einheimischen Motiven sich entwickelt hat, so bot
auch die Volkstracht und das Volksleben dem Mänes
Anregung und Vorbilder für seine schönsten und
wahrhaft künstlerischen Bilder.
Die zeitgenössische böhmische Kunst kehrt mit
Vorliebe zu dem Volke zurück — man betrachte z. B.
die aus dem Volksleben geschöpften originellen Bilder
von Ale§ oder die farbenreichen Studien und Bilder
aus dem Pilsner Kreise von Nömejc. Obwohl die
durch die ethnographische Ausstellung vom Jahre 1895
erweckte Sucht nach einer Nationalkunst manchmal
recht sonderbar ausartete und gar oft zu kunstlosen
Geschmacklosigkeiten führte, steht trotzdem heute
fest, daß die alte Volkskunst ein höchst wichtiges
Mittel für die freie Entwicklung der einheimischen
Kunst werden kann, gerade so wie anderseits alle
Bestrebungen um die Hebung der heute verfallenen
Hausindustrie des Volkes in absehbarer Zukunft mit
Erfolg gekrönt sein werden. Dr. V. Tille, Prag.
MAHREN.
Bei einem Aufzuge aller mährischen Volkstrachten,
welcher 1791 auf Veranlassung der Stände vor Kaiser
Leopold II. stattfand, erregte deren Mannigfaltigkeit
Aufsehen und Bewunderung. Ein halbes Jahrhundert
später, während des Reichstages in Kremsier, hat
Josef Manes neben seiner parlamentarischen Bildnis^
malerei Zeit gefunden, seine Skizzenbücher und
Mappen mit Studien mährischer Bauerntrachten zu
füllen. Was das Auge des Malers fesselt, ist die ver^
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