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besiegt und zu einem Frieden gezwungen. Bald darauf trat aus verschiedenen Ursachen ein
Zerwürfniß mit dem Kaiser Friedrich II. ein, welcher über den Herzog die Reichsacht
verhängte, ihn seiner Lande verlustig erklärte und die benachbarten Fürsten einlud, die Acht
zu vollziehen. In seiner Noth griff der Herzog zu Zwangsmaßregeln, wodurch er sich der
Sympathien seiner Unterthanen fast ganz beraubte. Wie die österreichischen fielen auch
die steirischen Vasallen und Städte von ihm ab, auch die Nachbarfürsten errangen große
Vortheile, so daß er sich zuletzt nur in Wiener-Neustadt halten konnte. Zur vollständigen
Unterwerfung des Herzogs erschien der Kaiser selbst aus Italien; im December 1236 war er
in Graz, wo er das Weihnachtsfest feierte, dann zog er, begleitet von zahlreichen Mitgliedern
des steirischen Clerns und Adels, nach Wien. Zu Enns bestätigte er im April 1237 den
Ministerialen die wichtigsten ihrer alten Rechte und fügte neue hinzu: sie sollten, wie alle
Getreuen in Steiermark, Vasallen des Kaisers sein und nur vom Reichsoberhaupt beherrscht
werden; sollte er das Herzogthum Steiermark je wieder vergeben, so wolle er es nicht dem
Herzog von Österreich, sondern einem eigenen Fürsten verleihen.
Als dann der Kaiser Österreich verlassen hatte, trat ein Umschwung ein: der Herzog
eroberte sein Land zurück und versöhnte sich mit dem Kaiser. Auch die Steirer unter
warfen sich und bald nachher erschien der Herzog in Graz (1241). Die Ministerialen
mußten auf die Reichsunmittelbarkeit verzichten und die Vereinigung Österreichs mit
Steiermark wurde wieder hergestellt. Seine Nichte Gertrud hatte Herzog Friedrich an
Wladislav, den Sohn des Böhmenkönigs Wenzel, zu verheiraten versprochen, aber der
Kaiser forderte selbst die Hand der Prinzessin, wofür er Österreich und Steiermark zu
einem Königreich zu erheben versprach. Der Herzog ging auf diesen Plan ein, doch
gelangte derselbe nicht zur Ausführung. In einem Kriege mit König Bela IV. von Ungarn
fiel der Herzog am 15. Juni 1246, ohne Nachkommen zu hinterlassen. Die Lage der zwei
Herzogthümer wurde nun eine traurige. Dazu kam, daß Kaiser und Papst miteinander im
heftigsten Kampfe lagen.
Da den Verwandten des letzten Herzogs, seiner Schwester Margaretha, der ver
witweten Schwiegertochter des Kaisers, und seiner Nichte Gertrud, welche sich eben mit
dem böhmischen Prinzen Wladislav vermählte, kein Erbrecht zukam, so sielen die beiden
Herzogthümer als erledigte Reichslehen an den Kaiser. Dieser schickte zuerst den Grafen
Otto von Eberstein als Statthalter für beide Länder, dann den Grafen Meinhard von
Görz als Statthalter nach Steiermark. Aber dessen Macht war gering, und die den
Hohenstaufen feindlich gesinnte Partei gewann immer mehr an Boden. Der Bruder des
Herzogs Ulrich von Kärnten, Philipp, welcher 1247 zum Erzbischof von Salzburg
gewählt wurde, schloß Soldverträge mit dem Grafen von Pfannberg, mit Ulrich von
Liechtenstein und anderen Adeligen, um sich dem kaiserlichen Statthalter widersetzen zu