MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Steiermark

142 
Herzig und mit munterer Laune begabt. 
Allem liebt er das heimische Lied, und mit Recht, denn in demselben lebt sein Herz, sein 
Sinn, seine Sitte. Die Musik ist ihm gleichfalls ein Bedürfniß, geradezu ans Herz 
gewachsen aber ist ihm der Tanz, zu dem er stets aufgelegt scheint, selbst wenn er von 
langer schwerer Arbeit sich ermüdet fühlt. Großer Beliebtheit erfreut sich der „steirische 
Tanz", nicht nur im Lande selbst, sondern auch außerhalb desselben ist er bekannt. Er 
ist auch charakteristisch für den deutschen Steiermärker, originell und poetisch, ein National 
tanz; in ihm verbindet sich natürliche Grazie mit sinnreichem Wechsel, in ihm spricht sich 
eine Idee aus, die einer süßen Liebeständelei, — in edler Einfachheit dargestellt durch 
mimische Ausdrücke herzlicher, gutmüthiger Fröhlichkeit. 
Man betrachte sie nur, die ländlich gekleideten Paare, wie sie sich ans dem Tanzboden 
einsinden, sich zum Tanze „anschicken"! Langsam und einer nach dem andern treten die 
Tänzer vor; erst schleifen sie sachte die Füße, dann beginnen sie zu stampfen, klatschen mit 
den Händen auf die Oberschenkel, schnalzen mit den Fingern und der Zunge und drehen 
sich lustig im Kreise, dabei schelmisch nach den „trollatn' Weiberleut" blinzelnd. Alsbald 
hat Jeder die „Richtige" herausgefunden, mit der er am liebsten, am leichtesten tanzt, — 
ein Wink und die Tänzerin ist an seiner Seite. Nun geht es los! Erst tanzen sie Arm in 
Arm schön langsam herum, dann legt sie ihr Köpfchen an seine Brust, er wieder seinen 
Arm um ihren Nacken und hebt mit der anderen Hand die ihre hoch auf, so weit es geht, 
durch das Joch, das dadurch entsteht, schlüpfen nun in geschmeidigen Wendungen 
abwechselnd Tänzerin und Tänzer hindurch; darauf flattert sie, immer noch die Hand 
hochgehalten, öfter im Kreise rasch und flink sich drehend, um den Tänzer herum, und 
schließlich „wickeln" oder zwängen sie sich gegenseitig in schalkhafter Anmutli unter die 
Arme hindurch. Hierauf lassen die Tänzer ihre Genossinnen aus der Hand, klatschen mit 
den Händen und stampfen mit den Füßen den Takt zur Musik; zum Schlüsse jodelt einer 
den letzten „Schleifer" der Cadenz nach, während andere wieder all ihr Entzücken gar in 
einem Hellen Jauchzer ausschreien. Nach einer kaum merkbaren Pause in der Musik fassen 
sich wieder Tänzer und Tänzerinnen, und abermals beginnen die gefälligen Drehungen, 
Wendungen und Verschlingungen, anscheinend den früheren gleich und doch so verschieden 
von einander für den Kenner. Aber damit ist s noch nicht genug; was ein echter Steirer 
ist, muß auch mit mehreren Frauenzimmern zugleich tanzen können! Da gibt es dann 
Verschlingungen, daß man sich schier nimmer auszukennen vermeint, und doch geht alles 
ganz „gmachla vom Fleck, lösen sich die schwierigsten Figuren und Wendungen leicht und 
ungezwungen. Und dazu noch dieser lebendige Ausdruck im geschmeidigen Drehen und 
Wenden, im graziösen Anschmiegen und Verschlingen, in diesem neckischen Loslassen und 
spröden Entfernen, im freudigen Wiedersinden und stillen Dahinwiegen! Aber noch immer
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.