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Als merkwürdiger Gegensatz zu den lichten Mauern der Kalkalpen breitet sich im Süden
derselben die Zone des Spatheisensteinzuges aus. Hier herrschen nur sanfte Bergformen,
grüne Matten überkleiden Kuppen und Sättel und dichter Wald bedeckt die unteren
Abhänge der Thäler.
Vermöge dieser Gestaltung erscheinen die Thalgründe dieser Gegend, wie die
Kaiserau bei Admont, das Thal von Johnsbach, die Radmer und theilweise auch noch das
Gebiet des Erzbaches mit einander durch niedere Sättel verbunden, während sich ihre
Gewässer den Ausweg nach Norden durch enge Schluchten der Kalkkette erzwingen müssen;
die südlichen Querthäler dagegen münden alle schon nach kurzem Lauf in jene große
Tie Hochthorgruppe vom Eingang in das Gesäuse.
Längsdepression, welche am nördlichen Fuße des Urgebirges längs der Palten und Liesing
bis zur Mur hinstreicht.
Bon Selzthal zieht das Paltenthal über Rottenmann und Trieben aufwärts gegen
den Sattel von Wald; breitgewölbte, bemattete Bergscheitel begleiten ununterbrochen den
sumpfigen Thalboden und nur dort, wo schilfumkränzt der melancholische See von Gais-
horn sein schwarzes Wasser am Fuße der letzten Thalstufe ausbreitet, durchbricht ein
Querthal den Gürtel der sanften Schieferberge und blicken gespenstisch bleich die Zacken
des Admonter Reichenstein herab. Unter stetem Rückblick auf die finstere, schneegefleckte
Kette des Bösenstein gelangen wir auf die Wasserscheide von Wald und jenseits hinab in
das Thal der Liesing. Vermag hier das ungemein rauhe Klima kaum die dürftigsten Feld
früchte zu zeitigen, so zwingt dasselbe die dünngesäte Bevölkerung ihren Erwerb in Viehzucht