Der Bauer hat nämlich bis in die jüngste Zeit
alles, was er und seine Familie brauchte, selbst, und
zwar zumeist aus den Produkten der eigenen Wirt'
schaft mit Hilfe seiner Familienmitglieder verfertigt.
Alles, vom Baue und der Einrichtung seiner Hütte,
den Wirtschafts' und Ackerbaugeräten bis zur Be'
kleidung war das Werk fleißiger Bauernhände. Da
durch erklärt sich die uralte, wirtschaftlich primitivste
Form des Hausfleißes, welcher sich fast unverändert
durch Generationen vererbte und bewahrte. Neben
dem Hausfleiße entwickelte sich auch von altersher
eine Arbeitsteilung, indem die einzelnen, nach Maß'
gäbe ihrer Handfertigkeit, in diesem oder jenem
Gewerbe Vorzugsweise arbeiteten, um nicht nur den
eigenen Bedarf, sondern auch denjenigen ihrer Nach'
barn zu decken. So entstand der anfänglich auf die
eigene oder höchstens auf Nachbargemeinden, mit
der Zeit jedoch auch auf entlegenere Gegenden aus'
gedehnte Tauschhandel, welcher die Erzeugnisse der
galizischen Hausindustrie weiter verpflanzte. Aller'
dings haben sich diese wirtschaftlich patriarchalischen
Zustände durch das Hineindrängen der Zwischen'
händler und Verleger, sowie durch die Konkurrenz
auswärtiger Fabriken stark verändert. Dennoch be'
hielten manche Zweige der galizischen Hausindustrie
bis auf den heutigen Tag in technischer und künstle'
rischer Hinsicht ihre Urwüchsigkeit.
Die bäuerliche Bevölkerung Galiziens zeigt schon
bei flüchtiger Betrachtung große Mannigfaltigkeit der
Typen und Trachten und diese Unterschiede, welche
bei näherer Untersuchung auch in der Bauart, den
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