Das sieben- oder achtjährige Kind schon, dem auf
der Hutweide die Obsorge der Ganse und Schafe
anvertraut ist, sitzt, Leinwand und Nadel zur Hand,
ohne Vorlage, ohne Muster, stickend da.
Weitaus am ausgebreitetsten finden wir die haus
industrielle Betätigung in textiler Beziehung, indem
in fast jedem Bauernhaus der Web Stuhl vorhanden,
Hanf Flachs und Wolle verarbeitet werden, Weiber
und Mädchen sich mit Sticken beschäftigen.
Nach der Art der Musterungen und der hiebei verwen
deten Farben lassen sich mehr oder weniger nach Volks
stämmen drei getrennte Gruppen unterscheiden, u. zw.:
eine rumänische, ruthenische und eine huzulische.
Während die Rumänen im allgemeinen bei ihren
Stickereien das Blatt- und Blumenornament in mehr
zierlicher Form und dabei nur geringen Farben
variationen anwenden, ist bei den Ruthenen mehr
das großblättrige Ornament und dies in möglichst
reicher Farbenpracht im Gebrauch. Nur an einem
Teil des Hemdes, der sogenannten „mcreteala ,
ruthenisch „morszynka“, wird von beiden ein geo
metrisches Ornament verwendet.
Rein geometrische Ornamente, und zwar vor
herrschend unter Verwendung roter und gelber Farben,
werden von den Huzulen verwendet, welche sich
überdies auch überhaupt als das konservativste Ele
ment der gesamten Bewohnerschaft erweisen und
nach wie vor ihre uralten Motive treulich bewahren,
während insbesondere in den rumänischen Landes
teilen sich leider bereits ein Verlassen der alten
Richtung wesentlich bemerkbar macht.
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