MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Bosnien und Hercegovina

414 
gespendeten und in Wien hergestellten Prachtvollen Vorhänge, welche mit Erzengeln und 
sechsflügeligen Engelchen in elliptischen Feldern reich geschmückt sind. Von venetianischem 
Einflüsse zeugt das im Proskomidion befindliche Bild, Christus am Kreuze darstellend. 
Aber die schärfste Illustration des traurigen Zustandes der religiösen christlichen 
Baukunst liegt in der Thatsache, dass die Katholiken Bosniens bis vor kurzer Zeit an den 
meisten Orten unter freiem Himmel die Messe hörten, die ihnen ein Franciscaner aus dem 
nächsten Kloster zwischen halbversunkenen Grabsteinen und alten Bäumen celebrirte. 
Bald nach dem Abschlüsse des hundertjährigen Ringens zwischen Christenthum und 
Mvhammedanismns blühte in allen Zweigen orientalische Kunst, die nur deshalb nicht zur 
vollen Reife gelangte, weil sich das osmanische Reich zu schwach erwies, die Selbständig 
keitsbestrebungen der einheimischen Großen dauernd niederzuhalten. Vorwiegend ist es die 
Baukunst, die durch das neue Cultnrelement einen erfrischenden Impuls erhält. Werden 
auch wiederholt fremde Gotteshäuser für eigene Zwecke in Anspruch genommen, so gelangen 
doch auch neue Moscheen in großer Zahl zur Erbauung. Hiebei wird die, einen Hof mit 
Brunnen allseitig umschließende Hallenform niemals, dagegen der centrale Kuppelbau nach 
byzantinischem Muster und zwar vorwiegend als monumentaler Steinbau sehr häufig an 
gewendet. Einfacheren Verhältnissen dienen Betrüume mit quadratischer oder rechteckiger 
Grundrißform, ebener, oft vertäfelter oder gestäbter Decke und allseitig abgewalmtem, vor 
springendem Dache, in letzteren Fällen auch von weniger dauerhaften Constructionen 
(Riegelwände und Lehmziegelmauern). Eine drei oder mehrachsige Vorhalle, ferner ein 
Minaret ist beiden Moscheegattungen eigen. Architektonisch bessere Ausschmückung weisen 
jedoch nur die Kuppelmoscheen auf, bei welchen alle orientalischen Constructionsformen, als: 
Spitzbogen, Hufeisen- und Kielbogen, Stalactitengewölbe, Zinnenkränze rc. mehr oder 
weniger ausgebildet Vorkommen, wie auch entschiedene Flächendecorationen, hohe Portal 
nischen rc. nicht mangeln. Das Minaret entwickelt sich aus einer kräftigen, prismatischen 
Basis, auf welcher fast stets ein schlanker, polygonaler Pyramidenstumpf mit schwacher 
Verjüngung, der zumeist im Innern eine steinerne Wendeltreppe anfnimmt, ruht; den Über 
gang zwischen Basis und Aufbau bilden Stalactiten, dreieckige Begrenzungsflächen u. dgl., 
während der Pyramidenschast in ein reiches, weit ausladendes Stalactitengesimse, in Kelch 
form oder in reicher Profilirung endet, um die oft in zierlichster Art durchbrochene 
Brüstung, welche das Plateau für den Muezzin umschließt, zu tragen. Über diesem Plateau 
setzt sich der Pyramidenstumpf mit kleinerem Querschnitte und die stets nach Mekka 
orientirte Ausgangsthür enthaltend, fort, um endlich mit spitzem Kegel und Alem zu enden. 
Anders geformte Minarete, wie jenes in Mostar von quadratischem Grundrisse, sind selten. 
Besondere Sorgfalt wurde ans die Ausschmückung der Vorhalle, der Portalnische, der 
stets nach Mekka orientirten Gebetnische (Wllcab) und der Kanzel (Niinksr) verwendet.
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.