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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Bosnien und Hercegovina

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„Stör" ziehenden Kupferschmiede aus dem bergigen Bugojno. Sie laden ihr Werkzeug 
auf ein Pferd und wandern so monatelang im Lande herum, um sich dort einige Tage 
aufzuhalten, wo sie eben Beschäftigung finden. Sie nehmen Reparaturen am Kupfer 
geschirr vor, verzinnen es neu und erhalten dafür bald Kost oder Nachtlager, bald Wolle, 
Kleidungsstücke oder auch Geld. In ähnlicher Weise ziehen mohammedanische Zigeuner 
als Wanderschmiede herum, welche Pferde beschlagen, Hufnägel (üliueo) und Hufeisen 
(uulbunlch, die sie selbst gefertigt haben, verkaufen und auch mit Pferdehandel sich beschäf 
tigen. Auch die ȊuuckLari/ die Maurer und Zimmerleute zugleich sind, ziehen als Bauleiter 
von Ort zu Ort. Sie sind zumeist Orthodoxe oder Katholiken aus Travnik und Skoplje. 
Eine andere Form des Lohnwerks finden wir beim Müllerei- und Bäckerei-Betrieb, 
wie er im Lande üblich ist. In allen Theilen des Landes zerstreut gibt es eine große 
Anzahl von Wassermühlen (Turbinenmühlen), auf welchen das Getreide oder die Mais 
frucht gegen einen Müllerlohn, der in der Regel iir natura (bei 10 Oka 10 Procent, bei 
100 Oka 5 Procent) entrichtet wird. Der Kunde pflegt selbst die Frucht zu bringen und 
einzuschütten und dann wieder auf seinem Tragthier das Mehl heim zu befördern. 
Obwohl man in den größeren Städten die Bäckerei jetzt zum großen Theil schon 
handwerksmäßig betreibt, wird von den Einheimischen doch, selbst in Sarajevo, dieBrod- 
bereitung zu Hause vorgenommen. Die Laibe werden nur zum Bäcker gebracht, um 
dort gebacken zu werden. Dafür wird er in der Regel mit einem fixen Betrag pro Monat 
entlohnt. Auch die Schneiderei wird häufig als Lohnwerk (Heimwerk) betrieben. Der 
Künde stellt Stoff und Zugehör (Börtel, Aastau) und oft kunstvoll gearbeitete Knöpfe 
(ckuAiua) bei, der Schneider verrichtet bloß die Arbeit des Vernähens. Derselbe Vorgang 
findet bei der Verfertigung von weiblichen Kleidungsstücken für Mohammedanerinnen 
statt. Nur bringt der Gatte oder der Bruder den Stoff, und der Schneider arbeitet ohne 
Maß nach beiläufiger Angabe die kostbarsten Gewänder, die freilich — es handelt sich 
ja um die ortsüblichen Trachten, die immer denselben Schnitt haben — nicht die gleichen 
Anforderungen an Kunstfertigkeit des Zuschneiders stellen, wie unsere modegerechten 
Damencostüme. Aber mehr und mehr wird es jetzt üblich, daß auch das Rohmaterial von 
den Schneidern selbst besorgt wird, daß sie, wie viele andere ehemalige Lohnwerker zum 
handwerksmäßigen Betrieb übergehen. 
In der Zeit vor der Occupation war der handwerksmäßige Betrieb nicht sehr 
verbreitet. Es gab einerseits Lohnarbeiter, wie wir oben gesehen haben, anderseits 
Verlagsmeister (Au^äa), welche die Producte der Lohnarbeiter auf die größeren Märkte 
brachten und nach dem Ausland verfrachteten. Erstere waren in ihrem Arbeitsgebiet 
außerordentlich spccialisirt; so gab es unter den Gold- und Silberschmieden (üusuuäm) 
solche, die nur reines Silber verarbeiteten (s^riuali), andere die nur aus legirtem Silber
	        
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