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einige Ausnahmen. Es ist schwer auch nur einzelne Dichtwerke jener Zeit in deutscher
Sprache zu nennen oder Namen von Poeten anzuführen. Zumeist haben wir es, falls der
Vollständigkeit wegen doch Einiges angeführt werden soll, mit Gelegenheitsgedichten
patriotischen Charakters zu thun. Ein Dichter, Sigmund Banstingl (oder Bainstingl)
veröffentlichte nach dem Tvde des Regenten Erzherzogs Karl im Jahre 1590 einen „Lob
spruch zu Ehren und Gedächtniß weyland Caroli", im nächsten Jahre ein „Klaglied" über
desselben Fürsten „Abschied aus dieser Welt", eine umfassende gereimte Beschreibung des
„Condnets" bei Karls großartigem Leichenbegängnisse und Ähnliches. Besonderen poetischen
Werth haben diese Dichtungen nicht, dagegen sind sie von cnltnrhistorischer Bedeutung.
Bemerkenswerther sind Banstingls im Volkstone gehaltene umfangreichere Gedichte auf
die Bergwerke Eisenerz und Vordernberg, in den Jahren 1588 und 1589 bei „Johann
Schmidt in Grätz" gedruckt, deren zweites auch ein Lob der Steiermark in Versen enthält.
Diese Lieder schildern anziehend das Leben des Bergmannes und seine Thätigkeit: sie
scheinen sehr verbreitet gewesen zu sein, denn Abele von Lilienberg bringt einen durch
Zusätze veränderten Nachdruck des einen Gedichtes in seinem 1684 erschienenen Werke:
Uetninorpllosis tolao jnäioinrins unter den: Titel: „Der gemeine alte Eisenerztische
Bergreimen". Von Anderen, die sich in deutschen Reimen versuchten und zumeist Zöglinge
der Jesuitenuniversitüt waren, seien etwa die Namen Johann Baptist Kugelmann, Peter
Merkas, Albin Christof Gras von Purgstall und Ignaz Spadon zu nennen.
Auch zu Anfang des XVIII. Jahrhunderts war die Poesie nur das Mittel zum
Zwecke von Gelegenheits- und Lobesgedichten, es sei allenfalls ein Poem erwähnt, das
„bey glorreicher Gebnrth Leopold! Ertzherzogen zu Österreich" 1716 im Landhause zu
Graz „abgesungen" wurde und dessen Verfasser nicht bekannt ist, oder Franz Friedrich
Hörners „Beflissener Ehrendienst in Bild und Ebenbild von zweinndvierzig Äbten des
Stiftes St. Lamberti" (St. Lambrecht) Graz 1725, eine Verherrlichung dieser Äbte in
zahlreichen Strophen. Als Probe von deutsche» Alexandrinern, deren Verfasser Mitglieder
des Jesuitencollegiums waren, können die 1765 erschienenen „Gedichte" anläßlich der
Durchreise der Majestäten zur Vermählung des Erzherzogs Leopold mit der Prinzessin
Louise von Spanien nach Innsbruck gelten. Der Einfluß von Gottscheds Dichtweise ist in
denselben unverkennbar und die zahlreich angewendeten Allegorien, die gehäuften Epitheta,
die schwülstige >L>prache, kurz alle Einzelheiten entsprechen den Forderungen des Verfassers
der kritischen Dichtkunst.
Mit besonderem Eifer wurde auf der Jesuitenuniversitüt und in den Schulen, welche
untn geistlicher Aussicht standen, jene Gattung von dramatischen Prodneten gepflegt, die
auch anderwärts unter dem Namen der Schulkomödien bekannt sind, sie waren gewöhnlich
von einem Mitgliede der Anstalt zumeist in lateinischer, doch auch mitunter in deutscher