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Herzig und mit munterer Laune begabt.
Allem liebt er das heimische Lied, und mit Recht, denn in demselben lebt sein Herz, sein
Sinn, seine Sitte. Die Musik ist ihm gleichfalls ein Bedürfniß, geradezu ans Herz
gewachsen aber ist ihm der Tanz, zu dem er stets aufgelegt scheint, selbst wenn er von
langer schwerer Arbeit sich ermüdet fühlt. Großer Beliebtheit erfreut sich der „steirische
Tanz", nicht nur im Lande selbst, sondern auch außerhalb desselben ist er bekannt. Er
ist auch charakteristisch für den deutschen Steiermärker, originell und poetisch, ein National
tanz; in ihm verbindet sich natürliche Grazie mit sinnreichem Wechsel, in ihm spricht sich
eine Idee aus, die einer süßen Liebeständelei, — in edler Einfachheit dargestellt durch
mimische Ausdrücke herzlicher, gutmüthiger Fröhlichkeit.
Man betrachte sie nur, die ländlich gekleideten Paare, wie sie sich ans dem Tanzboden
einsinden, sich zum Tanze „anschicken"! Langsam und einer nach dem andern treten die
Tänzer vor; erst schleifen sie sachte die Füße, dann beginnen sie zu stampfen, klatschen mit
den Händen auf die Oberschenkel, schnalzen mit den Fingern und der Zunge und drehen
sich lustig im Kreise, dabei schelmisch nach den „trollatn' Weiberleut" blinzelnd. Alsbald
hat Jeder die „Richtige" herausgefunden, mit der er am liebsten, am leichtesten tanzt, —
ein Wink und die Tänzerin ist an seiner Seite. Nun geht es los! Erst tanzen sie Arm in
Arm schön langsam herum, dann legt sie ihr Köpfchen an seine Brust, er wieder seinen
Arm um ihren Nacken und hebt mit der anderen Hand die ihre hoch auf, so weit es geht,
durch das Joch, das dadurch entsteht, schlüpfen nun in geschmeidigen Wendungen
abwechselnd Tänzerin und Tänzer hindurch; darauf flattert sie, immer noch die Hand
hochgehalten, öfter im Kreise rasch und flink sich drehend, um den Tänzer herum, und
schließlich „wickeln" oder zwängen sie sich gegenseitig in schalkhafter Anmutli unter die
Arme hindurch. Hierauf lassen die Tänzer ihre Genossinnen aus der Hand, klatschen mit
den Händen und stampfen mit den Füßen den Takt zur Musik; zum Schlüsse jodelt einer
den letzten „Schleifer" der Cadenz nach, während andere wieder all ihr Entzücken gar in
einem Hellen Jauchzer ausschreien. Nach einer kaum merkbaren Pause in der Musik fassen
sich wieder Tänzer und Tänzerinnen, und abermals beginnen die gefälligen Drehungen,
Wendungen und Verschlingungen, anscheinend den früheren gleich und doch so verschieden
von einander für den Kenner. Aber damit ist s noch nicht genug; was ein echter Steirer
ist, muß auch mit mehreren Frauenzimmern zugleich tanzen können! Da gibt es dann
Verschlingungen, daß man sich schier nimmer auszukennen vermeint, und doch geht alles
ganz „gmachla vom Fleck, lösen sich die schwierigsten Figuren und Wendungen leicht und
ungezwungen. Und dazu noch dieser lebendige Ausdruck im geschmeidigen Drehen und
Wenden, im graziösen Anschmiegen und Verschlingen, in diesem neckischen Loslassen und
spröden Entfernen, im freudigen Wiedersinden und stillen Dahinwiegen! Aber noch immer