Perlen, welche sich überdies noch, abgsehen von ihren verschiedensten Farbenabschattierun
gen in viele Sorten eintheilen lassen. Der Schmelz wechselt mit der Mode; heute in fabelhaft gro
ßen Mengen begehrt, morgen ganz hintangesetzt, dann wieder in Gnaden aufgenommen und
zum früheren Liebling erkoren, wie es eben der launischen Göttin Mode gefällt.
Hundert Stück Perlen werden immer an je ein baumwollenes Schnürchen gereiht und zehn sol
cher Schnürchen mit zusammen 1000 Perlen (ein Bund) kosten nur wenige Kreuzer.
Die GI as sc h I e i f e r e i wird in vielen Schleifmühlen auf Radstühlen (mit loth= oder wagrecht ro
tierenden Rädern oder Scheiben von Eisen, Stein oder Holz) betrieben. Diese Radstühle werden
zumeist von den Gewerksbesitzern an die Glasschleifer in Pacht gegeben. Manche Glasschlei
fer sind im Schleifen der Steine, Perlen u. s. w. wahre Künstler.
Die Schleifmühlen erkennt man ebenso wie die Drückhütten schon von weitem an ihrer ei
gentümlichen Bauart. Auf der einen Seite des Gebäudes befindet sich die Radstube mit einem
großen Wasserrade, auf welches durch einen Kunstgraben das Wasser geleitet wird und das
durch Transmission mit den Schleifstühlen (Schleifrädern) verbunden ist. Die „Schleifstube“ ist
durch eine große Zahl von Fenstern hell erleuchtet; auf der andern Seite des Hauses befinden
sich gewöhnlich die Wohnräume. Bei vielen Schleifmühlen sind zur leichteren Regulierung des
Wasserzuflusses kleine Teiche angelegt (siehe Seite 16!).
Wie K. J. Czoernig in seinem Buche aus dem Jahre 1829 mittheilt, arbeiteten in diesem Jahre in
den Glashütten des Gebirges 48 Glasmacher, in 152 Schleifmühlen 1865 Arbeiter, sowie auf
Hand= und Trempelzeugen in den einzelnen Häusern weitere 1071 Glasschleifer. Ferner gab es
zu damaliger Zeit hier 121 Glasperlenbläser und 38 Glasvergolder, 600 Glasdrucker, =sprenger
und =polierer. Die Gesammtzahl der damals mit der Glasindustrie in Verbindung stehenden Per
sonen beziffert Czoernig auf 6000.
Anschiringer weist im Jahre 1859 für den Gablonzer Gerichtsbezirk 74 Glasdrucker und
Compositionsbrenner, 136 selbständige Glasschleifer, 46 Glasspinner, 14Glas= und Porzellan
maler, 28 Perlenbläser, 18 Steinschleifer, 149 Gürtler, 13 Dosenerzeuger, 61 Glaswarenhändler;
für den Tannwalder Bezirk 23Glaswarenhändler, 5 Compositionserzeuger, 10Glasspin-
ner, 14 Glasperlenerzeuger, 6 Glasdrucker, 3 Gürtler, 2 Glasschneider, 11 Gias= und Porzellan
maler u. s. w. aus.
Die eigentliche Glasspinnerei beschäftigt sich mit dem Ausspinnen des spröden Glases
zu feinen Fäden und der Verarbeitung derselben zu prachtvollen Federn, Spitzengeweben, Cra-
vatten u. dgl.
Dies geschieht mittels eines großen Schwungrades, über welches von einem an einer Stich
flamme zum Schmelzen gebrachten Glasstengel aus der ausgezogene Faden mittels eines Me
tallstäbchens geworfen wird.
Die Glaskitterei, deren Anfänge wohl bis in das Jahr 1850 zurückreichen dürften, befasst
sich damit, sogenannte „Kittsteine“ und Kugelglas=Bestandtheile auf veschieden geformte und
der Form der Steine entsprechend durchlochte Blechunterlagen (Böden) durch bindenden Kitt zu
befestigen. Dadurch werden geschmackvolle „Garnituren“, Kopfnadeln, Medaillons, Armbänder
u. a. Schmuckgegenstände hergestellt. Diese Art der Beschäftigung findet sich zumeist in Ga
blonz, Neudorf, Morchenstern und Wiesenthal.
Als erster Erzeuger, der die Kitterei ausschließlich und in ausgedehnterem Maße betrieb, wird
Anton Jäger (Gablonz) angegeben.
Eine in diese Erzeugung einschlagende Richtung ist die sogenannte Nieterei, von der ganz
genau das oben Gesagte gilt, nur werden hier die Steine statt mit Kitt, mittels der in dieselben
eingedrückten Metallstiftchen auf die Blechböden, die dem Schmuckgegenstande die Form ge
ben, durch Nietung befestigt. Dieses Verfahren wurde zuerst durch die Firma Gebrüder Feix in
Albrechtsdorf unter Patentschutz ausgeübt. Eine andere Art, Glastheile auf Metall zu binden, ist
die Lötherei von Steinen, die auf den Bodenseiten mit einer Art Metallüberzug versehen sind und
mittels desselben durch Löthung an die Metallunterlage befestigt werden. Diese Artikel wurden
seinerzeit von der Firma Joh. Fischer in Tannwald erzeugt; diese Methode kommt noch heute
häufig zur Anwendung ...
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