Schnitzarbeit der Viehtauer Hände hat schon ganze
Wälder zerschnitzelt; für jeden Kopf jahraus, jahr'
ein ein Stamm — so pflegte gerechnet zu werden —
das entwaldet ganze Landschaften.
Obwohl also auch in der Viehtau wie anderwärts
von der holzverarbeitenden Hausindustrie gerade die
von einem letzten Hauch naturalistischen Künstlertums
geadelten Zweige verdorrt und abgestorben sind, so
entbehrt doch bei näherem Zusehen auch die übrige
gebliebene einfältige und einfache Arbeit dieser armen
Gebirgsbewohner nicht eines mannigfachen Interesses.
Die weißen Kübel und Schaffe, Reiter und Siebe,
Schaufeln und Sensen, wie sie allein noch erzeugt
werden, offenbaren eine Menge von urtümlichen Hand'
griffen und Arbeitsgewohnheiten, von verständiger
Arbeitsteilung bei trägstem Verharren am Alten. Die
Geschichte der Holzschneidekunst ist hier in ihrem
ersten Kapitel sozusagen aufgeschlagen.
Wie in der Holzverwertung, so tritt auch auf anderen
technologischen Gebieten die eigenartige Hand'
geschicklichkeit der Bergbewohner auf oberösterreichi'
schem Boden hervor. Sie haben manche Fertigkeiten
in sich aufbewahrt und gesteigert, die dem Flach'
länder längst abhanden gekommen sind; dem bieten
sich eben bessere Quellen des Erwerbes, der regere
Verkehr erspart ihm das eigene mühsame Handwerk.
So ist die früher im Mühlviertel weitverbreitete und
blühende Hausweberei noch heute in einigen be'
merkenswerten Überresten erhalten geblieben — haupt'
sächlich als Arbeit in den Wintermonaten, wo die
Landwirtschaft ruht; so ist die Stickkunst der Mädchen
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