372
heimisch war. Auch hatte die Holzverwendung im Unterland nie einen sv ausschließlich
loealen Charakter wie im Obcrlande, da schon damals ans der Drau und der Mur die
Floßfahrt zur Vermittlung des Holzhandels nach Kroatien und Ungarn betrieben wurde.
Als die Südbahn Steiermark von Norden nach Süden zu durchziehen begann, fanden
die Waldproducte bei Erbauung derselben eine weitere Verwendung und Holzhändler
kamen von Süd und Nord, um den Waldbesitzern Gelegenheit zu bieten, den bisher nicht
besonders beachteten Waldbestand zu versilbern. Im Laufe der Zeit mehrten sich die
Eisenbahnen und die fossilen Kohlenlager wurden in einem rascheren Tempo dem Abbau
zugeführt. Eine natürliche Folge dieser beiden Thatsachen war, daß nun auch von Westen
und Osten der Holzhandel in bisher unberührte Thäler eindrang und die Grubenbesitzer
ein erweitertes Bezugsfeld für ihren Holzbedarf gewannen. Hierdurch stiegen allerdings
die Bau- und Nutzhölzer im Werthe, nicht aber die Holzkohle, welche durch die fossilen
Brennstoffe mehr und mehr aus den Eisenrasfinir- und Stahlwerken, in allerneuester Zeit
auch aus den Hochofen verdrängt wird. Steiermark nähert sich solcherart, da auch die
Glasindustrie darniederliegt, Zuständen, welche den Waldbesitzer zwingen, seine Wälder,
die, wie schon früher erwähnt, meistens auf unbedingtem Waldbvden stocken und demnach
der Waldwirthschaft nicht entzogen werden können, intensiver ans Bau- und Nntzholz-
crziehung zu bewirthschaften.
Es wird dies namentlich für die kleinen Waldbesitzer, in deren Händen sich mehr
als die Hälfte der steiermärkischen Waldländerei befindet, ein schweres Stück Arbeit sein;
für diese Leute, wenn sie im Gebirge ihren Besitz haben, ist der Wald seit jeher die Stütze
der Wirtschaft gewesen. Der Wald muß bei regelmäßigem Wirthschaftsverlaufe Sommer-
wcide für das Vieh, Streu für den Stall, Bau- und Brennholz für das Haus und endlich
Stangen für die Verzäunungen der Weidegrenzen liefern. Verläuft die Wirthschaft
unregelmäßig, gerüth das Getreide nicht oder verunglückt das Weidevieh aus der Alpe,
mebren sich überkiaupt die Ausgabe» ohne eine gleichzeitige Vermehrung der Einnahme»,
io geht der Bauer in de» Wald und macht Vorgriffe in seinen Hvlzbeständen, um mit dem
Erlös ans dem geiällte» Holze Getreide zu kaufen oder seinen sonstigen lausenden Bedan
zu decke». Und doch würde man irre», wollte man annehme», daß unsere Bauern einen so
unentbehrlichen Beskandtbeil ilireS Eigenthums pfleglich zu behandeln geneigt seien. In
der Näbe des Bauerngehösirs werden namentlich die Fichtrnbestände, mit Ausnahme
eines kleinen Hausschachens, welchen der einigermaßen besser gestellte Bauer zur Deckung
seines Bauholzbedarfrs schont, der Aststreugewinnung gewidmet, das heißt, die Bäume
werden von Jugend aus in fünf bis zehnjährigen Perioden des größten Theilcs ihrer Äste
beraubt und, wenn endlich die Bäume in höherem Alter bei dieser fortwährenden
Verstümmelung verkümmern, endlich gefällt, um ihrer mangelhaften Holzbeschaffenbeit