MAK
sogenannten „Lampendruck“ zeigen drei Detailphotos (Abb. 203-205, S. 257). Frühere 
Arbeitsplätze von Lampenwicklern stehen heute in Neugablonz im Museum (Abb. 199, 200, 
S. 254, 255). Zum Wickeln von Perlen konnte man auch Maschinen einsetzen (Abb. 201, 
S. 255); bei Kratzmann in Enns (Oberösterreich) wurden noch vor wenigen Jahren Perlen 
mit Hilfe von eigens dafür konstruierten Maschinen gewickelt (Abb. 197, S. 252). 
WICKELN AUS DEM HAFEN 
Nach Parkert wurden Wickelperlen in Deutschland schon im 16. Jahrhundert erzeugt. Das 
Wickeleisen (ein Drahtstück) wurde in ein Gemisch von Ton- und Kalkpulver, dann in einen 
mit flüssigem Glas gefüllten Tiegel getaucht und die Perle mittels eines runden Formholzes 
geformt... Später verwendete man sogenannte Formstecher, 
„wobei es bereits gelang aus einem Schmelz drei und mehr Perlen auf einmal abzustechen... 
Die Wickelperle kam neuerdings in Mode, und heute spielt sie in Frankreich selbst eine wichtige 
Rolle ... Eine von M. Bonnet patentierte Vorrichtung zur maschinellen Erzeugung von Wickelper 
len nach dem Prinzip des Glasspinnens“ (Parkert 1925, S. 137, 138). 
Leng erläutert die Technik des Wickelns am Beispiel eines Glasknopfes: 
„Der Arbeiter sitzt vor dem Tiegel und taucht das zu dem Knopf bestimmte Drahtöhr in die flüs 
sige Masse, dreht es darin herum, wodurch das anhängende Glasklümpchen rund wird und wirft 
den Knopf dann in einen in der Nähe stehenden Topf, in welchem er allmählig erkaltet. “ (Leng 
1835, S. 504). 
Gewickelte Perlen wurden nach Graeger mittels eines eisernen Stabes mit konischer 
Spitze angefertigt. Der Arbeiter tauchte den Stab zuerst in einen Tonbrei, dann in einen 
Hafen mit flüssigem Glas, drehte den nach oben gehaltenen Stab um seine Achse, bis die 
Glasmasse eine rundliche Form angenommen hatte; nach dem Abkühlen wurden die 
Perlen gesiebt, geschüttelt, geschwenkt, gewaschen, getrocknet und mit Kleie in Säcken 
poliert (Graeger 1868, S. 120). Ähnlich beschreibt auch Benrath die Entstehung der 
„gewickelten“ Perle (Benrath 1875, S. 351), wobei er auf Theophilus verweist (Diversarum 
artium schedula 2, 31). 
HOHLPERLEN 
Zu den „lavori alla lucerna“ („Lampenarbeiten“) gehörte neben der in Venedig und Murano 
ausgeübten Technik des Wickelns auch das Blasen der Hohlglasperle vor der Flamme 
einer Lampe, das auch in Kunckels „Ars Vitraria“(1756) erwähnt wird. 
War Andrea Vidaore (auch als Viadora, Viaodore, Vidaora zu finden) im 16. Jahrhundert 
tatsächlich der erste, der es verstand, aus hohlen Glasröhren Perlkugeln zu blasen? Nach 
Bussolin begründete er die Kunst des „perlaire“ (früher „supialume“) (Bussolin 1847, S. 53, 
54). Seine Technik verbreitete sich rasch, vor allem in Frankreich, wo Jacquin, der Pariser 
„patenötrier“ (= „Paternostermacher“), erstmals Hohlglasperlen mit Fischsilber in den 
Handel gebracht haben soll. Die Perlenessenz („Essence d’Orient“, „Essence of Pearl“) 
verlieh den Glasperlen den seidigen Schimmer echter Perlen (Loth 1859, S. 72). 
Bereits in Diderots Enzyclopädie wird die Herstellung der falschen Perlen („perles fausses“) 
illustriert: das Schuppen des Weißfischs, das Ansaugen und Einblasen der Lösung in eine 
Perle, das Füllen mit Wachs, das Einbringen eines Papierröllchens in die Perle, um sie 
später auffädeln zu können (Diderot 1765, PI. I-Ill). 
Die Hohlglasperlenerzeugung verbreitete sich rasch in Böhmen, Österreich und 
Deutschland (Parkert 1925, S. 152). Geblasene Perlen wurden vor allem in Venedig, 
Böhmen, Pest und Wien angefertigt. Die venezianischen Perlen wurden „in 15 verschie 
denen Nummern, in allen Formen und Farben“ angeboten; böhmische Glasspinner und 
Glasbläser waren in Turnau, Liebenau und an anderen Orten tätig, Grainer fertigte in Pesth 
„verschiedene Glasblaser=Arbeiten“ (Keeß 2/1823, S. 904). Von Anton Schwefel, Wien, 
sind im Technischen Museum Wien zahlreiche Hohlperlen-Arbeiten erhalten (Abb. 230, 
S. 276). 
251
	        
Waiting...

Nutzerhinweis

Sehr geehrte Benutzerin, sehr geehrter Benutzer,

aufgrund der aktuellen Entwicklungen in der Webtechnologie, die im Goobi viewer verwendet wird, unterstützt die Software den von Ihnen verwendeten Browser nicht mehr.

Bitte benutzen Sie einen der folgenden Browser, um diese Seite korrekt darstellen zu können.

Vielen Dank für Ihr Verständnis.