MAK
AUFGELEGTE STREIFEN 
Oberflächen, durch gerade oder gewundene Linien geschmückt —von venezianischen 
Stäben vom Beginn des 19. Jahrhunderts (Abb. 68-73, S. 121-125) bis zu den 
Mustern der Hessenglashütte in Oberursel (Abb. 61, S. 113) und den gestreiften 
Perlen unterschiedlicher Provenienz, darunter einer unbekannten österreichischen 
„Gablonzer“Glasproduktion (Abb. 22, S. 56)-demonstrieren eine Herstellungsweise, 
die Keeß und Altmütter beschreiben: 
„Man macht in Murano auch Stäbe zu Tabakröhren, welche gewöhnlich mit gefärbten Glasstä- 
’ben überzogen sind. Die Erzeugungsmethode ist fast dieselbe, nur wird auf die weiße Glas 
masse (den Glasklotz) gleich anfänglich das erweichte gefärbte Glas aufgelegt und dann das 
ganze gezogen, und, wenn die farbigen Streifen gewunden erscheinen sollen, die Stange im 
Laufe gedreht“ (Keeß 2/1823, S. 900). 
„... Erhöhte parallele Streifen und Kannelirungen erhält man ... durch Vorbereitung der Röhren 
aus welchen die Perlen entstehen. Die Röhre wird meistens schon auf den Glashütten, rund 
herum, also der Länge nach, mit dünnen Glasstängelchen belegt, und diese durch Aufschmel 
zen mit ihr verbunden. Man hat es in seiner Gewalt, diese Stäbchen entweder so mit der Röhre 
zu vereinigen, daß sie noch erhabene Streifen bilden, oder sie auch, wobei man sie von anderen 
Farben wählt, in ihre Masse ganz einzuschmelzen. In beiden Fällen bleiben diese Stäbchen, 
wenn auch die Röhre noch so fein ausgezogen wird, immer noch sichtbar; wie es denn eine sehr 
ausgezeichnete Erscheinung ist, daß Röhrchen, Stäbchen u. dgl. beim Ausziehen... die ur 
sprüngliche Gestalt noch immer behalten, so daß z. B. ein zolldicker, runder, drei oder vierecki 
ger Glasstab immer noch seine erste Form behält, wenn er auch so dünn wie ein Haar gezogen 
worden ist... Die erhöhten, oder, wenn sie in die Röhrenwand eingeschmolzen sind, durch ihre 
verschiedene Farbe unterscheidbaren Streifen können leicht auf der fertigen Perle auch schrau 
benartig gedreht erscheinen, wenn man entweder die Röhre selbst im weichen Zustande lang 
sam um ihre Achse dreht, oder dasselbe mit der geblasenen Perle thut...“ (Altmütter 1841, 
S. 89, 90). 
In der Hohlglaserzeugung werden buntfarbige Streifen oft frei aufgelegt, so z. B. beim 
„Regenbogenfarben“-Glas bei Fischer (Fischer 1892, S. 115-119). In breiten Streifen 
windet sich die Farbe bei den Iris-Gläsern von Stölzle um die Wandung. 
FILIGRANGLAS 
In unendlich variantenreichen Faden- und Netzmustern bezeugen nicht nur die hohen 
Vasen und weiten Schalen aus Venedig, sondern auch Perlen die hohe Kunstfertigkeit 
der Filigranglas-Arbeiter. 
„Der Name Filigran-Glas wird jenen Gläsern gegeben, welche aus einer grösseren oder geringe 
ren Zahl von kleinen Stäbchen oder Fäden zusammengesetzt, zu einer Masse verschmolzen 
sind, in der sie die reizendsten netzartigen, schraubenlinigen od. and. Zeichnungen bilden, wes 
halb sie auch häufig gestrickte Gläser genannt werden. Diese Technik, obzwar schon den Alten 
theilweise bekannt, auch wie Theophilus Mittheilungen bezeugen, von den Byzantinern geübt, ist 
erst von den Venetianern ausgebildet und zu großer Mannigfaltigkeit gebracht worden“ (Kar- 
marsch-Heeren 1880, S. 49). 
Bündel von Röhren und Stäben mit Streifen, Netz- und Fadenglas kamen bereits vor 
1837 bzw. vor 1839 als Erzeugnis von Dalmistro, Moravia & Co./Venedig (bzw. 
Dalmistro, Minerbi & Co.) in das „Fabriksproduktenkabinett“. Querschnitt-Ansichten 
zeigen die winzigen Durchmesser der andersfarbigen Stäbchen, die in bestimmten 
Anordnungen die reizvollsten Muster ergaben (Abb. 66 S. 120; Abb. 70, S. 124). In 
graphischen Darstellungen werden die komplizierten Anordnungen zur Herstellung 
von Faden-, Netz- und Millefioriglas anschaulich (Abb. 74, S. 126) Karmarsch 
illustrierte 1861 den Abschnitt über Filigranglas, Fadenglas, Petinetglas, 
retikulirtes Glas mit schematischen Zeichnungen (Abb. 76, S. 129). Nach einer 
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