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Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Steiermark

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daß er bei dem Vorherrschen der Laubhölzer sich mehr auf die Gewinnung von Bodenstreu 
wirft und daß die Lanbholzbestände Lanbfutter für Ziege und Schaf und im Weinland 
Düngerpauschen und Weinpfähle für die Weinberge liefern müssen. Der Waldboden wird 
daher meistens als Mittel- und Niederwald in sehr kurzen Umtriebszeiten bewirthschaftet 
und ebensowenig für die Holzcultur gethan, als dies im Gebirge der Fall ist. Leider kann 
man auch von den bäuerlichen Großwaldbesitzern nichts Besseres berichten; auch sie 
betrachten den Wald als Nutzobject, dem alles zu nehmen und nichts zu geben gestattet ist. 
Was Wunder, wenn in den Gegenden, wo der bäuerliche Waldbesitz vorherrscht, die 
geschlossenen Wälder, namentlich an den südlichen Berglehnen, mehr und mehr verschwinden 
und an ihre Stelle schüttere Nadelholz- und krüppelhafte Lanbholzbestände treten, welche 
schlechten Holzertrag bieten und dem Boden nicht jenen Schutz gewähren, welcher zu 
seiner Verbesserung und Kräftigung erforderlich ist. 
An Berglehnen, welche der Einwirkung der Sonnenstrahlen nicht anhaltend oder 
überhaupt weniger ausgesetzt sind, finden wir allerdings noch Bauernwälder, die, aus der 
Ferne betrachtet, das Gepräge der pfleglichen Behandlung aufweisen. In der Nähe 
besehen, verändert sich aber das Bild und zeigt in der Regel alle Spuren der geschilderten 
Waldbehandlung. Hiervon gibt es in ganz Steiermark nur eine Ausnahme, und diese 
betrifft die Wälder der bäuerlichen Großwaldbesitzer am Nordhange des Bachern, welche, 
im pfleglichen und nachhaltigen Plänterbetriebe bewirthschaftet, ein freundliches Waldbild 
bieten. Trifft man sonst wo in Steiermark Wälder in gutem Schlüsse und pfleglicher 
Behandlung, so kann man von vornherein überzeugt sein, daß dieselben nicht Eigenthnm 
des Kleinwaldbesitzers und nur ausnahmsweise Eigenthum des bäuerlichen Großwald 
besitzers, sondern Eigenthum der Gewerkschaften/adeliger Familien oder des Staates sind. 
Die Behandlung der letzten Kategorien von Waldbesitzen zeigte bis zu den Fünfziger- 
Jahren dieses Jahrhunderts nur einen geringen Unterschied von jener der Bauernwälder. 
Die Mutter Natur erzog den Wald und, wenn sie dies trotz Weidevieh, Streuhackel 
und Steigeisen zu Stande gebracht hatte, so ließ ihn der Eigenthümer in Form von 
Holzkohle zu den Eisenwerken transportiren, baute wo möglich auf der nach der Holz 
nutzung abgebrannten Waldfläche ein oder auch mehrere Male Getreide an und weidete, 
nachdem dies geschehen war, sein eigenes oder auch Zinsvieh auf derselben, die Nachzucht 
des Waldes wieder der Natur überlassend. Diese Wirtschaft war sehr bequem und bei 
dem Umstande, als man infolge des Mangels an billigen Transportmitteln gezwungen war, 
das Holz der wenig einträglichen Verkohlung zu unterziehen, immer noch die lohnendste. 
Als aber die Südbahn entstanden war und in dem Mürz- und Murthal die Eisenindustrie 
sich mehr und mehr entwickelt hatte, wurde es schwierig und immer schwieriger, die 
Holzkohlenmengen zn beschaffen, welche die fortwährend steigende Roheisenprodnction
	        
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