masse in dem ovalen, vier bis fünf Schmelzhäfen verschiedenfarbigen Inhaltes fassenden Ofen
fertig geschmolzen, wird sie in kleine zum Ausarbeiten bestimmte Häfen übergeschöpft, vorde
ren Arbeitslöchern die Arbeiter in Vertiefungen auf einem Schemel sitzen und neben sich, zur
Linken, einen niedrigen Stock mit einem Auflagereisen, zur Rechten ein flaches Gefäß, in dem
sich Thonschlicker befindet, sowie als Arbeitsgeräth ein paar conische, spitz zulaufende etwa
0'5 m lange Eisenstäbe haben.
Der Arbeiter taucht die Spitze eines dieser Eisenstäbe in den Thonschlicker, dann, nachdem der
dünne Thonüberzug in der Hitze des Arbeitsloches rasch ausgetrocknet, in das flüssige Glas und
nimmt von diesem die erforderliche Menge an demselben auf. Er hebt nun die Spitze seines Sta
bes in die Höhe, durchsticht hierdurch das aufgenommene Glas und formt aus diesem dann
durch rasches Drehen, und wenn erforderlich Wiederanwärmen, um den Stab herum eine Wulst,
aus solcher die rundliche massive Perle. Ist dieses geschehen, so legt er den Stab auf das Auf
lagereisen und läßt, während er an einem zweiten Stabe eine neue Perle ausarbeitet, die erste
vollständig erstarren, um sie, die durch die zwischengelagerte Thonschicht am Eisen’nicht haf
tet, dann mit einer Gabel von dem letzteren abzuschieben. In dieser Weise kann ein geübter Ar
beiter per Stunde, je nach der Größe der anzufertigenden Paterin, etwa 150 bis 500 Stück her
steilen. Bisweilen werden diese dann auch noch, wenn sie eben erstarrt, mit Fäden andersfarbi
gen Glases umzogen, oder nach völligem Erkalten von den Glaskuglern eckig abgeschliffen und
polirt. -
Wird der an einem festen Eisenstabe durch Marbeln des dem Hafen entnommenen Glases ge
bildete Vollcylinder nicht nachträglich ausgehöhlt, sondern als solcher ausgezogen, so entsteht,
wie dort eine Röhre, so hier ein voller Glasstab von kreisförmigem Querschnitte, und wer
den ebenso aus am Hefteisen gebildeten prismatischen Glasmassen Stäbe von polygonalem
Querschnitte mit, je nach der Weichheit der ausgezogenen Masse, mehr oder weniger scharfen
Kanten gewonnen werden. Ist der auszuziehende Cylinder mit einer Schicht Glas von einer, von
derjenigen des Kerns verschiedenen Färbung umhüllt, überfangen worden, so zieht sich dieser
Ueberzug gleichmäßig mit der Masse des Kerns aus, und das Ergebnis ist ein Stab, von dessen
Querschnitt Fig. 110 ein Bild giebt.
Werden sieben solcher Stäbe, „Elemente“, in der Weise, daß um einen herum sechs andere
sich an einander schließen, angeordnet (Fig. 111), vorläufig mit einem Draht zusammengebun
den, dann am Hefteisen aufgenommen, angewärmt und, nachdem sie erweicht, durch Hin= und
Herrollen auf der Marbelplatte zu einem einzigen cylindrischen Glaskörper vereinigt, so wird die
ser den Querschnitt Fig. 112 zeigen, woraus nachdem der Glaskörper ausgezogen, durch Juxta-
position von abermals sieben Stäben der letztbeschriebenen Art, die in Fig. 113 wiedergegebene
Querschnittmusterung hergestellt werden kann u. s. w. Schon hierbei sind, werden Stäbe von
verschiedener Färbung angewandt, sehr mannigfaltige Combinationen möglich; noch complicir-
tere und schönere Dessins werden gewonnen, wenn sich der Arbeiter der Mühe unterzieht, die
schichtweise angelegten und angewärmten Glasstäbe mit der Zange nachzuformen, beispiels
weise dreiseitige, mit einer Kante nach außen gekehrte Prismen, die sich zu Sternpolygonen ver
einigen, aus ihnen zu bilden und die hierbei entstehenden Zwischenräume mit anders gefärbtem
Glase zu füllen. In dieser Weise ist z. B. einem erzeugenden Glascylinder die Anordnung gege
ben, der nach dem Ausziehen das Querschnittmuster Fig. 114 hervortreten läßt.
Wird dem aus einfarbigem Glase hergestellten Vollcylinder, parallel seiner Längsaxe, an einer
Seite ein Stäbchen andersfarbigen Glases aufgeschmolzen, der Cylinder nun ausgezogen und
hierbei schnurartig gedreht, so gewinnt man einen Stab, an dem der daraufgeschmolzene Faden
den Kern, über die Oberfläche desselben hervorragend, schraubenartig umschlingt. Engere der
artige Gänge erhält man, wenn an Stelle des einen Fadens mehrere aufgeschmolzen wer
den, breitere Bänder endlich, wenn statt dünner runder Stäbchen abgeplattete breitere Glasstrei
fen verwandt werden.
Soll die Verzierung den Mantel des Stabes nicht überragen und wird ein durch Nebeneinander
lagerung mehrerer in die Hauptmasse eingebetteter Stäbchen gebildetes Muster verlangt, so
werden die dasselbe bildenden „Elemente“ nicht mehr einzeln dem auszuziehenden Cylinder
aufgeschmolzen. In einer kleinen Form aus gebranntem Thon, auf deren Boden sich etwas
feuchter Lehm befindet, stellt man, um hier zunächst den einfachsten Fall zu nehmen, einen
Kreis einander berührender, mit durchsichtigem, farblosem Glase überfangener Elemente in der
Weise auf, daß die unteren Enden derselben in den weichen Thon am Boden der Form einge-
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