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Zentimeter breit und 1 'U bis gewöhnlich 2 1 A Millimeter stark; ausnahmsweise aber auch stärker 
bis zu 5 Millimeter. Der Durchmesser beträgt gewöhnlich 4 bis 7 Zentimeter. Der Serviettenring 
ist fast ausschließlich ein indischer Exportartikel. Die Verwendung, die er dort findet, sollte ihm 
eher die Bezeichnung Armring sichern. Denn thatsächlich schieben die Hindufrauen bis zu 20 
solcher Ringe auf ihren Arm - als Schmuck. Ehemals ein Privileg der Reichen, hat der Serviet 
tenring seither schon längst auch die Frauen der breiten Volksklassen erobert, wodurch der Mas 
senkonsum erklärlich wird. Außer bei den Hindufrauen hat dieser Artikel neuestens auch bei den 
reichen Amerikanerinnen Eingang gefunden - hier wirklich als Serviettenring - dann in der Tür 
kei und an einigen internationalen Fremdenplätzen, wo der Gebirgssohn als Andenken an diese 
fremden Städte verkauft wird: der egyptische Ring beispielsweise, der silberne Pyramiden ein 
gekittet hat und der von den Fremden als Erzeugniß einheimischer, das ist egyptischer Glasin 
dustrie sehr oft um ein schönes Stück Geld erworben wird. Die eigentliche Heimat des Serviet 
tenringes soll China sein. Von dort wurde er nach Gablonz gerächt und bald imitirt. Heute ist er 
ein Massenartikel, der bereits schwere Krisen überwunden hat, deren Folgen wiederum fast aus 
schließlich die Arbeiter zu tragen haben. Weltmarkt, Exporteur, Lieferant, Unternehmer, Arbeiter, 
das ist auch hier die ewige Kette, deren ganze Last auf einem Glied, dem schwächsten dazu, 
dem Arbeiter, ruht... 
Wie entsteht der Serviettenring? Blättern wir zurück, bis wir uns wieder in der 
Riedl’schen Hütte in Polaun befinden. Dort ist die Geburtsstätte des Serviettenringes. Dort sahen 
wir die Glasmacher an der Arbeit, wie sie aus dem Häfen heraus die „Napl“ arbeiteten - vier 
Ringe und ein Boden - indem sie den weichen Klautsch in eine Form preßten. Andere bliesen 
vor unseren Augen Hohlwalzen, die gleichfalls zu Serviettenringen, zu größeren zumeist, weiter 
verarbeitet werden. Diese „Napl“ und Walzen wandern in die Schleifereien, wo sie zuerst der 
Sprenger in die Hand bekommt. Er schlägt den Boden des Napls aus und sprengt an der schar 
fen Kante einer Eisenscheibe die zwischen je zwei Ringen eingekerbten Napl ab. Diesen rohen 
Ring bekommt der Schärfer zur Weiterveredlung. Er schärft an einer Eisenscheibe die rissigen 
Sprengflächen des Ringes glatt. Der Eckenmacher schärft nun die bereits vorgepreßten Ecken 
auf der Außenseite des Ringes, eine Arbeit, die der Plattler fortsetzt, indem er die abgeplatteten 
Stellen nachschleift. Der Letzte in der Reihe ist der Kugler. Er entfernt die scharfen Innenkanten, 
indem er den Ring an eine rotirende Schleifsteinkugel preßt. So weit die Herstellung des Mas 
senartikels. Durch Einkitten von silberunterlegten Krystallglasfiguren: Stern und Halbmond, Ele 
fanten, Pyramiden etc., in die entsprechend vorgepreßten Ringe, durch Malerei, durch beson 
dere Schleifmuster - es gibt Ringe bis zu 250 Schleifecken - durch stellenweises Abschleifen 
von überfangenem Glas werden Tausende von verschiedenen Mustern alljährlich neu geschaf 
fen und neu variirt. Alles dies in allen denkbaren, in satten und durchscheinenden Farben, in ver 
schiedenen Größen und Stärken. Wer dies Alles bedenkt, wird einen ungefähren Begriff von der 
Mannigfaltigkeit dieses Artikels bekommen ... 
In der Klaar’schen Fabrik gibt uns ein Fabriksbeamter zuerst Einblick in die schier un 
glaubliche Reichhaltigkeit dieses in Oesterreich fast unbekannten Artikels. Im Musterzimmer, 
wo einige Mädchen mit dem Verpacken der Ringe in Kartons beschäftigt sind, stehen längs der 
Wände offene Stellagen mit zahllosen Schubfächern. In jedem dieser kaum schuhbreiten Fächer 
steckt ein niedriger schwarzer Karton, der wie ein Buch aufgeklappt werden kann und nun in 
schöner Ordnung je nach der Größe 20 bis 30 verschiedene Ringe als Inhalt zeigt. Solche Mu 
sterkartons sind mehrere Hundert aufgeschichtet, und jeder einzelne Ring unterscheidet sich 
von allen übrigen ... 
Die Feuerpolir= und Druckhütte liegt abseits. Rauch und Qualm schlägt uns entgegen, 
als wir in den schwarzen Bauch der Hütte steigen. Rauchgeschwärzte Menschen hantiren im 
Hintergrund, gespenstisch von den offenen Flammen des Polirofens beleuchtet. Ein Aelterer, 
eher ein Kohlenbrenner vom Ansehen als ein Glasarbeiter, steht mit langarmigen Beißzangen 
vor dem Ofen, über dessen Feuerstelle übereinander fünf Roste sind, dreht und wendet Asbest 
teller, auf denen glühende Ringe liegen, im rauchigen Qualm, läßt sie vom obersten Rost bis zur 
letzten Station herabsteigen, dem Rost direkt über dem Brand, und legt sie dann auf den Erdbo 
den. Kohlenschwarzer Boden, grau=weiße Asbestteller und darauf die Gluthreifen - eine Summe 
von grellen Kontrasten ... 
In der Ecke links steht ein Tisch und vor diesem ein Junge, der die Ringe auf die Asbestplatten 
auflegt. Der jugendliche Hilfsarbeiter des Polirers, der „Aufleger“. Er bekommt 70 kr. im Tag. Der 
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