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Kristallerieperlen, die zu Beleuchtungsartikeln in großen Massen angewendet werden, beschäf 
tigen eine große Anzahl von Schleifern, die jahraus, jahrein einen lohnenden Erwerb dadurch ha 
ben. 
Lampenperlen, die für Kolliers verwendet und in den reizendsten Nuancen hergestellt werden, 
unterliegen, wie so manche andere Artikel, der Mode, die zurzeit dem Artikel weniger günstig ist, 
als dies vor zwei Jahren der Fall war. Immerhin kann man die Fabrikation dieser Perlen unter 
dem Namen „Stapelartikel“ registrieren. 
Steine, Glasplatten und Glaskülbel haben an Ausdehnung enorm gewonnen und werden viel 
fach nach Deutschland, Frankreich und im letzten Jahrzehnt auch nach den Vereinigten Staaten 
exportiert, in welchen Ländern sie, als Knöpfe und Bijouterien verarbeitet, einen großen Absatz 
finden. 
Similisteine: Auf diesem Gebiete haben sich durch die Entstehung von Maschinen, welche seit 
längeren Jahren die frühere Fabrikationsweise der mit dem Fuße betriebenen Radstühle (Trem- 
pelzeug) verdrängten, große Umwälzungen vollzogen. Die Steine, welche mittels Maschinen 
hergestellt werden, haben den Vorteil, regelmäßiger als die handerzeugten zu sein, und können 
selbstredend durch die Maschinenfabrikation auch weit billiger hergestellt werden, als dies früher 
bei der Einzelfabrikation der Fall war. Leider hat eine Firma, Kosmann & Weiß, den Artikel, 
der sonst nur hier und in Frankreich (Juragebiet) fabriziert wurde, von hier nach Tirol verschleppt. 
Ihr ist ein zweiter Fabrikant dieser Steine, namens Robert Richter, gefolgt, der seine Fabrika 
tion nach Niederösterreich verlegt hat. Die Reichenberger Handels- und Gewerbekammer be 
schäftigt sich zurzeit damit, Ordnung in die durch die Entstehung der Maschinenware entstande 
nen desolaten Verhältnisse der Reichenberger Gegend zu bringen, und wird dies wohl am ehe 
sten dadurch zu erreichen sein, daß seitens der von der Regierung geschaffenen Gewerbeför 
derung entsprechende Beträge gegeben werden, um den Lieferanten dieser Branche Schleifma 
schinen zur Verfügung zu stellen, damit sie in dieser Weise die Fabrikation der Similisteine wie 
der nach hier ziehen, um den vielen Arbeitern, welche in dieser Branche ihr Brot finden, Gele 
genheit zu geben, ihre technischen Kenntnisse auf dem Gebiete der Erzeugung des Artikels 
durch Maschinen zur Verwertung zu bringen. 
Kristallene: Nach wie vor spielen Prismen eine bedeutende Rolle, nachdem auch die Fabriken, 
welche Lampen und Luster für elektrische Beleuchtung anfertigen, diesen Artikel im letzten Jahr 
zehnt in hervorragender Weise zur Anwendung bringen. Die sonst im hiesigen Gebiete herge 
stellten Kristallerieartikel für Bureauzwecke, wie Briefbeschwerer, Tintenfässer etc., ferner Fla 
kons, sowie für Tafelservice dienende geschliffene Teller etc. beschäftigen fortgesetzt eine große 
Anzahl Schleifer. Die Fabrikation billiger Artikel, wie Menagen, Salz- und Pfefferstreuer, hat sich 
allmählich nach Mähren, wo billigere Arbeitskräfte zu haben sind, verzogen. 
Die Gürtlerei (Bijouterieartikel), die zurzeit 1100 Betriebe in Gablonz und Umgebung gegen 476 
im Jahre 1898 aufweist, nimmt nach wie vor den ersten Rang in der hiesigen Industrie ein. Die 
Fabrikation des Artikels hat sich im letzten Jahrzehnt in ganz gewaltiger Weise vervollkommnet, 
und zwar hat die hierorts bestehende Fachschule einen wesentlichen Einfluß auf die Entfaltung 
des Geschmackes und elegante Herstellung der verschiedensten Bijouterieartikel, Broschen, 
Schließen, Boleronadeln, Krawattennadeln, Hutnadeln etc., genommen. In den letzten zwei Jah 
ren herrscht als Modeartikel die Hutnadel, die in Tausenden und abermals Tausenden von Mu 
stern stete Anregung für die Damenwelt bietet, die Hüte geschmackvoll zu dekorieren, ohne die 
Modistin hierzu in Anspruch nehmen zu müssen. Die Gürtlerei würde gewiß noch besser florie 
ren, wenn die Herren Gürtler wenigstens zur Einsicht kommen würden, daß es in ihrem eigen 
sten Interesse liegt, alle direkten Geschäfte mit auswärtigen Käufern abzulehnen und den Expor 
teuren den Vertrieb ihrer Erzeugnisse, wie es bis vor kurzer Zeit immer der Fall war, zu überlas 
sen. Es war dies ein gesundes Prinzip, das von den Engländern entlehnt ist, nach welchem der 
Fabrikant den Kommissionären den Verkauf seiner Erzeugnisse überläßt und sich selbst nur um 
die Fabrikation bekümmert. Bei einem solchen System wäre es dem Gürtler möglich, seine 
ganze Aufmerksamkeit auf die Fabrikation zu lenken und sich darin immer mehr und mehr zu 
vervollkommnen. Der Gürtler hat dann keine Kredite zu geben, nachdem er in Gablonz jeden 
Freitag Vormittag sein Geld erhält für alle Lieferungen, die bis Mittwoch Abend der gleichen Wo 
che an die hiesigen Exporteure erfolgt sind ... 
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