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gespendeten und in Wien hergestellten Prachtvollen Vorhänge, welche mit Erzengeln und
sechsflügeligen Engelchen in elliptischen Feldern reich geschmückt sind. Von venetianischem
Einflüsse zeugt das im Proskomidion befindliche Bild, Christus am Kreuze darstellend.
Aber die schärfste Illustration des traurigen Zustandes der religiösen christlichen
Baukunst liegt in der Thatsache, dass die Katholiken Bosniens bis vor kurzer Zeit an den
meisten Orten unter freiem Himmel die Messe hörten, die ihnen ein Franciscaner aus dem
nächsten Kloster zwischen halbversunkenen Grabsteinen und alten Bäumen celebrirte.
Bald nach dem Abschlüsse des hundertjährigen Ringens zwischen Christenthum und
Mvhammedanismns blühte in allen Zweigen orientalische Kunst, die nur deshalb nicht zur
vollen Reife gelangte, weil sich das osmanische Reich zu schwach erwies, die Selbständig
keitsbestrebungen der einheimischen Großen dauernd niederzuhalten. Vorwiegend ist es die
Baukunst, die durch das neue Cultnrelement einen erfrischenden Impuls erhält. Werden
auch wiederholt fremde Gotteshäuser für eigene Zwecke in Anspruch genommen, so gelangen
doch auch neue Moscheen in großer Zahl zur Erbauung. Hiebei wird die, einen Hof mit
Brunnen allseitig umschließende Hallenform niemals, dagegen der centrale Kuppelbau nach
byzantinischem Muster und zwar vorwiegend als monumentaler Steinbau sehr häufig an
gewendet. Einfacheren Verhältnissen dienen Betrüume mit quadratischer oder rechteckiger
Grundrißform, ebener, oft vertäfelter oder gestäbter Decke und allseitig abgewalmtem, vor
springendem Dache, in letzteren Fällen auch von weniger dauerhaften Constructionen
(Riegelwände und Lehmziegelmauern). Eine drei oder mehrachsige Vorhalle, ferner ein
Minaret ist beiden Moscheegattungen eigen. Architektonisch bessere Ausschmückung weisen
jedoch nur die Kuppelmoscheen auf, bei welchen alle orientalischen Constructionsformen, als:
Spitzbogen, Hufeisen- und Kielbogen, Stalactitengewölbe, Zinnenkränze rc. mehr oder
weniger ausgebildet Vorkommen, wie auch entschiedene Flächendecorationen, hohe Portal
nischen rc. nicht mangeln. Das Minaret entwickelt sich aus einer kräftigen, prismatischen
Basis, auf welcher fast stets ein schlanker, polygonaler Pyramidenstumpf mit schwacher
Verjüngung, der zumeist im Innern eine steinerne Wendeltreppe anfnimmt, ruht; den Über
gang zwischen Basis und Aufbau bilden Stalactiten, dreieckige Begrenzungsflächen u. dgl.,
während der Pyramidenschast in ein reiches, weit ausladendes Stalactitengesimse, in Kelch
form oder in reicher Profilirung endet, um die oft in zierlichster Art durchbrochene
Brüstung, welche das Plateau für den Muezzin umschließt, zu tragen. Über diesem Plateau
setzt sich der Pyramidenstumpf mit kleinerem Querschnitte und die stets nach Mekka
orientirte Ausgangsthür enthaltend, fort, um endlich mit spitzem Kegel und Alem zu enden.
Anders geformte Minarete, wie jenes in Mostar von quadratischem Grundrisse, sind selten.
Besondere Sorgfalt wurde ans die Ausschmückung der Vorhalle, der Portalnische, der
stets nach Mekka orientirten Gebetnische (Wllcab) und der Kanzel (Niinksr) verwendet.