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Volltext: Geschichte und Terminologie der alten Spitzen

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■Frauen, und der Bolognesisclie Maler Aurelio Passerotti dedicirt 
sein erstes Spitzenbuch (um 1560) den Gentildonne, das zweite den 
•Signori Bolognesi. 
Vom technischen Gesichtspunkt stellt sich unter diesen älte 
ren italienischen und insbesondere den venezianischen Spitzen 
gattungen im Zusammenhänge mit den obengedachten voraus 
gehenden Arbeiten des Mittelalters, die Netzspitze als die ein 
fachste dar. Wenn wir von ihr, der reticella, sprechen, so ver 
steht sich bereits, dass hier von einem zusammenhängenden Stück, 
einem Streifen, einem Freggio oder Fries oder gar selbst von 
einem noch grösseren, tucbartigen Formate die Bede ist, ich 
meine, der Gegensatz zum blossen Zackenbesatz, den wir unter 
merli uns zu denken haben. Der genetzte Streifen mit seinen 
mannigfach combinirten, aber meist streng geometrischen Dessins 
kann selbst ohne Saumbesatz sein, oder er nimmt selber noch 
den Zackenschmuck der merli an sich, um durch dieselben nach 
unten einen Abschluss zu haben. Das quadratische Gerippe dieser 
Spitzenart wurde hergestellt, indem man durch ein Maschenwerk 
Fäden in Netzform vereinigte, oder, indem man die überflüssigen 
Fäden aus dem Stoffe auszog, wie letzteres schon bei mittelalter 
lichen Nadelarbeiten selbst des 13. Jahrhunderts geschehen war, 
so nämlich, dass die Figurirung oder Ornamentation in dieser 
Quadratur dann erst nach einer Zeichnung gewissermassen ein 
getragen oder ausgenäht werden muss. Arbeiten dieser Art bezeich- 
nete auch ein älterer Name als griechische Spitzen, woher wahr 
scheinlich der Irrthum zu leiten ist, dass man von einer Ueber- 
tragung der gesummten Spitzenkunst von den Byzantinern zu den 
Italienern fabelte; was unter point de Grece verstanden wird, ge 
hört einer viel späteren Epoche an. 
Das Ausziehen der Fäden, wodurch als feinstes Kunstproduct 
der punto tirato der Italiener entsteht, ist eine uralte Grund 
technik und Grundlage vieler Arten der Ausführung. Der Fran 
zose nennt den durch Netzung hergestellten Grund lacis, wenn 
die netzförmigen Felder mit Mustern gefüllt werden, aber lacis brode, 
und die Quarres selbst mit dem dem italienischen reticella ent 
sprechenden Namen reseau, der jedoch noch weitere Bedeutung 
hat. Points contes heissen sie in den Musterbüchern, weil die
	        
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