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senhaft zu Blumenkörbchen, Ampeln, Verzierungen von Draperien der Caroussels etc. verwen 
det, doch hat der Consum darin bedeutend nachgelassen. 
Eine gewaltige Rolle im Perlenfach spielt der Artikel Schmelzperlen, deren Erstlingserzeugung 
wohl auf die Fünfzigerjahre zurückzuführen ist. Das Sprengen dieser Schmelzperlen geschah 
derart, dass die zu diesem Zwecke hergestellten, meist ganz schwachen hohlen Röhrchen bis 
zur Erfindung von dazu geeigneten Maschinen - Sprengmaschinen — auf scharfen rotirenden 
Steinscheiben gesprengt wurden. Im Jahre 1888 wurden jedoch Maschinen erfunden, welche 
diese Handsprengerei bei weitem überholten und die Production dieses Artikels derart vergrös- 
serten, dass die Preise des fertigen Fabricates dementsprechend ganz bedeutend billiger wur 
den. Diese Schmelzperlen sind im Handel unter dem Namen Schmelz, Doppelschmelz, zwei- 
und dreimalige Waare bekannt und bilden in der Ausfuhrziffer der Gablonzer Glas-Industrie ei 
nen nach Millionen zählenden Artikel. Verwendet werden diese Perlen zumeist als Aufputz von 
Passementerien und bilden Annaberg, Offenbach, Paris, Le Puys, Luneville, Calais und andere 
Fabricationsplätze Frankreichs, sowie in Russland Moskau, hiefür grosse Absatzgebiete. 
Nebst den Schmelzperlen gelangen auch die sogenannten Fagonsteine, welche in Druck- und 
Lampenwaare in allen erdenklichen Formen und Farben hergestellt werden, von den Passemen- 
terie-Fabricanten zur Verwendung. Auch dieser Artikel hängt wie die Schmelzperlen viel von der 
Gunst der Mode ab. 
Viele Gablonzer Häuser unterhielten und unterhalten auch heute noch Lager auf obgenannten 
Plätzen, um im Falle des Bedarfes rascher mit Waare dienen zu können und auch kleine Passe- 
menterie-Fabricanten, die directe Ordres nicht geben können, zu befriedigen. Diese Art, das Ge 
schäft zu betreiben, hat jedoch manchem Exporteur sein Vermögen gekostet, da in Zeiten der 
Ungunst der Mode der Artikel nicht nur im Preise bedeutend sank, sondern der grössere Theil 
desselben zu gar keinem Preise loszuschlagen war; Millionen von Gulden an Vermögen wurden 
auf diese Weise verloren. 
Die Fabrication der Rocailleperle wurde lange nur in Venedig betrieben, jedoch im Jahre 1887 
seitens der Firma Jos. Riedel in Polaun hier eingeführt und wird seither von derselben äusserst 
schwunghaft und mit dem in diesem Hause gewohnten Verständnis betrieben, so dass Venedig 
eine bedeutende Concurrenz hierdurch erwachsen ist. Jedenfalls ist es ein ausserordentlich klu 
ger Gedanke gewesen, die Erzeugung der Rocailleperle hier einzuführen, da die Perlen-Indu- 
strie der hiesigen Gegend hiedurch an Ruf im Auslande entschieden noch gewonnen hat. 
Die Krystallerie, unmontirt und montirt, ist ein wichtiger Zweig der Glas-Industrie. Zu ihr gehören 
zunächst die im Jahre 1824 von England hieher eingeführte Prismenfabrication, ein eminent 
wichtiger Artikel, ferner alle in das Lusterfach einschlagenden Bestandtheile: wie Wachteln, Lei 
stein, Birnel, Tröpfel, Sterne, Koppen etc., Linsen für optische Zwecke, sowie auch für Fahrrad 
laternen, Flacons, Salzfässer, Messerleger, Glaslöffel, Stöpsel, Bureauartikel, wie Briefbeschwe 
rer, Tintenfässer, Federschalen etc. und spielen besonders die genannten Haushaltungsartikel 
eine sehr bedeutende Rolle, da sie Consumartikel aller Culturländer bilden. 
Auch die montirten Artikel der Krystallerie, Essig- und Oelmenagen, Dosen, Vaselin- und Puder 
dosen, Cakestöpfe u. dgl., die mit einem versilberten Reifen oder sonstiger Metallgarnirung ver 
sehen werden, erfreuen sich der Gunst des kaufenden Publicums. 
Die Hauptmärkte hiefür sind Amerika und England, jedoch werden die gleichen Waaren auch un 
montirt nach diesen Ländern geliefert, um dort mit echtem Silber montirt zu werden. 
Als einer der durch innere und äussere Verhältnisse am wenigsten beeinträchtigten Artikel der 
Krystallerie sind Flacons zu bezeichnen. Die Erzeugung derselben erfordert geschulte Arbeits 
kräfte; mindergeschulte können hier nicht so leicht eingreifen, wie dies bei allen anderen Artikeln 
der Krystallerie der Fall ist. Als Absatzgebiet für die feineren Schlifflacons ist Amerika, ganz Eu 
ropa, hier namentlich England zu bezeichnen, für die billigen Artikel - Rosenölflacons - der Ori 
ent und Indien. Unter den Bureauartikeln sind Tintenfässer als Stapelartikel zu bezeichnen, wäh 
rend der Briefbeschwerer sich insofern einen grossen Absatz errungen hat, als derselbe vielfach 
auf Badeplätzen, mit allen möglichen Inschriften versehen, in nicht unbedeutendem Maasse in 
den Handel gelangt. 
Als Einsatzsteine für Fenster werden die unter dem Namen Rosetten, spitze oder Muggelrauten, 
Cabochons, Jewels, Butzen u. dgl. bekannten Steine, gepresst und geschliffen, auf den Markt 
gebracht, und sind Deutschland, Frankreich, England, Nordamerika - letzteres mit Ausnahme 
der Pressartikel, die drüben erzeugt werden, - Consumenten dieser Waaren. 
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