Rand in der Schleifmühle etwas Umschnitten), sodann im Polir= oder Schmelzofen „ge
schmelzt“ werden, wodurch die Knöpfe Glanz erhalten. Unter geschmirgelten Knöpfen
versteht man solche, welche ebenfalls nicht geschliffen werden, bei denen man jedoch den
Schliff in der Weise nachahmt, dass man die Druckformen im Innern mit Schmirgel so glatt polirt,
dass die hineingepressten Knöpfe das Aussehen von geschliffenen erhalten. Dekorirt werden
die Knöpfe durch Malen, Vergolden, Gravieren und Schlägeln, die Druckknopferzeugung ist über
den ganzen Gablonzer Bezirk verbreitet, und es dürfte kaum eine Ortschaft desselben geben, in
welcher man sich nicht auf die eine oder andere Weise mit ihr befasste.
Die Glas kitte re i, die Erzeugung der sogenannten Kittwaare, ist einer der jüngsten Zweige
unserer Glasindustrie. In den Erwerbsteuer=Registern des Gablonzer Bezirks vom Jahre 1856
wird noch kein Glaskitter angeführt. Seitdem hat sich die „Kitterei“ ziemlich ausgebildet, so dass
sich gegenwärtig eine bedeutendere Anzahl Personen beiderlei Geschlechts mit ihr befasst.
Diese erzeugen aus verschiedenen, sogenannten Kittsteinen und Kugelglasbestandtheilen, wel
che sie auf Blechböden „kitten,“ geschmackvolle Garnituren (Broschen und Ohrringe), Medail
lons, Kopfnadeln, Manschett= und Chemisettknöpfe, Armbänder und andere Schmuckgegen
stände. Die meisten Glaskitter gibt es in Gablonz, Neudorf, Wiesenthal und Morchenstern.
Trotz der großen Mannigfaltigkeit der Erzeugnisse der hiesigen Glaskurzwaarenindustrie gab es
doch immer noch Artikel, welche man hier nicht erzeugen konnte, sondern von Venedig bezie
hen mußte, wo man das Geheimnis ihrer Herstellung schon seit Jahrhunderten kannte. Diese
Artikel waren der sogenannte „venetianische Fluss“ hauptsächlich Goldfluss und der
„Schmelz.“ Um nun die Erzeugung derselben hier zu ermöglichen, verschrieb das Handels
haus Josef Pfeiffer & Co. im Jahre 1847 eine Anzahl Glasarbeiter aus Venedig, und ver
suchte es mit der diesbezüglichen Fabrikation in größerem Maßstabe. Außer den Italienern fan
den auch eine Anzahl hiesige Arbeiter in der im Brandei gelegenen Fabrik Beschäftigung. Er
zeugt wurde: Goldfluss, Perlen in verschiedenen Farben, Briefbeschwerer, Schmelzperlen in al
len Farben und Größen und verschiedenes andere.
Die Manipulation bei der Erzeugung der Schmelzperlen ist eine so eigenthümliche, dass wir et
was näher darauf eingehen wollen. Zuerst werden die „Stängel“ gezogen, indem man an eine Ei
senstange einen mehrere Pfund schweren Klumpen Glas anwickelt und bearbeitet, in denselben
dann mit einem zirkelähnlichen mit Wachs bestrichenem Eisen ein Loch bohrt, ihn fortwährend
auf einer eisernen Platte walzt und wiederholt in Wasser taucht. Hierauf wird an eine zweite Ei
senstange etwas Glas gewickelt, was man die Rose nennt. Die Rose wird auf das Loch der gro
ßen Glasmasse (Knaucke) gesetzt, und nun läuft ein Bube mit der Stange, an welcher die Rose
befestigt ist, den Ziehgang entlang. Hiebei wirft der Glasarbeiter (Zieher) von seiner Stange das
weiche Glas immer herab, so dass sich eine viele Meter lange Glasstange noch viel stärker als
eine Stecknadel bildet. Nachdem die Stängel getheilt worden, werden sie genau der Stärke nach
sortirt, worauf sie die „Schneider“ in Arbeit nehmen, die mit einem scharfen Eisen (der Schneid
maschine) den Schmelz schneiden (eine Art Sprengen). Ein geübter Schmelzschneider schnei
det täglich 40 bis 45 Kilo Schmelz. Aus dem geschnittenen Schmelze werden die Brocken aus
gesiebt, und derselbe dann in eine Mischung von pulverisirter Holzkohle und Kalk gelegt, durch
welche sich die Löcher verstopfen. Nun kommt der Schmelz zum Rondiren in eine eiserne mit
Meersande gefüllte Trommel, welche im Ofen so lange gedreht wird, bis der Schmelz rothglü-
hend ist. Durch dieses Drehen verlaufen die Ecken, und der Schmelz wird rund. Nach dem Er
kalten kommt er in mit Sägespänen gefüllte Säcke, und wird so lange geschüttelt (polirt), bis er
seinen Glanz erhält. Nachdem mittels der Sortirsiebe die verschiedenen Größen des Schmelzes
von einander gesondert worden, wird er auf ein Brett geschüttet, das man durch Hin= und Her
schieben beweglich macht, wodurch der runde, taugliche Schmelz wie eine Kugel über das Brett
läuft und der untaugliche liegen bleibt. Nun wird derselbe an Fäden gereiht und kommt in den
Handel. Aus verschiedenen Gründen jedoch hatte die ganze Fabrikation hier keinen allzu langen
Bestand, sondern gieng leider gänzlich wieder ein.
Unser jetzt in so großem Maßstabe betriebener Glaskurzwaarenhandel war zu Ende des vorigen
Jahrhunderts noch sehr bescheiden. Außer dem schon genannten Franz Schwan werden
bis zum Jahre 1799 als die renommirtesten Exportfirmen von Gablonz angeführt: Christian
Weiß, Franz und Josef Dreßler und Anton Unger. Diese befassten sich jedoch meist
mit dem Hohlglashandel, bloß von den beiden D r e ß I e r n ist bekannt, dass sie mehr Glaskurz-
waaren führten. Den Anfang zum Betriebe des Großhandels machten die beiden Dreßler und
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