Stickerei den alten Formen treu blieb, ist an den im
Burgerhause des XVIII. Jahrhunderts angefertigten
Arbeiten die allgemeine Stilwandlung deutlich er
kennbar.
Die Frauen und Mädchen verfertigten sich
nach importierten Mustern ihre Musterbücher für
Stickerei selbst an und versahen sie zumeist mit
ihren Namen und der Jahreszahl der Entstehung.
Gegen die Mitte des XIX. Jahrhunderts aber wurden
auch diese Motivenschätze beiseite gelegt und es währte
nun nicht lange mehr, bis die gestickten Löwen,
Pudel und Windhunde auf Kissen und Polstern oft
in Lebensgröße die allgemeine Geschmacklosigkeit
krönten. Wie im übrigen Reiche mußte auch in
Steiermark durch Anschauung und Unterricht das
künstlerische Empfinden des Volkes wieder geweckt
und die Kunst in den Dienst des Gewerbes gestellt
werden.. An die neuerrichtete Staatsgewerbeschule
wurde eine Fachschule für Stickerei angegliedert und
bildete viele Mädchen im Sticken aus. Der Privat
unterricht schlug alsbald die gleichen Bahnen ein, so
daß heute wieder viele Frauen und Mädchen (nament-
*?„ Beamtenstöchter) neben ihrer Wirtschaftsführung
für Paramentenvereine und Stickereigeschäfte stän
dige Beschäftigung und Verdienst finden.
Dieser Hausfleiß hat tatsächlich schon eine große
Verbreitung erlangt und wird unterstützt durch Zu
hilfenahme von Stickmaschinen, die seit etwa acht
Jahren hier Eingang gefunden haben und in fast allen
großen Orten der Steiermark, ja selbst in einzelnen
Dörfern verbreitet sind.
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