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Die großen Mengen der täglich von den Sprengmaschinen erzeugten Perlen mußten 
entsprechend verarbeitet werden. Die bisher manuell ausgeführte Arbeit des 
Auffädelns der Perlen auf Schnüre wurde teilweise durch Maschinen ersetzt; aus dem 
späten 19. Jahrhundert sind mir insgesamt fünf Privilegien für „Auffädel-Maschinen“ 
bekannt: jene der Firmen W. Klaar in Gablonz, 1887 (Abb. 89, S. 143), Jos. Riedel in 
Polaun, 1891 (Abb. 90, S. 143), Julius Krause in Wiesenthal, 1894 (Abb. 88, S. 143), 
Johann Ullmann in Tannwald (1896) und Josef Dolensky in Jeseny-Engenthal, 1897 
(Abb. 87, S. 142). Es ist anzunehmen, daß man auf das manuelle Auffädeln nicht 
völlig verzichtete, vor allem deshalb, weil wohl nur große Unternehmen sich den 
Einsatz von Fädelmaschinen leisten konnte, ein Einsatz, der nicht Widerspruchs- und 
kritiklos aufgenommen wurde. 
Im Technischen Museum in Wien sind sechskantige „Bissel“erhalten, die in Datierung 
und Bezeichnung auf die Riedel’sche Perlensprengmaschine hinweisen und daher 
von besonders historischem Wert sind (Abb. 91, S. 144). Auch Muster von Ballotini 
aus der Riedel’schen Produktion befinden sich in der Sammlung (Abb. 100, S. 158). 
Auf der „Deutschböhmischen Ausstellung“ in Reichenberg waren auch die 
„abgerundeten Rocailleperlen, und die Ballotini, die Streuperlen, vertreten..., auf 
Schnüren gereiht, also versandfertig, auch zu Stickereien und zu Kränzen verarbeitet“ 
(Tiedt 1906, S. 1402). Im Centralblatt wird unter anderem auf diese Perlengattung 
ausführlicher eingegangen, wobei die Erzeugnisse der Riedel’schen Perlenfabrik in 
Przichowitz hervorgehoben werden: 
„Mehrere Schaukästen beherbergten rondierte Perlen (Rocailles) aus gestreiftem und sattfärbi- 
gem Glase für Stickereien, Perlen und verschmolzene Röhrchen, geschliffene rondierte Perlen, 
innengerippte rondierte Perlen, facettierte und geschliffene Perlen in gefälligen Arrangements. 
Bei den rondierten Stickperlen für den Orient sind die zahllosen Farbennuancen zu bewundern; 
die facettierten Perlen für Posamenten zeichnen sich durch weiche, ihrer Verwendung entspre 
chende Farbentöne aus; die rondierten Perlen für Grabkränze in gesättigtem und transparentem 
Glas sind in den Farben leuchtender und kräftiger. Ein interessanter Artikel sind die von der Przi- 
chowitzer Perlenfabrik erzeugten massiven Glaskügelchen (Ballotini); in einer Unzahl von Grö 
ßenabstufungen, von der Größe eines Schrottkornes bis zum feinsten Staubkorn herab, in allen 
Farben und Schattierungen, bilden sie einen wichtigen Exportartikel nach Thüringen, der zur 
Herstellung von leuchtenden Christbaumschmuck und anderen Zierstücken verwendet wird und 
eine Zeitlang auch zur Erzeugung von bunten Ansichtskarten mit herangezogen wurden..." 
(Schindler 1906, S. 1719). 
Vor dem zweiten Weltkrieg wurden „Rocailles“ in Venedig und Böhmen hergestellt, 
daneben auch in Frankreich. Nach dem Krieg richtete die Firma Ludwig Breit 
Wiesenthalhütte in Schwäbisch-Gmünd die Glasperlenfabrikation im großen Stil ein. 
Bis vor wenigen Jahren erzeugte die Firma Riedel in Österreich noch Rocaillen 
(Abb. 109, 110, S. 168, 169); heute ist die Produktion eingestellt. 
SCHLEIFEN 
Sowohl massive Perlen als auch Hohlperlen mit stärkerer Wandung konnten durch 
Schleifen weiterbearbeitet werden. Die Techniken des Schleifens und Schneidens von 
Glas waren seit jeher im Norden angesiedelt; in den venetianischen Fabriken erfolgte 
das Schleifen von Perlen „bloß auf kleineren, mit der Hand des Arbeiters in Bewegung 
gesetzte Vorrichtungen, während dieß in Böhmen auf eigenen Wassermühlen, ganz 
im Großen geschieht“ (Altmütter 1841, S. 105). Altmütter berichtet, daß 
„Venetianer Perlen häufig nach Böhmen gehen, um daselbst geschliffen und facettirt zu werden. 
Dieß geschieht sogar mit den feinsten Strickperlen, welche gleichfalls auf diesem Wege (wenn 
auch, bei ihrer zu geringen Größe, nicht ganz regelmäßige) Facetten erhalten, und dann einen 
neuen Handelsartikel geben, an welchem beide von einander so entlegenen Länder gemein 
schaftlichen Antheil haben“(Altmütter 1841, S. 107). 
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