Deshalb finden wir noch heute in der Umgebung
von Schlössern, wie z. B. bei Zbarai, Zaloice, Alt-
und Neusandez und anderen, Familien von Kürschnern
und Teppichwebern. Auch einheimische Kriegs
gefangene verpflanzten oft ein in der Fremde er
lerntes Gewerbe in die Heimat, wo es sich weiter
entwickelte.
Wiewohl nun die vorgenannten auswärtigen Ein
flüsse in die galizische Volkskunst viele fremde
Motive hinübertrugen, vermochten sie dennoch nicht
den stark ausgeprägten Charakter der autochthonen
Landeskunst abzuschwächen. Dieser Charakter ist
jedoch keineswegs im ganzen Lande einheitlich, denn
die Unterschiede zwischen der Kunstübung der
Ruthenen in Ostgalizien und den von der polnischen
Bevölkerung im Westen des Landes gepflogenen
Kunstäußerungen, müssen auf den ersten Blick auf
fallen.
Freilich ist es vorderhand nicht leicht, alle diese
Differenzierungen genau aufzufassen und zu präzi
sieren, denn die bezüglichen Studien und Erhebungen,
welche neuestens von unseren Kunstforschern mit
aller Hingebung und Sachlichkeit angebahnt worden
sind, konnten zur Zeit noch nicht über das ganze
- Land ausgedehnt werden. Auf Grund des bekannten
Materials lassen sich daher nur die typischesten
Merkmale beider vorerwähnten Nationalkünste der
Ruthenen und Polen näher bestimmen.
Die ruthenische Volkskunst hat einen älteren und
primitiveren Charakter. Ihre Ornamentik kenn
zeichnet das Uberwiegen der aus der Weberei und
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