„Endlich gibt es auch figurirte Perlen, z. B. mit einem Gürtel von erhöhten Buckeln, mit melonen-
förmigen Einschnitten, Blätter= und andern einfachen Verzierungen, welche in zweitheiligen For
men ihre völlige Ausbildung erhalten... Der Gebrauch dieser Formen besteht darin, daß man
das fast schon zur gehörigen Größe ausgeblasene Kügelchen noch heiß in die gleichfalls er
hitzte Form bringt, dann schnell nochmals in das Röhrchen, an welchem das Kügelchen noch
fest sitzt, bläst, während gleichzeitig die Zange geschlossen, und der Dessein durch den Druck
der eingeblasenen Luft und das Anlegen des weichen Glases an die Wände der Formvertiefung
ausgebildet wird..." (Altmütter 1841, S. 90).
Perlen unregelmäßiger Form wurden vor allem unter den anschaulichen Bezeichnungen
„Kropf“- oder „Barockperlen“ bekannt. Die Nachahmung der echten „baroquen“oder
„bucklichten“ Perlen erfolgt durch das Berühren der Glasperle mit der Flamme bei
gleichzeitigem Einblasen von Luft, wodurch sich die Wandung an den betreffenden Stellen
auswölbt und kleine Erhöhungen sichtbar werden, „die jene bucklichten Gestalten
nachbilden“ (Loysel 1818, S. 307). Kropfperlen (mit Auswüchsen) entstanden auch
dadurch, daß der Glasbläser an der Lampe die Perle mit dem Ende rotglühender Glasrohre
berührt und an dieser Stelle auswärts zieht (Keeß 2/1823, S. 901, auch Leng 1835, S. 501).
Nach Gablonz soll die Kunst des Perlenblasens durch die in Venedig „in Arbeit
gestandenen Turnauer, oder die in Turnau sesshaft gewordenen venetianischen Arbeiter“
gebracht worden sein; von ihnen hatte angeblich der Gablonzer Endler diese Technik
erlernt. Die ältesten bekannt gewordenen Gablonzer „Perlenblaser“ waren Joachim
Flemrich, Anton Scheibler, Franz Wawersich, Josef Scheibler, Anton und Anastas Seidel,
Anton Appelt u.a.
„Anfangs wurden bloß runde Perlen erzeugt, und zwar von rubinfärbiger Composition, welche
mit Zinnober,eingemalt' wurden und so die Farbe der Korallen erhielten. Später erzeugte man
auch, Birnein, ‘ Eicheln, Oliven, Lorbeeren u. a. Waaren aus hohlen Compositionsstängeln an der
Stichflamme der Lampe; auch beschränkte man sich nicht lange auf die Korallfarbe, sondern
verfertigte diese verschieden benannten Waaren in allen Farben. Dekorirt weren dieselben auch
durch Aetzen, Verspiegeln, Lüstern und Vergolden. Von Gablonz verbreitete sich die Perlenbla
serei in’s Gebirge, nach Morchenstern, Josefsthal, Maxdorf u.s.w.“(Benda 1877, S. 282 ff.).
Nach Lilie sollen „die Angehörigen der durch Elias Zenkner aus seiner Heimat hieher
mitgebrachten Glasmacher... die Erzeugung dieser Perlen zuerst betrieben haben (Lilie
1895, S. 165, 166).
Der kunstvoll geschmiedeten „Lampe“ bei Diderot (Diderot 1765, PL l-lll) oder jener von
Anton Schwefel stehen jene Geräte gegenüber, die oft nur aus primitiven Blechbüchsen
geformt wurden (Abb. 213, S. 264) und dennoch ihren Dienst taten. Anfangs gespeist mit
Ol oder Unschlitt, später mit „Kaiseröl“, wurden diese „Lampen“ im Gablonzer Bezirk auch
dann noch verwendet, als es längst bessere Einrichtungen wie Gasbrenner und
Kompressoren gab. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts war der „Blasetisch (mit Blasbalg)
allgemein verbreitet (Lilie 1895, S. 165, 166) (Abb. 206, S. 259; Abb. 217, S. 266). Einzeln
oder als Klautschen (= zusammenhängenden Perlenreihen) erzeugt (Abb. 207, S. 260),
wurden die Perlen frei geblasen oder in Einzelformen (Abb. 211, S. 262) bzw. mit der
Perlenformmaschine hergestellt (Abb. 214, 215, S. 264, 265), die im Isergebirge in den
70er Jahren (mit einem an die Formpresse angebrachten Windkessel) eingeführt worden
war. Weitere Verbesserungen bot das „Jossand’sche Verfahren“ (Parkert 1925, S. 156)
(Abb. 216, S. 265).
Auf das „Einziehen“, Versilbern und Vergolden wurde bereits im Kapitel über Farben und
Färben eingegangen, da es nicht nur auf Hohlglasperlen angewendet wurde. Auch die
Goldperle wurde dort bereits erwähnt.
Goldglänzende Glasperlen werden von zeitgenössischen Autoren unterschiedlich definiert:
die Goldperle war gemeinhin eine Perle aus gelbem Glas (topas-, bernstein-, honigfarben)
mit Silbereinzug, die Echtgoldperle Kristallglas mit Echtgoldeinzug. Echt vergoldete
Hohlperlen wurden bis anfangs der neunziger Jahre nur in Paris hergestellt (Gablonz 1898,
S. 162). Die Feingoldperle wird einerseits als Perle „aus einer bestimmten gelblichen
Glaskomposition (Bleiglas) hergestellt“ gesehen (Tayenthal 1900, S.24), andererseits -
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