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dieser Zeit wurden auch kleine schwarze und farbige Knöpfe zur Garnirung vielfach verwendet 
und participirten besonders die Firmen, welche bessere Ware lieferten, in nicht unbedeutendem 
Maße an diesem Geschäfte. Von Juli 1896 ab begann wiederum die Misere des Knopfgeschäf 
tes und liegt dasselbe heute derart darnieder, dass weder Arbeiter noch Lieferanten noch Expor 
teure auf ihre Spesen kommen können und Geld zuzusetzen gehöthigt sind. Besonders sind es 
die größeren Häuser, die bei der großen Spesenlast, die die Natur des Gablonzer Glasgeschäf 
tes bedingt schwer darunter zu leiden haben. Die erwähnten Fabriken, welche sich bisher mit der 
Erzeugung von Glasknöpfen befassten, haben diese Fabrikation zumeist zur Seite legen müs 
sen und beschäftigen in ihren Fabriksräumen wenig oder gar keine Arbeiter mehr für diesen Ar 
tikel. 
Perlen. In der Perlenindustrie hat die Einführung der Maschinentechnik, welche zu Ende der 
80er Jahre erfolgte, eine große Veränderung hervorgebracht. Bis dahin wurden die Perlen noch 
einfach gesprengt, d. h. die hohlen Glasstengel wurden an einer Steinscheibe, welche durch 
Fussbetrieb in Bewegung gesetzt wurde, in kleinen Stücken, „Bissein“ abgesprengt. Der Händler 
konnte genug von diesen Bissein bekommen, es bildeten sich keine Lager und der Preis erhielt 
sich je nach der Mode immer ziemlich gut. Die Einführung der Sprengmaschinen, von denen 
eine einzige mehrere hundert Menschen zu ersetzen vermag, hat die Perlen=Production über 
mäßig gesteigert und dadurch auch auf die Verhältnisse eine außerordentliche Wirkung geübt. 
Artikel, die im Jahre 1886 um den Preis von 5 fl. schwer zu haben waren, sind heute leicht um 
80 kr. erhältlich. 
Die geschliffenen Glasperlen werden heute schöner und gleichmäßiger erzeugt, als vor 10 Jah 
ren; damals kosteten 10 Bund (1 Bund = 1000 Stück) 80 kr. bis 1 fl., heute kostet dasselbe Quan 
tum 8 - 9 kr. 
Trotz der außerordentlich herabgedrückten Preise dürften gegenwärtig aber noch für circa 4 Mil 
lionen Gulden Perlen alljährlich aus dem Gablonzer Bezirke exportirt werden. 
In der zweiten Hälfte des Jahres 1895 war die Nachfrage nach diesem Artikel außerordentlich 
lebhaft und hielt diese günstige Situation auch noch in den ersten drei Monaten des Jahres 1896 
an. 
Speciell indecorirten Perlen, Rocailles und sogenannten Schmuckperlen, innen vergoldet, 
versilbert, zum Theil auf galvanischem Wege, kann die Herbstsaison 1895 und 1896 als gera 
dezu glänzend bezeichnet werden. 
Die Folge dieser günstigen Conjunctur und der damit verbundenen Preiserhöhung der sämmtli- 
chen decorirten Perlen, die auch in einer regelrecht abgeschlossenen Convention der beiden 
Hauptgruppen der Decorateure, der Irisirer und Färber zum Ausdrucke gelangte, war, dass sich 
bald eine große Zahl kleiner Unternehmer und Arbeiter, welche mit der wenig Gewinn bringen 
den Herstellung der schwarzen Perlen, auf die die Maschinentechnik den hauptsächlichsten Ein 
fluss genommen hatte, oder in der vollständig stagnirenden Knopfbranche beschäftigt gewesen 
waren, nunmehr auf decorirte Perlen warfen, wodurch bei sinkendem Bedarf der Preis der ein 
zelnen Perlensorten, besonders der Silberrocailles außerordentlich herabgedrückt wurde, so 
dass die Decoration heute bei schöner Qualität den Erzeuger kaum mehr auf die Kosten kom 
men lässt. 
Besser lohnte noch die Decoration mit Gold, aber auch schon in diesem Artikel machte sich bald 
ein Preisdruck in Folge der starken Concurrenz geltend. 
Bei galvanisch vergoldeten und versilberten Perlen, wo die Concurrenz der kleinen Erzeuger 
entfiel, hielt sich der Preis. Irisirte und mit Anilinlacken gefärbte Perlen blieben immer noch ziem 
lich begehrt, wenn auch nicht so wie zu Beginn des Jahres 1896; doch machte sich auch bei die 
sem Artikel ein starker Preisrückgang fühlbar. 
Für H o h I p e r I e n, sogenannte Formperlen, welche über der Lampe geblasen und sowohl glatt 
und rund, als auch facettirt, in allen Farben, oder innen vergoldet oder versilbert hergestellt wer 
den, bildet der Gablonzer Bezirk fast die einzige Erzeugungsstätte der Welt. Doch hat auch hier 
der technische Fortschritt dem Arbeiter Unsegen gebracht. 
Gegen Ende der 70er Jahre wurden durch einen Erzeuger Formen erfunden, in denen anstatt ei 
nes Stückes 10-12 Stück Perlen auf einmal hergestellt werden konnten. Die Sache wurde einige 
Zeit lang geheim gehalten, machte sich aber bald in einem 10-15% betragenden Preisdrucke 
bemerkbar, das neue Verfahren wurde bekannt und es entstand nun ein beispielloser Concur- 
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