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oberen Rand eine Reihe grvßköpfiger, mit Filigranerie und Breloques verzierten Steck
nadeln (Spioäe) kranzartig umgibt. Ein bandartiges, reich behangenes Diadem bekrönt
dabei die Stirne, und ein mit Silbermünzen benähtes, breites, unten in einen großen Ring
endigendes Zopfband (iriskosriieu) bedeckt die über die Brust herabhängenden Zöpfe.
Diese Brantkrone wird urkundlich schon im XIV. Jahrhundert erwähnt, wo sie so luxuriös
war, daß der Rath von Ragusa das Tragen derselben mit Strafen bedrohte.
Die Formen des bei diesem Kopfputze verwendeten Silberschmuckes, namentlich aber
die Technik desselben bieten Analogien zu den Formen der Hacksilberfunde ans der Periode
der slavischen Einwanderung und sind in Bosnien, nachdem sie gewisse Übergangsstufen
durchgemacht haben, von der Einwanderung der Slaven bis auf die Gegenwart erhalten
geblieben.
Das Wohnhaus. — Im Mittelalter gab es in Bosnien keine Städte oder
geschlossenen Ortschaften. Der bosnische Edelmann wohnte in seiner auf einem unzu
gänglichen Felsen erbauten Burg, deren Umfriedung auch die Hütten und Wohnhäuser
seiner Mannen und Dienerschaft umschloß. Auch der leibeigene Bauer zog sich mit Vorliebe
in eine abgelegene Schlucht oder ins Hochgebirge zurück, wo er sein Heim aufschlug, um
dort möglichst ungestört und in Ruhe das Wenige zu genießen, was ihm der Grund
herr überließ.
Erst nachdem die Osmanen in das Land gekommen waren, entstanden an Stellen,
die den Ansiedlern von Natur aus einigen Schutz zu gewähren geeignet schienen, Ort
schaften und Städte, wo sich die Mohammedaner, die neuen Herren des Landes, niederließcn,
während der Bauer nach wie vor in vereinzelten Familiennicdcrlassungen hauste und
vom nächsten Nachbar oft stundenweit entfernt war. Alle Ansiedlungen lagen möglichst
abseits von bedeutenden Verkehrswegen.
Hier entstanden zur Unterkunft des Reisenden bedeutende Karawansereien, neben
welchen sich in der Regel ein oder mehrere Bakals (Händler) niederließen, welche die dem
Bauer nöthigstcn Artikel — Salz, Licht, Tabak, Kaffee, Zucker u. s. w. — führten. Hier
machte der Landmann seine dringendsten Einkäufe. Was ihm darüber nöthig war, holte
er sich, wenn er überdies etwas von seinen Producten zu Markte trug, aus der Stadt, wo
er in der Carsija alle nur erdenklichen Maaren bekommen konnte.
Der Bauer lebt in seinem Heim von der Welt abgeschieden. Nur wenn er die Nach
barschaft zur Möba bittet oder wenn ein Fremder einkehrt, den er stets gastlich und liebe
voll aufnimmt, kommt etwas Leben in diese Abgeschiedenheit.
Bevor wir das prunklose Heim des bosnisch en Landmann es genauer besichtigen,
wollen wir einige Überlieferungen ans alter Zeit erwähnen, denen das Volk bis heute
treu blieb, und die es beim Baue seines Wohnhauses befolgt.