Dann gibt es spezifische Gewerbszweige, bei welchen
Form und Farbe von Bedeutung sind und deren
Erzeugnisse auch als Volkskunst im weiteren Sinne
des Wortes qualifiziert werden können. Früher war
die Herstellung von Vogelbildern aus natürlichen auf
gelegten Federn, zu welchen eine Staffage in Wasser
farben gemalt wurde, verbreitet, heute sieht man be
malte Photographien auf Holzscheiben angebracht
mit einer landschaftlichen Staffage in Ol. Diese Er
zeugung wurde zuerst in Prag geübt und ist auch
in Bodenbach vertreten.
Die Zinngießerei als Kunstgewerbe spielt heute
noch an dem Orte eines ehemaligen blühenden Berg
baues, in Schlaggenwald, eine Rolle. Die Zinngeschirre
von früher, insbesondere Krüge und Teller, haben
als solche einen Anwert, welcher durch die Gravie
rung nicht immer erhöht wird. Besonders charakte
ristisch tritt die Volkskunst in der Näherei und
Stickerei zutage, in der Verzierung von Hemden und
Kleidungsstücken, insbesondere der weiblichen Tracht.
Es ist eine Art Stickerei, bei welcher außer figuralen
Elementen Blumen in Betracht kommen, die nicht
gerade der Natur nachgebildet sind. Auch bei diesen
weiblichen Arbeiten herrscht neben gelb und rot die
blaue Farbe vor, und sind Egerländer Nähwerke,
welche in dieser Weise hergestellt, durch ihre Formen
beliebt geworden sind, Erzeugnisse echter Volkskunst,
in denen sich die Kunstfertigkeit der Töchter des
Hauses, auch der Mägde betätigte.
Ebenso kann die Erzeugung von Spielwaren aus
Holz als Volkskunst bezeichnet werden, weil sie aus
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