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Neubau der Burg in Graz zu Ende kam, und wenn auch von dem Gebäude selbst, wenigstens
in der ursprünglichen Form, heute nichts mehr besteht, so besitzen wir als kostbare Reliquie
den Schlußstein desselben, das heißt eine Gedenktafel ans Bronze, welche bei dem
feierlichen Acte der Schlußsteinlegung in den Bau eingefügt worden sein mag. Dieselbe
zeigt außer der Inschrift und dem Medaillonporträt des Landeshauptmanns von
steier Grafen Sigmund von Dietrich stein ein delicat gearbeitetes Ornament im Stile
der reinsten Renaissance. Wenn also von der Gedenktafel ein Schluß auf den Bau
gestattet ist, so müssen wir uns den Maximilian'schen Burgbau in diesem Stile vorstellen.
vUii sichre 1531 wurde jener Theil des Landhauses in Graz, welcher seine Front gegen
die Lchmiedgasse kehrt, mit dem sogenannten Rittersaal vollendet. Letzterer wurde
wiederholt umgebaut, aber von der Faxade steht noch ein lehrreiches Stück, welches nicht
Gedenktafel aus Bronze don der Burg in Graz aus dem Jahre 152g.
nur Renaissance, sondern speciell die von einem deutschen Baumeister gehandhabte
Renaissance erkennen läßt. Das waren die Anfänge der neuen Kunst in Steiermark.
Gegen die Mitte des Jahrhunderts stellte sich das Bedürfnis^ heraus, um den immer
heftiger andrängenden Türken erfolgreichen Widerstand zu leisten, Graz und die süd
östlichen Städte der Steiermark, welche bis dahin noch mit mittelalterlichen Thürmen
versehen waren, nach dem neuen italienischen System der Bastionen zu befestigen. Kaiser
Ferdinand I. beschloß im Jahre 1544 zunächst die Neubefestigung des Schloßberges und
der Stadt Graz und berief den italienischen Festungsbaumeister Domenico de Laliv zu
diesem Werke. De Lalio zog zahlreiche italienische Baumeister nach sich, und so begann
denn eine bis ins erste Biertcl des XVII. Jahrhunderts währende Invasion italienischer
Künstler und Welkleute, welche den Stil der italienischen Renaissance sozusagen persönlich
in iLteicrmark importirten. Da diese Italiener nicht nur die Befestigungen von Graz,
pfürstenscld, Radkervburg, Marburg, Pettau und Rann anssührten, sondern in ihrer
amtlichen Stellung auch mit dem Bau von Rathhäusern, Schlössern, Wohnhäusern der
Patrizier re. betraut wurden, so war bald die gesammte Bauthätigkeit Mittel- und