gibt, und zwar grösstentheils den Klöstern entstammende Fabrikate,
welche in der Technik wenigstens bereits der eigentlichen Spitzen
kunst im Renaissance-Zeitalter vorgearbeitet haben. Vorherrschend
sind dies Maschenarbeiten, Filets und Genetztes, oft in quadra
tische Felder schachbrettartig eingetheilt, und zwar so, dass
Partien von dichter Leinwand abwechseln mit der zarteren Nadel-
arbeit. Wir nennen dergleichen ebenfalls „Spitzen“, weil spätere
Leistungen wieder ähnlich im Charakter ausfielen, aber der erste
Blick lehrt, dass von einem directon Zusammenhang mit der nun
mehr anhebenden Herstellung desjenigen, was man alsbald unter
Merli oder Dentelli in Italien verstand, in der Hauptsache nicht
die Rede sein kann. Denn hier eröffnet eine ganz andere Technik,
jene der points coupes den Reigen, welcher die des Klöppelns
der Spitzen sich anschliesst, und ferner liegt der Styl dieses
graziös gezeichneten Zackenwerkes himmelweit ab von den heral
dischen Thierfiguren der mittelalterlichen Arbeiten, auf denen
Wappenlöwen, Drachen, Schwan und Phönix in den Feldern, wie
auf der Carrelage der Bodenfliesse verstreut sind.
Der älteste italienische Name, welchen Urkunden und Schrift
steller dem Spitzengenre leihen, ist tarnete oder trina. Er bezeichnet
eigentlich weniger die Sache, als ihren Zweck, auf ganz ähnliche
Weise, wie man z. B. in älteren französischen Quellen das Wort
passement findet. Beides bezeichnet die Verbrämung, die Umsäu
mung, weshalb passement sonst auch als Bezeichnung von aller Art
Posamentierarbeit begegnet. Es dient uns solches als Fingerzeig
auf die Art der Anbringung und Verwendung der ältesten Spitzen
Und findet sich an Gemälden der Zeit dafür die Bestätigung vor.
So zeigen die berühmten historischen Bilder Carpaccio's in der
Akademie zu Venedig bereits Spitzen als Garnirungen an Damen-
costümen angewendet und soll Aehnliches auf einer jener Zeit
angehörigen Majolicamalerei aus der Schule der Robbia, sowie
einem mit 1500 datirten Bilde Gentile Bellini’s wahrzunehmen
sein. Aber auch der zweite Name merli, woraus das in der Folge
häufigere merletti entstand, weist auf die reihenartige Zusammen
setzung der einzelnen Muster hin, denn das Wort bedeutet eine
Zacke, die natürlich nicht einzeln erscheinen kann, sondern nur
in einer Folge; eigentlich heisst es Mauerzinne und ist der Termi-