In Josefsthal führte diesen Industriezweig, und zwar auch vonTurnau her, die Familie Zen k-
ner ein. Bereits am 4. October 1833 wurde die Firma „Gebrüder Zenkner“ für die von ihr
auf der Prager Gewerbe=Ausstellung zur Ansicht gebrachten Compositionswaren durch Verlei
hung der silbernen Medaille ausgezeichnet, desgleichen im Jahre 1834 die Firma „Karl Zenk
ner & S ö h n e “ durch Uebergabe eines Ehrendiplomes seitens des „Vereines zur Hebung des
Gewerbefleißes in Böhmen“.
Die Glas= und Compositionssteine (erzeugt in der Umgebung von Gablonz) bilden einen wichti
gen Ausfuhrartikel nach Deutschland, Frankreich, Russland, England, Amerika u. s. w.; auch
werden dieselben massenhaft von den Gürtlern in Gablonz, Kukan u. a. Orten zur Verzierung der
von ihnen erzeugten Broschen, Ringe, Vorstecknadeln, Agraffen u. s. w. verwendet.
Ein besonderer Zweig der Erzeugung von Artikeln aus Composition ist die der nachgemachten
Edel= bezw. Halbedelsteine. Der Rubin, der Achat, der Saphir, der Topas, derCarneol und
noch eine Zahl anderer bekannter Steine werden in naturgetreuer Farbe nachgeahmt; ja selbst
der König der Edelsteine, der Diamant, muss es sich gefallen lassen, dass er hier im Gebirge ei
nen unechten Bruder bekommt, der mit ihm in Glanz und Pracht der Lichtstrahlenbrechung sieg
reich wetteifert; denn diese hier nachgemachten, unechten Edelsteine blitzen und blenden so
außerordentlich, dass selbst hochgestellte und reiche Damen es nicht verschmähen, sich mit ih
nen zeitweise zu schmücken, um durch diesen Schmuck die Augen der Beschauer zu täuschen
und zur Bewunderung hinzureißen, oder auch den Neid derselben durch solchen zur Schau ge
tragenen Reichthum zu erregen. Und diese Täuschung gelingt umso leichter, als man hierorts
den falschen Edelsteinen nicht bloß die Farben, getreu denen der echten, sondern auch den
Schliff der echten Edelsteine zu geben vermag. (So Brillanten, Carmoisiere, Rosetten, Triangles
u. s. w.) Auch Korallen, Marmor und selbst das Erzeugnis der Vulcane, die Lava, werden hier so
täuschend ähnlich nachgemacht, dass eine Täuschung des Käufers sehr leicht möglich sein
kann.
Die Güte dieser falschen Edelsteine wird sowohl durch den mehr oder minder sorgfältig, bezw.
regelmäßig ausgeführten Schliff, als auch durch deren Politur bestimmt, bei welcher man eine
Feuer=, Holz= und Zinnpolitur unterscheidet. Die letztere, mittels der sogenannten Quadranten
ausgeführt, ist die beste.
Die Glasschneidekunst oder Steinschneiderei wird vorzüglich in und um Reichenau
(Radi, Puletschnei u. s. w.) betrieben. Diese Kunst beschäftigt sich mit der Erzeugung von un
echten Edelsteinen, d. i. kleinen Glassteinen, von der Form und Farbe der verschiedenen echten
Edelsteine. Diese Art der Glasschleiferei war früher in Turnau, später in Liebenau, heimisch, und
wurde um das Jahr 1734 in die Gablonzer Gegend verpflanzt. Gewöhnliche Glasschleifereien
bestanden schon lange vorher; ihre Gründung reicht bis in die Epoche der Grünwalder Glashütte
zurück.
Die Glasdruckerei, welche in vielen Druckhütten betrieben wird, die meist als einfache,
rauchgeschwärzte Häuser fast über alle Ortschaften des Bezirkes zerstreut sind, befasst sich mit
dem Druck von Steinen, Knöpfen, Perlen, Körnein, Lorbeeren, Würfeln u. dgl. Die Erzeugungs
weise ist mit dem Worte „Druck“ bereits gekennzeichnet. Hiezu bedient sich der Drucker eiserner
Zangen, in welchen die Form desjenigen Musters eingraviert ist, welches der Artikel erhalten
soll. Die Herstellung dieser Formen („Kappel“ genannt), d. i. der Hauptbestandtheile der Zangen,
beschäftigt viele Graveure, namentlich in Gablonz und Umgebung. Um sich ihre Muster zu
schützen, werden von einigen Exporteuren dergleichen „Kappel“ in ihren eigens hiezu errichte
ten Fabriken angefertigt. Einer der ersten Drucker ist ein gewisser Endler (Anfang dieses Jahr
hunderts) Waldgasse Nr. 10 in Gablonz, unweit der Brennerei des Clemens Huyer, gewesen.
In den Jahren 1867-1873 fanden von den Glasdruckartikeln besonders kleine, mit Löchern ver
sehene Glassteinchen, als sogenannte „Flüssel“ einen riesigen Absatz. In die
Druckknöpfe u. dgl. werden entweder Löcher zum Annähen bezw. „Anreihen“
oder „Aufstecken“ mittels der Form eingedrückt, oder es werden in die
Glasmasse sogleich beim Drücken auch metallene Oesen eingefügt.
Die Erzeugung von Glasknöpfen geschieht (seit 1832) durch den mit Formzangen ausgeübten
Druck, der bei offener Flamme zum Erweichen gebrachten Glasstangen. Dieser rohe „Druck“
wird sodann von der ihm anhaftenden Glasbrocke befreit („geschert“), hierauf geschliffen, in ir
gend einer Weise ausgeschmückt, auf Karten gesteckt und abgeliefert. Die Lampenknöpfe wer-
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