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diese auch nicht einen geschlossenen Besitz ausmachten, da zwischen ihnen die Güter der
auswärtigen Bisthümer und der Klöster lagen, so besaßen die Markgrafen als Schirmvögte
des geistlichen Besitzes doch auch ans diesen großen Einfluß. Daher mußte in Steiermark
die Ausbildung der Landeshoheit rasche Fortschritte machen.
In dieser Zeit kam auch der Stand der Dienstmannen oder Ministerialen empor —
Diener, Beamte der Markgrafen, welche dem Stande der Unfreien entstammten, am Hofe
des Markgrafen Dienste leisteten, seine Güter verwalteten, seine Burgen hüteten, ihm
in den Krieg folgten und dafür mit Lehen belohnt wurden. Nach und nach gewannen sie
Einfluß auf die Entschließungen ihres Herrn, ja bald erschienen sie als eine Körperschaft,
Kloster Voran im Jahre I4SS.
deren Zustimmung zu wichtigen Regiernngshandlungen nothwendig war. Da sie indeß
persönlich unfrei waren, wurden sie von den adeligen Allodbesitzern nicht als ebenbürtig
angesehen, aber je mehr ihr Güterbesitz und ihr Ansehen stieg, desto geringer wurde der
Unterschied zwischen ihnen und den Edlen, bis er in der Folge ganz verschwand. Mehrere
der mächtigsten Adelsgeschlechter der Steiermark, wie die Stubenberg, Liechtenstein, Wildon,
welche schon im XIII. Jahrhundert eine so hervorragende Rolle spielten, gehörten dem
Stande der Ministerialen an.
Als Ottokar l. starb, war sein Sohn Ottokar II. (11.64 bis 1192) erst zwei Jahre
alt, weßhalb seine Mutter Kunigunde in seinem Namen die Verwaltung führte. Im
>>>ahle 1180 fand er sich aus dem Reichstage zu Regensburg ein; dort wurde er mit dem
Schwerte nmgürtet und großjährig erklärt, zugleich aber auch vom Kaiser Friedrich I.
Barbarossa zum Herzog und Steiermark zum Herzogthum erhoben.