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R. S.: Die Compositionsschmelzerei und die Fabrikation künstlicher Edelsteine, in: 
Sprechsaal 1892, S. 981,982, 1003, 1004 
In den größeren Schriftwerken über Glasfabrikation finden sich wohl auch Capitel über die Her 
stellung der Strasse, künstlichen Edelsteine u. s. w., worin deren Vorgeschichte ausführlich erör 
tert ist, auch eine kurzgefaßte Darstellung der Erzeugungsweise, wie eine größere Auswahl von 
Recepten angegeben sind. In Nachstehendem will ich nun versuchen, ein möglichst klares Bild 
über diese Fabrikationsweise aus der Praxis zu veranschaulichen. 
In dem Handbuche der Glasfabrikation von Dr. E. Tscheuschner ist Seite 537, anläßlich eines 
Rubinsatzes von Pohl, auch die böhmische Compositionsbrennerei erwähnt. Da dieselbe we 
sentlich von der Hohl= und Tafelglasfabrikation abweicht, auch nur an wenigen Orten, wie in Ga 
blonz in Böhmen, im französischen Jura und in Paris, fabrikmäßig oder als Hausindustrie betrie 
ben wird, so dürfte Manches davon noch wenig bekannt, aber von allgemeinerem Interesse sein. 
Lieber die theoretischen Grundlagen verweise ich dabei auf das betreffende Capitel in Dr. 
E. Tscheuschners Handbuch; doch in der Praxis muß dabei so Manches modificirt und den ge 
schäftlichen Anforderungen angepaßt werden, wie auch besondere Specialitäten und Arbeits 
methoden, welche nur durch jahrelange Erfahrungen und mühsame Versuche erworben und, 
sorgfältig geübt werden. 
Da die stark blei=, alkali= und borreichen Glassätze solcher Compositionen ein wiederholtes 
Schmelzen in gewöhnlichen Glashäfen nicht zulassen, weil diese, selbst bei schwach gehenden 
Oefen, in 2-3 Schmelzen durchlöchert sein und außerdem auslaufen würden, so findet hierbei 
eine ganz andere Schmelzmethode Anwendung. Es wird nämlich das vorbereitete Gemenge in 
große Töpfe gefüllt, welche wieder in auf deren halbe Höhe reichende Näpfe gestellt werden, ein 
Zwischenraum ringsum und am Boden zwischen Topf und Napf, 20 mm weit, wird mit reinem 
Kiessande ausgefüllt. Solche Töpfe, welche sich am besten dafür eignen, werden meist aus 
Bunzlau in Preußisch=Schlesien bezogen; dieselben sind aus einem vorzüglich feuerfesten 
Thon mit einer schwer schmelzbaren Lehmglasur versehen und sehr scharf gebrannt. Die Form 
ist die der gewöhnlichen Rahmtöpfe mit zwei Henkeln, die Wandstärke ist 5-7 mm, der Topf faßt 
zwischen 22-25 Liter. Die Glasur der Topfwände ist nothwendig, um den sonst schon harten 
Thonscherben noch mehr zu dichten und einestheils gegen die angreifende Wirkung der stark 
basischen Schmelzmaterialien zu schützen, anderentheils das Uebergehen auch der geringsten 
Menge von Thonerde in die Compositionsmasse zu verhindern. Bei der besonderen Härte der 
Lehmglasur ist eine färbende Einwirkung von derselben selbst auf die reinsten Krystallschmel- 
zen kaum zu bemerken. 
Das Gemenge wird bis zum oberen Rande des Topfes gefüllt, ein irdener Deckel wird daraufge 
legt und die Randfuge mit frischem Thon gut verstrichen, um die Rauchgase möglichst abzuhal 
ten, da sonst eine Grünfärbung der Masse eintritt. So werden diese Töpfe sammt den äußeren 
Näpfen, welche aus unglasirtem Thon bestehen, in den Schmelzofen eingesetzt. Der Fassungs 
raum eines solchen Ofens ist in der Regel auf 6 Töpfe berechnet; auf den Bänken, wo die Töpfe 
stehen, wird eine Sandschicht von 20-30 mm Höhe ausgebreitet. Nach 7-8 ständigem Anwär 
men des Ofens und der Töpfe wird das Feuer vestärkt und dann 15-18 Stunden, auch länger, 
auf entsprechender Schmelzhitze gehalten, worauf man das Feuer ausgehen und den Ofen 
sammt Inhalt sehr langsam erkalten läßt. Nach dem Schmelzen zeigt sich, daß die eingefüllte 
Masse nun einen bedeutend geringeren Raum einnimmt und höchstens zwei Fünftel des Topfin 
haltes ausfüllt, trotz vorherigen Ausglühens und Pulverisirens des Borax, wie Calciniren der Pott 
asche und Soda, was nöthig ist, um ein Steigen des Gemenges zu vermeiden. Ein Nachfüllen fri 
schen Gemenges während der Schmelze ist nicht zulässig, eine größere Quantität des fertigen 
Glases ist nicht zu erreichen. 
Die Form des Schmelzofens ist sehr einfach und dürfte an die ältesten Einrichtungen dieser Art 
erinnern. Der Innenraum ist rechteckig mit flachem Gewölbe, auf einer Stirnseite ist eine größere 
Oeffnung, durch welche die Töpfe eingebracht werden, worauf dieselbe jedesmal vermauert 
wird. Das Feuer tritt durch einen schmalen Schlitz, welcher von vorn nach hinten in der Mitte des 
Ofens läuft, in den Schmelzraum, sodaß zu beiden Seiten dieses Feuerschlitzes je drei Töpfe an 
einer Ofenseite stehen. Der tiefer liegende Feuerheerd ist mit einem Rost aus Stäben von 36- 
40 mm starkem Quadratschmiedeeisen eingerichtet, die Feuerungen befinden sich an der vor 
deren und hinteren Stirnseite des Ofens. 
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