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Objekt: Monatszeitschrift XIV (1911 / Heft 1)

weit größere dekorative Wirkung durch das Ausschleifen erzielt wurde. 
Das Bemalen des Kristallglases erfolgte mit durchsichtigen Schmelzfarben 
(vergleiche mehrere Beispiele auf Tafel II), das Bemalen der opaken Gläser 
dagegen mit undurchsichtigem Email. Die letztere Technik lag aber nicht 
im Wesen des Glases, wie etwa die des Schleifens und Gravierens, sondern 
ist lediglich von dem Porzellan durch den französischen Geschmack auf 
Glas übertragen worden. Zu diesem Zwecke mußte das Glas erst undurch- 
sichtig gemacht, also ihm seine wesentliche Eigenschaft genommen werden. 
Erst dann konnte es mit Blumen, Figuren oder ganzen Szenen bemalt werden. 
Die Geschmacklosigkeit äußert sich hier darin, daß mit dem Grundprinzip 
des Kunstgewerbes, jeden Gegenstand nach den Kunsteigenschaften seines 
Materials zu gestalten und zu verschönern, gebrochen und der Nachdruck 
auf eine dem Material fremdartige Kunstweise gelegt und diese zur Hilfe 
herbeigezogen wurde. Die Maler unseres Industriebezirkes haben dies 
vielleicht selbst gefühlt, denn sie übertrugen die Arbeit mit Kaltfarben ganz, 
jene mit Emailfarben teilweise ihren Frauen und Kindern und beschränkten 
sich auf die Bemalung der Gläser mit Schmelzfarben und auf die Porzellan- 
malerei. Da in den Orten, wo die GlasrafHneure ihren Sitz hatten, sich auch 
Porzellanhändler niedergelassen haben, konnten die Mandler für beide 
arbeiten. Die Bemalung der transparenten Gläser erfolgte mit Metalloxyden, 
welche mit Lavendelöl angerieben wurden und die Fixierung durch das 
Einbrennen, durch Verschmelzen der Farben 
mit dem Glase. Von einzelnen Glasmalern ist 
bekannt, welche Motive dieselben bevorzugten. 
So malte F. Pilz in Blottendorf (um 1820) Land- 
schaften, Rudolf Schlegel in Haida (um 1815) 
Figuren in antiker Auffassung, Anton Albert in 
Blottendorf (um 1820) Hirsche, Karl Schön- 
berger in Falkenau (um X805) Figuren, Johann 
Zosel (1830) Girlanden, Karl Löhnert (1837) 
Weinlaub, Franz Pietsch (1820) Goldeichenlaub 
und Goldfestons, Franz Schimpke in Tannen- 
berg (1830) bunte Vögel, Eichhörnchen, Fische 
und Blumen. Als Wappenmaler wird Hiero- 
nymus Löhnert in den dreißiger Jahren genannt. 
Zu hervorragenden Malern zählten die beiden 
Ahne, Vater und Sohn, um 1840 in Steinschönau, 
weiters Lenhart und Pfützner ebendort, Zahn, 
Pohl und Pilz in Falkenau (sämtliche um 1840), 
sowie die bereits im geschichtlichen Abriß über 
die Industrieorte Genannten. Über den Handel 
wurde bereits gesprochen. In seiner ursprüng- 
Abb, w Blaues Überfangglas mit den liehen ältesten Form war der böhmische Glas- 
Figuren der Parzen und Sinnspruch handel ein I-Iausierhandel, ein M arktgehen mit 

	        
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