weit größere dekorative Wirkung durch das Ausschleifen erzielt wurde.
Das Bemalen des Kristallglases erfolgte mit durchsichtigen Schmelzfarben
(vergleiche mehrere Beispiele auf Tafel II), das Bemalen der opaken Gläser
dagegen mit undurchsichtigem Email. Die letztere Technik lag aber nicht
im Wesen des Glases, wie etwa die des Schleifens und Gravierens, sondern
ist lediglich von dem Porzellan durch den französischen Geschmack auf
Glas übertragen worden. Zu diesem Zwecke mußte das Glas erst undurch-
sichtig gemacht, also ihm seine wesentliche Eigenschaft genommen werden.
Erst dann konnte es mit Blumen, Figuren oder ganzen Szenen bemalt werden.
Die Geschmacklosigkeit äußert sich hier darin, daß mit dem Grundprinzip
des Kunstgewerbes, jeden Gegenstand nach den Kunsteigenschaften seines
Materials zu gestalten und zu verschönern, gebrochen und der Nachdruck
auf eine dem Material fremdartige Kunstweise gelegt und diese zur Hilfe
herbeigezogen wurde. Die Maler unseres Industriebezirkes haben dies
vielleicht selbst gefühlt, denn sie übertrugen die Arbeit mit Kaltfarben ganz,
jene mit Emailfarben teilweise ihren Frauen und Kindern und beschränkten
sich auf die Bemalung der Gläser mit Schmelzfarben und auf die Porzellan-
malerei. Da in den Orten, wo die GlasrafHneure ihren Sitz hatten, sich auch
Porzellanhändler niedergelassen haben, konnten die Mandler für beide
arbeiten. Die Bemalung der transparenten Gläser erfolgte mit Metalloxyden,
welche mit Lavendelöl angerieben wurden und die Fixierung durch das
Einbrennen, durch Verschmelzen der Farben
mit dem Glase. Von einzelnen Glasmalern ist
bekannt, welche Motive dieselben bevorzugten.
So malte F. Pilz in Blottendorf (um 1820) Land-
schaften, Rudolf Schlegel in Haida (um 1815)
Figuren in antiker Auffassung, Anton Albert in
Blottendorf (um 1820) Hirsche, Karl Schön-
berger in Falkenau (um X805) Figuren, Johann
Zosel (1830) Girlanden, Karl Löhnert (1837)
Weinlaub, Franz Pietsch (1820) Goldeichenlaub
und Goldfestons, Franz Schimpke in Tannen-
berg (1830) bunte Vögel, Eichhörnchen, Fische
und Blumen. Als Wappenmaler wird Hiero-
nymus Löhnert in den dreißiger Jahren genannt.
Zu hervorragenden Malern zählten die beiden
Ahne, Vater und Sohn, um 1840 in Steinschönau,
weiters Lenhart und Pfützner ebendort, Zahn,
Pohl und Pilz in Falkenau (sämtliche um 1840),
sowie die bereits im geschichtlichen Abriß über
die Industrieorte Genannten. Über den Handel
wurde bereits gesprochen. In seiner ursprüng-
Abb, w Blaues Überfangglas mit den liehen ältesten Form war der böhmische Glas-
Figuren der Parzen und Sinnspruch handel ein I-Iausierhandel, ein M arktgehen mit