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che im venezianischen Stile mit Hilfe italienischer Arbeiter; ebenso in gleicher Weise in den 
Fünfzigerjahren Cajetan Jäckel in Wiesennthal, der hauptsächlich venezianischen Goldfluss er 
zeugte, doch waren beide Unternehmungen wegen der vorgeschrittenen italienischen Concur- 
renz von keinem esonderen Erfolge begleitet und wurden deshalb wieder aufgelassen. Cölestin 
Wagner in Wiesenthal betrieb in den Sechzigerjahren die Erzeugung der venezianischen Mo 
saiksteine und Knöpfe, und dessen Sohn setzt, allerdings nur in geringem Umfange, die Erzeu 
gung der Steine heute noch fort. Mit dem gleichen Artikel, nur feineren Genres, befasste sich 
der verstorbene Hübner in Kukan, dessen Erzeugungsweise genau so war, wie die der Vene 
zianer. 
Die aus Compositionsglas erzeugten Steine, welche hauptsächlich in Reichenau und Radi her 
gestellt werden, spielen bis zum heutigen Tage in der Gablonzer Glas-Industrie eine wichtige 
Rolle. Es werden aus diesem Compositionsglas die nachgemachten Edel- und Halbedelsteine, 
der Achat, Carneol, Topas, Rubin, Saphir, Amethyst, Crysolith etc., sowie - last not least - der 
Diamant in naturgetreuer Weise imitirt, und ist es besonders letzterer, der unter dem Namen Si 
milistein, französisch „Pierre de Strass“, die Augen der Beschauer zu täuschen weiss. Diese fal 
schen Edelsteine werden durch den mehr oder minder regelmässig ausgeführten Schliff und 
auch durch ihre Politur, bei welcher man eine Feuer-, Holz- und Zinnpolitur, welch’ letztere die 
kostspieligste, aber auch die beste ist, unterscheidet, in ihrer Güte bestimmt. Hinsichtlich der Er 
zeugung dieser Imitations-Edelsteine hat Gablonz nur mit Frankreich zu concurriren, wo beson 
ders im Jura grosse Quantitäten derselben hergestellt werden. 
Grosse Consumenten der hiesigen Imitations-Edelsteine sind die Gablonzer und Kukaner Gürt 
ler, welche diese Steine zu allen Arten von Bijouterien, Braches, Medaillons, Knöpfen, Manchet- 
tengarnituren etc. verwenden. Der Export der genannten Steine erstreckt sich zumeist auf 
Deutschland, Frankreich und Nordamerika, wo sehr bedeutende Quantitäten derselben in Bijou 
teriefabriken zur Verwendung gelangen. 
Die Glasmalerei, ein früher ausserordentlich lebhafter Zweig der Glas-Industrie, welcher jedoch 
im letzten Jahrzehnt sehr zurückgegangen ist, dürfte zu Anfang des 17. Jahrhunderts in Gablonz 
eingeführt worden sein. Wenigstens berichtet die Chronik, dass 1618 die erste Glasmalerei in 
Gablonz errichtet wurde. 
Die Glasdruckerei, welche anfangs des 19. Jahrhunderts zuerst durch Endler in Gablonz in der 
Waldgasse ausgeübt wurde, wird in vielen im Gebirge zerstreut liegenden Druckhütten betrieben 
und befasst sich mit der Erzeugung von Knöpfen, Perlen, Besatz- und Compositionssteinen, von 
Lusterbestandtheilen, wie Wachteln, Leistein, Birnel, Tropfen, Sterne, Koppen, ferner elektro 
technischen Gegenständen, Glasrollen etc. Man bedient sich zum Drücken der einzelnen Ge 
genstände eiserner Zangen, an deren äussersten Enden auf dem einen Theil das sogenannte 
Kappel, in welchem das Dessin (Muster) vertieft gravid ist, während auf dem andern Theil der 
Boden der Form angeschraubt wird. Die Kappel (Formen) werden durch eine grosse Zahl von 
Graveuren, die in Gablonz, Wiesenthal, Morchenstern etc. ihre Wohnstätten haben, hergestellt. 
Die Zangen sind Arbeit der Schlosser, beziehungsweise Zeugschmiede. 
Der Druck der genannten Gegenstände in eisernen Zangen vollzieht sich bei offenem Holz- oder 
Kohlenfeuer. Die Firma Gebrüder Mahla in Gablonz, welche im Jahre 1885 eine Fabrik für Glas 
knöpfe, elektrotechnische Adikel und schwarze Bijouterie in Morchenstern errichtete, führie im 
Jahre 1891 daselbst die Glasdruckerei bei Wasserstoffgas ein. Diese neue Ad der Fabrication 
bewirkte eine weitaus vollkommenere Herstellungsweise, da das Glas durch die intensive Hitze 
des Wasserstoffgases rascher weissglühend wird und um so schärier im Drucke hervodritt. Es 
wird hierdurch eine Druckwaare erzeugt, die der Schliffwaare so nahe kommt, dass Laien sie 
kaum von derselben zu unterscheiden vermögen. Diese vervollkommnete Fabrication hat zur 
Hebung des ganzen Adikels wesentlich beigetragen. 
Glasknöpfe, welche den Hauptariikel der hiesigen Industrie bilden, wurden einer aus dem Archiv 
des Hauses Jos. Riedel entnommenen Aufzeichnung zufolge im Jahre 1829 zuerst erzeugt, und 
zwar war es ein einfacher Glasdrucker, der in jenem Jahre den ersten Versuch machte, Knöpfe 
aus Glas herzustellen. Es gelang ihm dieser Versuch, und kann man wohl diesen Mann als den 
Vater der Glasknopf-Industrie betrachten. Es scheint zwar, dass dieser Versuch Jahrzehnte lang 
geruht hat, denn erst in den Fünfzigerjahren wurde der Artikel in den Handel gebracht und be 
schränkte sich bis anfangs der Sechzigerjahre auf fünf Muster. Die Waare wurde zu jener Zeit 
noch nicht auf elegante Karten und in Cartons verpackt, sondern 1-2 Dutzend auf Pappendeckel 
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