Kompositionsdrucker und 40 Perlenbläser sowie 1580 Glasschleifer, die außer Hohl
glas vor allem Glaskorallen und Lüstersteine schliffen, sowie 270 Perlenanreiher
(Zuman 1929, S. 57).
Wichtige statistische Daten über die Kompositionserzeugung sind uns für das Jahr
1827 überliefert (Neumann, S. 39, nach Zuman 1929, S. 57, 58):
„Im Jahre 1827 wurden mit Kompositionserzeugung auf den Herrschaften Morchenstern und
Kleinskal, in den Städten Turnau, Liebenau und Umgebung, in Semil, Rohozec, Großskai, Svijan
68 Glas- und Kompositionsdrucker, 2064 Glas- und Kompositionsschleifer, elf Kompositions
brenner beschäftigt, und in den Kompositionsbrennereien wurden 1066Ztr. Rohstoff erzeugt;
hiervon entfielen auf die Stadt Turnau 456 Ztr., auf den Markt Gablonz 250 Ztr., auf das Gebiet
der Herrschaft Morchenstern ebenfalls 250 Ztr., auf die Stadt Liebenau 70 Ztr. und auf die Herr
schaft Rohozec 40 Ztr. In den Glashütten zu Antoniwald, Christianstal und Tiefenbach erzeugte
man im gleichen Jahre 1090 Ztr. Quetschstangen und 1020 Ztr. Lüstersteine, hiervon zu Antoni
wald 600 Ztr. Quetschstangen und 400 Ztr. Lüstersteine, in Tiefenbach 90 Ztr. Quetschstangen
und 220 Ztr. Lüstersteine. Der Wert des Umsatzes betrug in Kompositionssteinen 458.312 fl.
39 kr. Konventions-Münze, die Löhne der Arbeiter 137.510 fl. K. M.“
Zu den ältesten gedruckten Quellen, die die Herstellung der böhmischen
„Composition“beschreiben, zählt Schreyers Handbuch über „Kommerz, Fabriken und
Manufakturen des Königreichs Böheim“aus dem Jahre 1790. Nach Schreyer wurden
die „böhmischen Komposizionssteine“folgendermaßen angefertigt:
„Die Komposizion, woraus diese Steine verfertiget werden, bestehet aus dem zu Staub gestos-
senen Kiesstein, Menium und Saliter; welche untereinander wohl vermengte Massa in einen
Schmelztiegel, dessen Mündung eng wie ein Krug geformt ist, gethan, der hierauf gesetzte Dek-
kel mit Leim wohl verschmiert, und in Ofen 24 Stunden durch beständiges Feuer zum Schmel
zen gebracht wird. Wenn dann das Feuer ausgelöscht worden, werden die Tiegel noch, bis sie
sammt dem Ofen ausgekühlet sind, an ihrem Orte gelassen, dann erst herausgenommen, die
Scherben ringsrum am Tiegel abgeschlagen, und die herausgenommene Komposizion zum wei
teren Gebrauch und Verfertigung der böhmischen Komposizionssteine aufbehalten... Anstelle
des Saliters wurde, um dem ,Komposizionsfluß‘ größere Härte zu geben, auch Borax genom
men“ (Schreyer 1790, S. 92).
Am 7. Juli 1835 wurde der Firma Joseph Jäckel und Söhne, „Komposizions=
Steinerzeuger zu Neudorf, im BunzlauenKreise Böhmens“, ein Privilegium „auf die
Erfindung einer Masse unter der Benennung: VenezianenFluß, zur Verfertigung aller
Gattungen Steine und Perlen für Schmuckarbeiten und Verzierungen“ erteilt; es
erlosch bereits 1836 wegen „Mangelhaftigkeit der Beschreibung
„Der Privilegirte bereitet obigen Fluß in einem doppelten Windofen aus einem Gemenge von
Pottasche, Bergkrystall, Mennig, Salpeter, gebrannten Knochen und dergl., in weiter nicht ange
gebenen Verhältnissen. - Zur Färbung benützt er, nach dem jedesmaligen Erfordernisse: Berg
blau, Chromgelb, Goldoxyd, Braunstein u.s.w.“(Patente 2/1842, S. 230).
1854 nennt ein Adreßbuch die Firma Pfeiffer & Comp, als Besitzer einer „Fluss-,
Schmelz- und Glasfabrik“ (Gottfried-Pernold 2/1854, S. 78); in der Umgebung von
Gablonz sind Gebrüder Weiss in Neudorf („Glas-Compositions-Perlen“) genannt,
ebenso Anton Zappe mit „Compositions-Glasperlen“ (Gottfried-Pernold 2/1854,
S. 79). Natürlich können die genannten Compositionsglas-Erzeuger nur als Beispiele
für viele gelten; Lilie führt als Zentren gegen Ende des 19. Jahrhunderts Gablonz,
Albrechtsdorf und Josefsthal an (Lilie 1895, S. 162).
STANGEN, STÄNGEL UND RÖHREN
Das Ausgangsmaterial für die Erzeugung von Perlen ist Glas unterschiedlicher
Zusammensetzung und Form: als Halbfabrikate wurden Stangen (massiv) oder
Röhren (hohl) sowie Stängel (auch „Stengel“, massiv oder hohl) verwendet.
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