südliche Weingelände lieben den üppigen Farben«
gegensatz. Während der nördliche, an Einsamkeit
und Entbehrungen gewöhnte Gebirgswohner ernster
in Sinnesart und Tracht ist, weckt das bewegtere
Leben der offenen, sonnigen Niederung mit seinen
alten Volksbräuchen und Kirchenfesten das Wohlge«
fallen an heiterer Farbe. Die deutsche Iglauerin trägt
zum kurzen, schwarzen Rock die weithinleuchtenden,
orangefarbenen Strümpfe oder hellblaue zum roten
Leibchen und bunten Kopftuch. Der tschechische
Hannake prangt in der roten Lederhose, der Sonntags«
Staat des Slowaken in allen Farben. Selbst die Trauer«
färbe der Slawen war früher das helle Weiß.
Von schwer zu überblickender Mannigfaltigkeit ist
die Tracht, nach Volkstum und Stamm streng ge«
schieden, in der Nähe der Städte aber — infolgedessen
namentlich bei der deutschen Landbevölkerung — seit
langem von der bürgerlichen Kleidung hart bedrängt
und großenteils vertrieben. Daß im Neutitscheiner
Kuhfändchen ebenso wie im Schönhengster Gau bis
vor fünfzig Jahren der lange, blaue Tuchrock der
Männer und die enge Hirschlederhose zu blauen
Strümpfen und Schnallenschuhen gehörte, zeigen
die vom Mährischen Gewerbemuseum ausgestellten
Puppen. Bei der Arbeit genügte der bequemere Spenzer
oder gar nur die rote Weste. Die Kopfbedeckung
bestand aus einer oft zylindrischen Pelzkappe. Die
Frau trug über dem Hemd noch ein bloß zur Hüfte
reichendes „Hempel“ von feinerer Arbeit und mit
Puffärmeln verschönt. Das stark ausgeschnittene Leibei
verriet je nach seiner Verwendung von Wolle oder
74