MAK

Volltext: Die österreichisch-ungarische Monarchie in Wort und Bild: Steiermark

50 
ihnen anslaufenden Bergreihen auseinander und machen Raum für eine größere Ebene, 
und diese ist von dem Flusse, der Mur, durchströmt, welche, bevor sie die Fläche betritt, 
den einen Arm des Hochgebirges durchbrochen hat. An zahllosen Stellen finden wir an 
solchen Punkten, wo Flüsse aus engeren Thälern in breitere oder in Ebenen hinaustreten, 
größere oder kleinere Ansiedlungen. Und so ist es auch hier, wozu noch der Umstand 
kommt, daß unfern der Stelle, wo die Mur den großen Flußdnrchbrnch verläßt, ans dem 
breiten, bergumrahmten Becken ein Felskegel emporragt, der gewiß frühzeitig schon die 
Aufmerksamkeit der Einwanderer auf diesen Punkt lenken mußte. Und an derselben Stelle, 
kaum eine Stunde südlich von dem Austritte der Mur aus den Bergreihen, welche den 
Fluß von der Einmündung der Mürz an begleiten, ans jenem Bergkegel und am Fuße 
desselben sind die Niederlassungen und Ansiedlungen entstanden, ans denen das heutige 
Graz emporwnchs. Es sind nicht steil aufsteigende Wände von Kalk- und Dvlomitmassen, 
welche, wie die Karavanken für Klagenfurt und Villach, die Nordalpen für Salzburg, 
die tirolischen Kalkalpen für Innsbruck, die landschaftliche Schönheit der Grazer Bucht 
begründen, es sind ernste, in einfach verlaufenden Linien dahinziehende Urgebirgsketten, 
welche auf drei Seiten, vom Wechsel bis zur Stnbalpe und von da über die Koralpe bis 
zum Bacher im weitesten Umfange den Horizont von Graz umschließen; zwischen diesen 
aber lagert sich ein vielgestaltiges, von Bächen und Flüssen dnrchrissenes Berg- und Hügel 
land, das in den mannigfaltigsten anmuthigen und reizenden, pittoresken und großartigen 
sonnen das Auge des Beschauers entzückt, welcher unwillkürlich empfindet, was der 
Geologe weiß, daß er hier auf einem nicht nur schönen, sondern auch interessanten Stück 
Land steht, daß er sich in einer Übergangslandschaft befindet, die zwischen den grellsten 
Gegensätzen in der Bvdenform Europas vermittelt: zwischen den Alpen und der 
pannonischen Niederung. 
Der Schloßberg war und ist der Kern der Stadt; im XII. Jahrhundert trug er 
nachweisbar eine Veste (eastrmri 6rnoes) und unter ihrem Schutze erfolgten die 
Ansiedtnngen, welche sich allmälig bis in die Nähe der Mur und bis ans die letzte Berg 
terrasse herab erstreckten, auf der die St. Ägydiuskirche (1174 zum erstenmale urkundlich 
genannt), die jetzige Donikirche, erbaut wurde. Bald breiteten sie sich bis an den Fluß und 
über die zwischen ihm und den letzten Ausläufern des Schloßberges gelegene Flüche ans, 
und dieser Theil bildet jetzt noch die innere Stadt; um sie ziehen sich in einem Halbkreise 
jene herrlichen Parkanlagen hin, welche den Glanzpunkt der Murstadt bilden und wenige 
ihresgleichen irgendwo haben; und jenseits derselben erstrecken sich die neuen Bezirke, 
Schöpfungen des XIX. Jahrhunderts, ans dem rechten Ufer vorwaltend mit großen 
Jndustriestütten, auf dem linken mit freundlichen, breiten, lichten Gassen und Straßen und 
ninlichen Plätzen mit hübschen Häusern und allmälig, je weiter hinaus, desto mehr mit'
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.