Aktendeckel, bei der Ausstaffierung von Briefkassetten, Geschenkschatullen
und Minnekästchen oder beim Verzieren der Innenseiten von Klavichorden,
Fernrohren oder auch Masken. Auf das Muster der Bögen wurde bei der Anwen
dung kaum Bedacht genommen, so daß im Buchbinderbereich oftmals Falze die
Einheit eines Blattbogens von der dominierenden Größe: 33 cm Höhe mal 42 cm
Breite zerstörten; auch auf zentrale Figuren, die ja meist im Rapport wiederkeh
ren, wurde selten Rücksicht genommen.
Zur Herstellungstechnik läßt sich beim Brokatpapier soviel sagen, daß kein pures
Blattgold für den Druck in Verwendung kam, vielmehr handelt es sich durchwegs
um Kupfer, legiert mit Zinn und Zink oder oftmals auch mit Blei. Das zu druk-
kende Motiv wurde gleich einem Kupferstich aus einer ziemlich dicken Messing
oder Kupferplatte (Bogenformat) als umgekehrtes Relief herausgestochen. Die
Vertiefungen ergaben somit nach dem Abdruck auf dem Papier die Höhungen.
Eine Walzenpresse drückte dann die eingelegte Kupferfolie als hauchdünnes
Blatt auf das Grundpapier, das noch vom Grundieren oder Patronieren her feucht
war. Die nicht von dem Model aufgedrückten Kupferstellen wurden mittels Bür
ste weggerieben, um den Farbgrund durchzulassen. Bei der Genauigkeit der Her
stellung zeigen sich bereits Qualitätsunterschiede; zuoberst rangieren die Augs
burger Patronierer oder Buntpapierer, in Frankreich »Dominotiers« bezeichnet.
Das Patronieren bezieht sich auf die Verschiedenfärbung des Papiergrundes.
Hier werden absichtlich unregelmäßig verschiedene, kräftige Farben auf den
Grund getupft oder mittels Löcherschablone aufgelegt, was einen lebhaften Farb-
effekt ergibt. Darüber wird dann die »Goldprägung« gelegt. Der Reiz dieser
Blätter liegt an den diversen Farbkombinationen, was auch die Bezeichnung
»Phantasiepapier« zeitigte.
Die Herstellung des Bronzefirnispapiers basiert auf der einfachen Holzschnitt-
Technik des Hochdruck-Abklatsches, ähnlich wie bei Velourpapieren. Mit Hilfe
eines Holzmodels oder Stoffdruckmodels wurde das Muster aus Firnis auf das
Papier gedruckt, wobei in den feuchten Klebstoff Bronzepulver gemischt wurde,
welches nur auf den mit Firnis gemusterten Stellen hielt. Die in solchem Verfah
ren gewonnenen Blätter hatten nicht die erwünschte Haltbarkeit, so daß schließ
lich eine andere Herstellungsmethode bevorzugt wurde: die Druckfarbe aus Fir
nis, Leim oder Mastix wurde sofort mit feingemahlenem Bronzepulver versetzt
und dann vom Holzmodel auf das vorgefärbte Papier gedruckt. Bronzefirnispa
pier ist gegenüber dem Brokat- oder Augsburger Papier flach, in der Qualität we
sentlich abfallend und auch leichter dem Verfall ausgesetzt. Nicht selten tauchen
dieselben Motive des Brokatpapiers vereinfacht im Bronzefirnispapier auf, was
für ein- und dieselbe Werkstattzugehörigkeit spricht. Das Brokatpapier wurde
bei Käufern im Lauf der Zeit dem Bronzefirnispapier vorgezogen.
Das sogenannte Kattunpapier kommt meist aus der Zunft der Stoffdrucker, die
ausgediente Stoffdruckmodel für den Papierdruck verwendeten, wobei in einer
Art Puzzle-Verfahren mit zusätzlichen Stempeln Anreicherung erzielt wurde.
Gerade im Biedermeier merkt man im Muster deutlich die Parallelität von Stoff
druck und Kattunpapier. Es wurden nur Flächen bedruckt, etwa in Art einer Ta
pete, als italienische Spezialität erhielt der Druck die Bezeichnung »chiaroscu-
ro«^ Punktierte Partien gestaltete man durch Nagelköpfe aus Messing, die in
exakt gleicher Höhe aus dem Model standen. Da sich Kattunpapiere in Italien
größter Beliebtheit erfreuten, übertrug sich der Herstellername Giuseppe Rizzi
arese, der um 1900 mit alten Holzmodeln Kattunpapiere nachdruckte, auf die
attung der Kattunpapiere und sie erhielten die Bezeichnung Rizzi- oder Zitz-
apiere. Die Idee zur Herstellung von Kattunpapieren könnte sich gemäß geüb-
er Praxis dahingehend erklären lassen, daß man ursprünglich kleine Papiermu-
5