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die Honoratioren des Thales, die Herren Werksverweser, Pfarrer und Schullehrer, auch
die Amtleute und die wohlhabenden Bauern zur Jagd, und jeder kam, den Stutzen auf
dem Rücken und die Bracke an der Koppel, zum Sammelplatz.
Ein weiteres Jägercontingent stellten jene Bauern, welche von dem Jagdherrn als
sogenannte Reisjäger in Lohn genommen waren und die Jagd zu beaufsichtigen hatten.
Unter diesen Verhältnissen war es natürlich, daß die Jagdlust allgemein wurde, wozu in
späterer Zeit noch das leuchtende Vorbild beitrug, welches Erzherzog Johann, der viel
seitige Wohlthäter Steiermarks, auch als Jäger allen Jagdbeflissenen gab, wie jetzt Seine
Majestät unser allergnädigster Kaiser und Herr uns das Vorbild eines exacten Waid
manns gibt. Was Wunder also, wenn Jagdbesitzer wie Jagdbeflissene diesen Vorbildern
nachstreben, die Jagd immer waidgerechter betreiben und der Jagdpflege überhaupt mehr
Aufmerksamkeit geschenkt wird. So wurde z. B. die Auerhahnjagd von den Jagdherren
gar wenig beachtet, bevor Erzherzog Johann diesen Sport in den Wäldern bei Edelschrott
übte und unser Allerhöchster Jagdherr die Reviere Spital, Neuberg und Mürzsteg in Ruf
brachte. Vor dieser Zeit blieben die meisten Jagdherren auch an milden Frühlingsmorgen
in Morpheus' Armen und ließen die balzenden Hähne von passionirten Jagdfreunden,
Jägern oder Reisjügern abschießen. Heute findet der größte Theil der Jagdherren, daß
ein schöner Frühlingsmorgen, im Walde verlebt, für einige ungünstige Morgen und die
Jagdstrapazen auch dann entschädigt, wenn man vom Waidmannsheil nicht begünstigt wird.
Diese Erkenntniß ist der Hort der Auerhahnjagd. Es sei hier noch bemerkt, daß seit dem
Aufschwünge der Anerhahnjagd auch der in der Baumvegetationsgrenze lustig balzende
Birkhahn bedeutende Förderung erfuhr. Diese Jagd erfordert viel mehr körperliche
Anstrengung, entschädigt aber auch durch den großartigen Eindruck, welchen an milden
Frühlingsmorgen die von der Winterstarre wieder erwachende Hochgebirgsnatur auf den
Jäger übt.
Die Hahnenbalz war es aber nicht allein, welche solchen Aufschwung erfuhr, auch
den anderen Wildgattungen wurde seither mehr Aufmerksamkeit geschenkt, und so erhielten
sich nicht nur die vom Erzherzog Johann gegründeten, an Hoch- und Gemswild reichen
Jagdreviere Brandhof und Weichselboden unter der bewährten Leitung des Grafen von
Meran auf gleicher Höhe, sondern es stellten sich in den letzten dreißig Jahren diesen die
kaiserlichen Leibgehege in Neuberg, Mürzsteg, Eisenerz und Radmer, die Gemsjagden
des Prinzen August von Coburg bei Schladming, sowie die Jagden in der Jngering und
Trogöß, die Jagden im Gesäuse und bei Wildalpen zur Seite, vieler anderer Jagdreviere
gar nicht zu gedenken, welche, wenn sie auch nicht so reiche Hoch- und Gemswildstände
aufzuweisen haben als die eben bezeichneten, doch genug von diesen Wildgattungen besitzen,
um das Herz eines wackeren Waidmanns zu erfreuen.