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in das flüssige Glas ein, nimmt eine hinreichende Menge davon auf, schwenkt es unter fortwäh 
rendem Umdrehen in der Luft und läßt es in einen Behälter fallen. 
Um den Knöpfen irgend eine andere Form zu ertheilen, sie zu fagonniren, gießt man das Glas in 
eine Waffelkuchenform, aus zwei Wangen bestehend, in welcher die Knopfformen entweder mit 
Löchern, wie solche zu Hemdeknöpfen, oder wie solche zu Gamaschen, Westen etc. gewöhnlich 
versehen werden. Die Löcher werden durch ebensoviel eiserne Stiftchen, die in einer der Wan 
gen befestigt sind, hervorgebracht, als deren jeder Knopf enthalten soll; soll dagegen der Knopf 
ein festes Oese bekommen, so bringt man deren ebenso viele an, als die Form Knöpfe enthält. 
Die Knöpfe mit geformten Oesen verlieren durch das Formen ihren Glanz, den man ihnen durch 
Anwärmen wieder geben muß. Zu diesem Zwecke befestigt man die Oesen in einer Thonplatte, 
die auf einer eisernen Platte liegt, und schiebt diese in einen zum Rothglühen erhitzten Ofen, wo 
die Oberfläche bald anfängt zu erweichen. Um zu verhüten, daß die Löcher den Faden durch- 
schneiden, muß man sie mit der Spitze eines nicht geschliffenen Diamants etwas ausweiten. 
Alle diese Gegenstände, namentlich aber die Perlen, lassen sich durch Anwendung verschie 
denfarbiger, gerader und gewundener Glasstäbchen aufs Mannichfachste verzieren. 
Den vorstehenden Produkten schließt sich der Schmelz (auch Stiftenschmelz) an; derselbe 
besteht aus Röhrchen von 1 bis 6 Linien Länge, deren Ränder nicht abgerundet werden; ihre An 
fertigung ist dieselbe wie die der Strickperlen. Um dem Schmelz das perlenartige oder atlasglän 
zende Ansehen zu geben, muß das Glas im Hafen so lange hastig umgerührt werden, bis es 
die zum Verarbeiten nöthige Konsistenz erlangt hat. Hierbei kommt es darauf an möglichst viel 
Luft unter die Glasmasse zu bringen und in die feinsten Bläschen zu vertheilen, wodurch der ei- 
genthümliche Reflex und der Atlasglanz hervorgebracht werden. Meistens sieht man nur weißen 
und schwarzen Schmelz, es braucht aber kaum der Bemerkung, daß man ihn auch in andern 
Farben mehrfarbig und gemustert würde anfertigen können. 
H. E. Benrath, Die Glasfabrikation, Braunschweig 1875, S. 347-355 
Röhren=, Perlen= und Stabfabrikation. 
Wird das an der Pfeife aufgenommene Glas zu einem Kölbchen ausgeblasen, an den Boden die 
ses letzteren mittelst einer kleinen Portion flüssigen Glases ein Hefteisen befestigt (Fig. 106) und 
nun Pfeife und Hefteisen nach entgegengesetzter Seite hin gezogen, so streckt sich die Glasbla 
se, nimmt zunächst eine nach der Mitte zu verjüngte Gestalt (Fig. 107) an, und verwandelt sich 
bei weiterem „Ziehen“ in ein von der Mitte nach beiden Seiten sich erweiterndes Rohr 
(Fig. 108). Soll indeß das Rohr bis auf die unvermeidliche Verjüngung seines Querschnitts nach 
der Mitte zu regelmäßige Gestalt halten, so muß beim Ziehen gewissen Bedingungen Rechnung 
getragen, namentlich andauernd neue Luft in die Pfeife eingeblasen werden, da sich sonst das 
Rohr abflachen würde, dann aber auch, damit die Abkühlung des Glases eine von allen Seiten 
möglichst gleichmäßige sei, Pfeife und Hefteisen, und mit diesen das Glasrohr während des Zie 
hens in gleichmäßiger und übereinstimmender Drehung erhalten werden. Wird die Drehung un 
terlassen, so zieht das Rohr, in seinem unteren Theile stärker abgekühlt, sich ungleichmäßig 
aus, und bleibt seine Höhlung mit dem äußeren Umfange nicht concentrisch; werden Pfeife und 
Hefteisen in verschiedenem Tempo gedreht, so entstehen schraubenförmige Windungen in der 
Glasmasse. Gewöhnlich werden die Röhren auf einer Bretterlage von entsprechender Länge ge 
zogen, auf welche man sie, wenn sie die verlangte Ausdehnung erlangt, noch weich niederlegt, 
damit sie gerade werden; sind sie dann völlig erstarrt, so werden sie in Stücke von 1 bis 2 m 
Länge zerschnitten. Nur für einzelne Gattungen mit außergewöhnlicher Wandstärke, wie z. B. 
die Wasserstandsröhren für Dampfkessel, ist es geboten, sie einem Kühlprocesse zu unterwer 
fen, wie er für das bisher besprochne Hohlglas üblich. 
Sieht man von einzelnen, hier nicht näher zu besprechenden Gattungen vorläufig ab, so sind die 
Perlen nichts anderes, als kurze Röhrenstücke. Am deutlichsten tritt dieser genetische Zusam 
menhang zwischen Rohr und Perle an einer Sorte der letzteren hervor, die, oft fünf= bis sechsmal 
so lang als dick, namentlich in schwarzem Glase, gelegentlich aber auch farblos oder in bunten 
Farben, im Handel unter der Bezeichnung „Schmelzen“ (jais) Vorkommen und noch scharfe 
Schnittkanten zeigen. Schon den Schönen Aegyptens dienten solche Schmelzen zur Herstel 
lung ihres breiten glänzenden oft farbenprächtigen Brustschmuckes (pectorale), und seit jener 
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