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Volltext: Ausstellung Österreichischer Hausindustrie und Volkskunst

wickelten farbigen Betten, in den wunderhübschen, 
reich mit Stickerei, bunten Lappen, Flitter und 
Borten verzierten, manchmal auch blendend weißen 
und reich gestickten Häubchen, in dem buntfarbigen, 
sorgfältig gehäkelten oder genähten Wickelbande 
zum Ausdruck kommt. 
Es ist jedoch nicht möglich, noch weiter auf alle 
Einzelheiten einzugehen, umsoweniger, als diese 
kostbare Kunst viel mehr der Vergangenheit als der 
Gegenwart angehört und es schwerlich gelingen 
würde, sie in ihrer alten Pracht wieder ins Leben 
zu rufen. Wiederholte Versuche, die von Jahr zu 
Jahr rascher schwindende Volkstracht zu erhalten, 
werden wohl, bis auf vereinzelte Ausnahmen, an 
der fortschreitenden kulturellen Anpassung scheitern, 
die Bemühungen jedoch, die alte, kunstvolle Technik 
dort, wo sie noch nicht vollkommen erloschen war, 
zu erhalten und neu zu beleben, werden jetzt schon 
mit Erfolg gekrönt. 
Die berühmten böhmischen Spitzen z. B. werden 
auch jetzt noch in verschiedenen Gegenden Böhmens 
in der verschiedenartig überlieferten Weise, was 
Muster und Technik anbelangt, angefertigt. Die eim 
fachsten werden in der Blatnaer Gegend, in Sedlice 
erzeugt, und sind lediglich für die Blatnaer 
Kopftücher und Frauenkleidung bestimmt. Die in 
Westböhmen, in Stra^ov bei Klattau für die Choden 
aus . Flachsgarn hergestellten mahnen an die slo^ 
wakische Technik und erfreuen sich auch heute mit 
den in Kiene bei Taus geklöppelten eines starken 
Absatzes. Viel zarter ist die aus Baumwollzwirn in 
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Vambcrk erzeugte, der belgischen Spitze ähnliche Ware, die auch im Auslande gesucht ist. Außer dieser noch erhaltenen und eifrig gepflegten Spitzem industrie weisen viele, in ganz Mittelböhmen von Turnau bis Neuhaus auftauchende Stücke auf eine bereits erloschene wunderschöne Guipuretechnik hin. Diese ist entweder auf eine einheimische, längst vor der Einführung der belgischen Spitzen in Böhmen erblühte Spitzenindustrie, oder auch auf den Einfluß der ihr ähnlichen slowakischen Muster zurück zuführen. Neben der so eifrig gepflegten einheimischen Spitzenindustrie sind die neugegründeten Fachschulen eifrigst mit Erfolg bemüht, neue Muster und eine neue Technik in Böhmen einzuführen. Ganz anders gestalten sich jedoch die Versuche mit der Wieder belebung einer der ältesten Hausindustrien Böhmens, der Weberei. Die zahlreichen Fabriken brachten dieses Gewerbe, wie so manches andere, derart in Verfall, daß die Frage nach seiner Wiederbelebung sich vielmehr zu einer sozialen gestaltet hat, da es sich größtenteils um tausende und abertausende ar beitsloser Gebirgsbewohner handelt, und gar häufig die Einführung eines neuen Erwerbszweiges in manchen Gegenden auf Hindernisse stößt. Die in dieses Gebiet einschlagenden Fachschulen bewähren sich hauptsächlich als Vorbildungsschulen für ge schickte Arbeiter der Großindustrie. Die Anzahl der fast arbeitslosen Weber jedoch, die in den weniger fruchtbaren Gegenden im Osten und Süden Böhmens immer schwieriger ihr Dasein fristen, ist dabei immer 65 5
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