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Betriebes mit sich genommen haben. Und der Erzberg selbst mit seinem eisernen Kreuze
auf ehernem Gipfel, — wie wechselvoll sind die Bilder, die er uns bietet! Während auf der
südöstlichen Seite, wo der Berg mit dem von Gemsen bevölkerten Reichenstein zusammen-
hängt, dunkle Waldesschatten eine reiche alpine Flora bergen oder einsame Wiesen grünen,
beginnt auf der dem altersgrauen Markt Eisenerz zugekehrten Seite das Grün des Waldes,
in welchen sich ab und zu noch ein Hirsch herüberwagt, mehr und mehr der braunrothen
Farbe des Erzes zu weichen, welches mit dem Forttreiben der einzelnen Abbau-Etagen
immer mehr entblößt wird.
Wie eine Riesentreppe nehmen sich die einzelnen Abbaustufen aus. Gleich wie auf
einem Ameisenhaufen wimmelt es überall von emsigen Bergleuten, die da hämmern und
klopfen, mit ihren Hunden dahersausen und in dem Riesenberge rastlos wühlen. Da
ertönen langgezogene Hornsignale, und stille wird es auf dem ganzen Berg; eine Gestalt
nach der anderen verschwindet in Stollen und sicheren Verschlügen, wie ansgestorben ist
plötzlich die ganze Gegend. Nun kracht ein Schuß — in einer Staubwolke fliegt das Erz
empor oder löst sich in großen Trümmern. Ein donnerndes Echo wird von den Felswänden
der umliegenden Gebirge vielfach zurückgegeben; da fliegt eine zweite Mine ans, eine
dritte — und jetzt ist es der Donner eines Geschützkampses, ein unaufhörliches Rollen und
ein prasselnder Regen von Gesteinstrümmern. Endlich wird die Kanonade schwächer, hier
und da noch ein verspäteter Schuß, dann wird es stumm — und wieder tönt das Horn,
ein Befreiungssignal für alle jene, die sich aus sengender Sonnenhitze in die kühle Luft
der Grube flüchten mußten. Rasch belebt sich nun der Berg wieder, überall kriechts hervor
und prüfend überblickt der „Paßführer" die Wirkung des Dynamits, um sodann zum
„Abrenken", dem Loslösen der gelockerten, mitunter tiefer als es scheint angerissenen Erz
wände zu schreiten. Es ist dies eine gefährliche Arbeit, welche aber ebenso kühn wie gewandt
durchgeführt wird, so daß sich nur selten ein Unfall ereignet. Und will es das Schicksal,
daß der Tod einen Bergmann in seinem Berufe ereilt, so sagen die Häuer des Erzberges:
„Seine Zeit war aus", denn fest glauben sie daran, daß jedem von ihnen von der
Vorsehung genau zngemessen sei, wie lange er „am Berge" zu arbeiten habe. Mit einem
herzlichen „Glückauf", das der steirische Bergmann mit seinem vertrauensvollen „Gott
gib's" erwidert, trennen wir uns vom steirischen Erzberge, dem Juwel des Landes.
Der Metallbergbau in Steiermark besitzt ebenfalls eine ruhmvolle Geschichte,
doch sind die ehemals blühenden Bergbaue dieser Art — wir gedenken nur der uralten
Silberbergbaue von Zeiring und Schladming — aus verschiedenen Ursachen nach und
nach erloschen oder zu untergeordneter Bedeutung herabgesunken.
Von den Erzen zu den Mineralkohlen übergehend, müssen wir zunächst die
interessanten Anthracitbergbane bei Turrach erwähnen — das einzige Vorkommen dieses