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13 kr. gezahlt werden. Dieser rapide Lohnsturz hat natürlich nicht nur für den Arbeiter die ver 
derblichsten Folgen. In ihm prägt sich ebenso deutlich der Niedergang der Industrie aus ... 
Bei einem Knopfdrücker. In Halschowitz hielten wir bei einem Knopfdrücker Einkehr. Er 
bedruckt metallene Oesen mit einer Glasschichte. Es ist dies der erste Weg, den die Knöpfe 
durchmachen. Ehe sie fertig sind, gehen sie noch durch mehrere Hände. Zunächst müssen sie 
„gescheert“ werden, das heißt, es muß Knopf um Knopf am Rand mit einer Scheere beschnitten, 
von der Brocke befreit werden. Soweit stellt sie unser Drücker her. Er macht also den Kern des 
Knopfes, der dann nochmals mit Glas übersponnen, gedrückt, gescheert, dann geschliffen oder 
polirt, oft auch bemalt und dann erst von flinken Näherinnen auf Kartons aufgeheftet wird. Der 
Kerndrücker bekommt für das Drücken und Scheeren 3 kr. per Gros. Mehr als 15 Gros, das sind 
2160 Stück, kann er bei 16stündiger Arbeit im Tag nicht drücken. Er hat also einen Lohn von 
45 kr., von dem er noch den Scheererlohn wegzahlen muß. Dieser beträgt für den „Hunderter“, 
das sind 100 Dutzend oder 1200 Stück, zwei Kreuzer, er muß also für 2160 Stück etwa 
3 'k kr. an Scheererlohn wegzahlen, so daß ihm ein Reinlohn von 41 V2 kr. für 16 Stunden bleibt. 
Dies entspricht einem Stundenlohn von 2.6 kr. Dabei drückt der Mann eine geschützte, also 
konkurrenzlose Waare. Dennoch diese unsinnige Ausbeutung, die naturnothwendig auch 
die Verschlechterung der Qualität zur Folge haben muß. 
Besonders auffallend ist der Scheererlohn: 100 Dutzend um 2 kr. Das kann nur Kinderar 
beit sein. Es ist thatsächlich so. Das Scheeren aber ist eine Kinderarbeit schlimmster Sorte. Bei 
jedem Knopf, den die Kleinen mit der Scheere beschneiden, wirbeln kleine unsichtbare Wölk 
chen feinsten Glasstaubes auf, und da die Kleinen über ihre Arbeit gebeugt sind, so wandert ein 
gut Theil dieses feinen, scharfkantigen Staubes in die Lungen der Kinder als Vorkämpfer für die 
Tuberkulose, die sie nur allzubald hinrafft. Wie viel so ein Kind scheeren kann? Je mehr, desto 
schlimmer für seine Lunge. Anderthalb Hunderter, das ist so das gewöhnliche Tagesquantum. 
1800 Knöpfe müssen von dem brüchigen Rand befreit werden. Das ist die Arbeit der Mädchen. 
Sie verdienen jede 3 kr. im Tag, das sind etwa acht bis neun Stunden, je nach der Fertigkeit der 
Kleinen ... 
In den Druckhütten. 
Südwärts von Gablonz nimmt den Wanderer bald prächtiger hochstämmiger Wald auf, durch den 
er zu sanfter Höhe ansteigt. Hat er den höchsten Punkt der Straße, die durch den Busch führt, er 
reicht, so weitet sich vor seinem Blick das Land. Schwarzbrunn, Gistei, Pintschei, Labau und 
Schumburg liegen vor ihm ... Ueberall um die Ortschaften herum und in den Ortschaften sieht 
man vereinzelt und in Gruppen kleine schwarze Hütten stehen, mit kurzen runden Rauchzügen, 
aus denen es schwärzlich qualmt. 
Es sind dies die Druckhütten, die die Riesenhand der nordöhmischen Glasindustrie hier er 
stehen ließ als primitive Werkstätten des Kleingewerbes, das hier wohl noch besser haust wie 
das hausindustrielle Proletariat jenseits der Sprachgrenze, das aber trotz einer seit dem Jahre 
1898 eingetretenen Besserung dennoch kaum vegetirt. Massenerzeugung von Schundwaare, 
Verwendung von Doppelformen, furchtbare Drückung der Preise und wahnsinnige Ausdehnung 
der Arbeitszeit gingen auch hier Hand in Hand, bis die äußerste Grenze erreicht war... 
Treten wir in eine Hütte. Der Rauch hat der Hütte nicht nur von außen die Farbe gegeben. Das 
Innere ist womöglich noch tiefer schwarz. Die Fenster sind meist auch rußig und fast blind. 
Qualm erfüllt die Hütte. Er entströmt dem Druckofen, der gewöhnlich für zwei Arbeitsplätze ein 
gerichtet ist. Der einem ungestülpten Trichter gleichende Rauchzug genügt nicht; der Kohlen 
rauch lagert breit unter der Decke. Lieber den Rand der Feuerstelle sind die Glasstangen zum 
Anwärmen gelegt. Der Drücker hat immer drei, vier Stangen im Feuer, damit er immer druckwei- 
344 Match holder, 1866, no. 30 (steel beads); case for a pocket comb, 1871, no. 87 (string 
beads, blue beads); case for a pocket comb, 1871, nos. 88 and 89 (chalk, golden and blue 
beads); case fora pocket comb, 1871, no. 44 (small crystal string beads and blue string beads); 
buckle, 1866, no. 19 (mother-of-pearl colored beads); caviar pot, 1865, no. 3 (yellow porcelain 
beads, rock coal beads, big black weight beads); case for a pocket comb, 1868, no.67 (bead 
mosaic of Steel, crystal, milk-glass and chalk beads). - Bazar 1865, p. 91, no. 3; 1866, p. 384, 
no. 30; 1871, p. 356, nos. 87-89; 1871, p. 145, no. 44; 1866, p. 253, no. 19; 1868, p. 156, no. 67 
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