vitkovic) Bosniaken, doch verdient diese Episode 
immerhin als Zeichen der Kriegstüchtigkeit der Rasse eine Erwähnung. Das ephemere 
Glück der Pforte war aber nicht im Stande, die allmälige Kräfteabnahme der 
osmanischen Reichsmacht aufzuhalten. Die Habsburger hatten noch wie zuvor das meiste 
Interesse, die Abgrenzung der neuerworbenen Gebiete als nicht definitiv abgeschlossen zu 
betrachten. Nach den großen Kämpfen in Westeuropa (1763) gewann diese Frage ein 
actuelles Interesse. 
Die große Kaiserin und Königin Maria Theresia hat ihrer Ansicht über die 
orientalische Politik der Monarchie folgenden Ausdruck gegeben: „Was würden wir 
gewinnen, wenn wir unsere Eroberungen selbst bis vor die Mauern Constantiuopels 
ausdehnen würden? — Ungesunde, culturlose, entvölkerte oder von unverlüßlichen 
Leuten bewohnte Provinzen, welche die Kräfte der Monarchie nicht steigern, sondern 
erschöpfen würden. Dies wäre ein noch kritischeres Ereigniß als die erste Theilung 
Polens." 
Kaunitz war ganz entgegengesetzter Meinung und gewann dafür auch Josef II. 
Kaunitz war davon überzeugt, daß der habsburgischen Monarchie sowohl die historische 
als auch die natürliche Aufgabe zufalle, im geeigneten Momente diejenigen Länder der 
Türkei zu annectiren, die mit dieser Macht nur in losem Zusammenhänge standen. Er mar
	        
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